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Die neue arabische Welt

Die neue arabische Welt

Titel: Die neue arabische Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Großbongardt
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demokratischen Wandel, der von der Mittelschicht und der gebildeten Jugend getragen wird: »Statt der Clans und Cliquen, die sich jahrzehntelang schamlos bereichert haben, brauchen wir junge, gut ausgebildete Minister.« Vorwürfe aus der Heimat, er sei in Aix-en-Provence,
wo er ein Haus hat, zum Luxus-Exilanten mutiert und als Kulturchef zum politischen Wendehals obendrein, kontert er lächelnd: »Meine Kritik am Regime hat sich nicht geändert.« Tatsächlich ist sein Urteil über den seit zwölf Jahren regierenden Staatschef Abdelaziz Bouteflika vernichtend. »Das System ist wurmstichig, die Korruption hat sich als Nationalsport etabliert, die Justiz ist einäugig. Es herrschen Nepotismus und soziale Ausgrenzung. Die Parteien sind bloße Fassaden.« Gewiss, Öleinnahmen wurden in Straßen, Krankenhäuser, Schulen und Universitäten investiert. Doch der einfache algerische Bürger habe vom Boom nicht profitiert.
    Im Roman kehrt Younes am Ende zurück nach Algerien. Yasmina Khadra bleibt in Frankreich. Hier sei er dichter bei seinen Verlegern, sagt er, und geschützt vor der »Intrigenwirtschaft« der algerischen Neid-Zirkel. Aber immer wieder besucht er seine Heimat. »Algerien verfolgt mich«, heißt es im Buch, »bald trifft mich sein Giftpfeil, bald umweht mich sein Duft.«

ANHANG

    Lexikon der arabischen Länder
    Kolonialherren, Despoten und
halbherzige Reformer
     
    Von Anne-Sophie Fröhlich
    Ägypten
Arabische Republik Ägypten
    Hauptstadt: Kairo
Staatsoberhaupt: Militärrat
Politisches System: Präsidialrepublik
Bevölkerung: 85 Millionen
(etwa zehn Prozent koptische Christen)
Uno-Entwicklungsindex: Rang 101
BIP pro Kopf 1 : 5673 US-Dollar
     
    In mehr als 5000 Jahren Geschichte eroberten viele Herrscher das Land am Nil: Nach den Pharaonen kamen die Römer, später die arabischen Kalifen und die Türken. 1805 erlangte Mohammed Ali faktisch Autonomie vom Osmanischen Reich und leitete eine Modernisierung ein, doch europäische Mächte bestimmten zunehmend die Politik. Obwohl seit 1922 nominell unabhängig, blieb Ägypten unter britischer Verwaltung. In Aufständen 1881 (unter Ahmed Urabi) und 1919 gegen die Fremdbestimmung forderte das Volk politische Mitsprache. 1928 gründete der Volksschullehrer Hassan al-Banna die Muslimbruderschaft. Nach dem Sturz König Faruks wurde Ägypten 1953 Republik. Präsident Gamal Abd al-Nasser fuhr einen sozialistischen Kurs
und wurde zum Idol der panarabischen Bewegung. Nachfolger Anwar al-Sadat öffnete das Land ab 1970 vor allem wirtschaftlich nach Westen. Sein Frieden mit Israel 1979 isolierte Kairo in der arabischen und islamischen Welt. Gegen die starke Linke förderte Sadat die Islamisten. Am 6. Oktober 1981 erschossen ihn religiöse Extremisten. Der neue Staatschef Husni Mubarak galt dem Westen als Garant für Stabilität, der die Islamisten im Zaum hielt. Doch er regierte mit harter Hand weiter über Notstandsgesetze. Seit 2004 wuchs die Oppositionsbewegung. Im Februar 2011 zwingen ihn Massenproteste zum Rücktritt. Das Militär kontrolliert den Übergang zu Neuwahlen.
    Algerien
Demokratische Volksrepublik Algerien
    Hauptstadt: Algier
Staatsoberhaupt: Abdelaziz Bouteflika
Politisches System: Sozialistische Republik
Bevölkerung: 35,7 Millionen (etwa 30 Prozent Berber)
Uno-Entwicklungsindex: Rang 84
BIP pro Kopf: 8172 US-Dollar
     
    Vor der Besetzung durch die Franzosen 1830 herrschten die Deys, relativ unabhängige Regenten der Osmanen, über eine feudale Stammesgesellschaft. Die französische Kolonialherrschaft wurde brutal durchgesetzt. Die muslimischen Algerier erhielten keine vollen Bürgerrechte, obwohl ihr Land als Teil Frankreichs galt. Der Befreiungskrieg (1954 bis 1962) wurde beiderseits äußerst grausam geführt. Seit der Unabhängigkeit 1962 trieb Algier die Industrialisierung voran, baute Bildung und medizinische Versorgung aus. Angelehnt an die Sowjetunion, wurde Algerien zu einem einflussreichen Dritte-Welt-Staat,
aber auch zu einer korrupten Diktatur. Nach Brotunruhen 1988 leitete der Präsident eine Demokratisierung ein. Als bei der Parlamentswahl 1992 die Islamische Heilsfront (FIS) vorn lag, ergriff das Militär die Macht. Sieben Jahre tobte ein extrem blutiger Bürgerkrieg. Erst Präsident Bouteflika dämmte ab 1999 mit Amnestieangeboten die Gewalt ein. Aufstände hielten an. 2011: Nach Demonstrationen wird im Februar der Ausnahmezustand von 1992 aufgehoben.
    Bahrain
Königreich Bahrain
    Hauptstadt: Manama
Staatsoberhaupt: König Hamad Bin Issa Al

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