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Die neue Historia des Dr. Faustus 03 - Die Engelskrieger

Die neue Historia des Dr. Faustus 03 - Die Engelskrieger

Titel: Die neue Historia des Dr. Faustus 03 - Die Engelskrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Lúl, willkommen.«
     
    Ich schaute Angelina an, aber sie hatte nur Augen für den Mann am Boden. Auch Faustus ließ nicht von ihm ab, hielt weiterhin beide Hände auf den Oberkörper des Besessenen gepresst.
    »Was hat das zu bedeuten?«, flüsterte ich.
    »Ein altes Lied«, erklärte Faustus knapp. »Teil eines arabischen Rituals zur Dämonenbeschwörung.«
    Insgeheim dachte ich mir, dass es doch Faustus sein müsste, der solche Gesänge anstimmte, nicht der Besessene selbst! Aber natürlich schwieg ich, setzte mich neben Angelina in die Ecke und gab mich fortan damit zufrieden, alles genau zu beobachten. Wieder säuselte leiser Gesang über die Lippen des Ägypters:
     
    »Wallág, o Wallág,
    Willkommen, o Knecht der Meister!
    Er-Rifái ist bei ihnen,
    Und el-Kiláni ist bei ihnen,
    Und es-Saiyid ist bei ihnen,
    Und es-Dasúqi ist bei ihnen.«
     
    So ging es weiter, mit einer wahren Flut sonderbarer Strophen und Namen, die mir alle nichts sagten, trotz der vielen Monde an der Seite meines Meisters.
    Faustus hingegen schien angespannt zu lauschen, ehe er plötzlich, ganz abrupt, seine Hand auf den Mund des Besessenen legte und etwas auf Ägyptisch sagte, eine Kette lang gezogener Wörter und Silben.
    Als er die Hand wieder wegnahm, schwieg der Mann am Boden einen Moment lang, ehe er abermals zu sprechen anhob.
    »Die lebende Dreifaltigkeit«, sagte er, und seine Betonung verriet, dass er Worte aussprach, die er selbst nicht verstand. »Sucht die lebende Dreifaltigkeit. Ein Mann ist gestorben im Herzen der Kirche. Filius. Fragt nach dem Filius. Folgt der Spur des Spiritus. Findet den Dominus.«
    Angelina und ich wechselten einen verwirrten Blick.
    Faustus aber blieb ganz ruhig und verriet mit keinem Zucken die Aufregung, die zweifellos auch ihn gepackt haben musste. Wieder murmelte er etwas in der Heimatsprache des Besessenen, und abermals öffneten sich die Lippen des Mannes. Weiterer Schaum sprudelte hervor, dann sagte er mit starkem Akzent: »Die lebende Dreifaltigkeit … ist die Lösung … aller Rätsel.«
    Und damit schwieg er. Schwieg und rührte sich nicht mehr.
    »Ist er tot?«, fragte ich nach einer Weile angespannten Wartens.
    Faustus verneinte. »Er lebt. Aber der Geist hat ihn verlassen.«
    »Einfach so?«
    »Es ging nicht um diesen armen Kerl hier«, entgegnete Faustus. »Er war nur der Botschafter.«
    »Botschafter von wem?«
    »Einer höheren Macht«, antwortete mein Meister mysteriös. Das war wieder einer der Augenblicke, in denen ich ihn hätte schütteln mögen. Warum konnte er seine Gedanken nicht klar aussprechen? Warum diese Geheimnistuerei? Ich konnte es mir nur so erklären, dass sein Pakt ihn in gewissen Dingen zum Schweigen verpflichtete, und nur deshalb bohrte ich nicht weiter.
    (Ich weiß, schadenfroher Leser, dass Ihr einen anderen Verdacht hegt. Ihr glaubt, ich hätte aus Feigheit geschwiegen, aus Angst, dass er mich anbrüllt oder mit der Rute schlägt. Hah! So gut also glaubt Ihr den alten Wagner zu kennen! Fluch über Euch und Euer Misstrauen, über Eure Zweifel an meinen Worten und Eure scharfen Augen! Mögen sie Euch aus den Höhlen faulen, auf dass Ihr nie erfahren werdet, wie diese Sache zu Ende ging! Ich höre Euch schon jammern und wehklagen, mich anflehen, Euch doch den Rest zu erzählen. Von wegen! Unwissend seid Ihr geboren und unwissend sollt Ihr zugrunde gehen!)
    »Er wird jetzt schlafen«, sagte Faustus und verschränkte die Hände des Mannes auf dessen Brust.
    »Spätestens morgen ist er wieder auf den Beinen und wird sich an nichts mehr erinnern.«
    »Spätestens morgen landet er auf der Streckbank«, brachte ich die Worte des Kerkermeisters in Erinnerung.
    »So ist es wohl«, stimmte mein Meister mit einem Stoßseufzer zu. »Wir können nichts daran ändern.«
    Er ließ von dem bedauernswerten Wurm am Boden ab und trat zur Tür. Angelina und ich erhoben uns.
    Gerade wollte er die Hand heben, um den Soldaten an der Außenseite Klopfzeichen zu geben, da fragte ich: »Herr, was hat es damit auf sich? Mit diesem Gerede von der lebenden Dreifaltigkeit?«
    »Ich denke, wir werden es bald erfahren«, sagte er. Seine Hand ruhte abwartend auf dem Holz der Tür. »Spätestens in Rom.«
    Draußen vor dem Gitterfenster riss die Wolkendecke auf. Sonne flutete die Zelle.
    Der Hageldonner auf dem Dach verstummte.
    Und in der Ferne heulte ein schwarzer Hund.
    Es wurde Nacht, ehe man uns endlich ziehen ließ.
    Vor dem Tor des Palastes standen zwei Gestalten in purpurfarbenen

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