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Die neue Menschheit

Die neue Menschheit

Titel: Die neue Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chad Oliver
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unbedingt.«
    Varnum starrte ihn an. Seine Handflächen fühlten sich klamm an. »Ich habe mich gegen die Konditionierung entschieden! Und ich tat es bei einer öffentlichen Ratssitzung …«
    »Lassen Sie mich doch erst zu Ende sprechen! Was haben Sie denn schon zu verlieren?«
    Varnum zuckte die schweren Schultern. »Alles und nichts. Das kommt auf den Standpunkt an, glaube ich. Sie werden sicher nicht ausreisen.«
    »Ich kann nicht fort, selbst wenn ich wollte, aber ich will auch nicht. Ich bin für diesen Job nicht der Richtige, dazu bin ich zu zivilisiert, zu weich, vermutlich. Ich wäre vom Wesen her der Falsche. Wir brauchen einen, der überlegen kann, kein Opfer. Sie würden es schaffen. Von all den Milliarden auf der Erde hätten Sie die größte Chance. Das ist nicht nur meine Meinung, sondern von den Computern festgestellt. Das ist eine Verantwortung, der Sie sich stellen sollten.«
    »Verantwortung? Selbst wenn die Computer recht hätten – und wie oft haben sie schon Fehler gemacht? –, was soll das heißen. Verantwortung wofür? Mich als Jäger auf einer Welt, Lichtjahre von der Erde entfernt, zu versuchen? Warum zum Teufel? Was könnte ich erreichen, selbst wenn das verdammte Experiment funktionierte?«
    »Sie könnten uns vielleicht alle retten«, antwortete Ira Luden sanft.
    Varnum setzte sich. Er fühlte sich plötzlich entsetzlich müde. »Ich fürchte, das verstehe ich nicht. Erklären Sie?«
    Luden nickte. »Was wir hier haben – Abgeschlafftheit, Langeweile, Unzufriedenheit, Nichtglücklichsein –, darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden, Varnum. Es ist ein Symptom einer tödlichen Krankheit. Das menschliche Tier wird mit vielem fertig und kann so mancher Herausforderung trotzdem, das hat es schon oft bewiesen. Aber wenn es keinen Sinn mehr darin sieht weiterzumachen, macht es auch nicht weiter. Wenn gegen diesen Zustand nichts unternommen wird, wird er uns vernichten. Ich meine nicht heute oder morgen, aber schließlich wird es dazu kommen. Ein Tier, das nur halb lebt, ist bereits halb tot. Wir müssen neue Wege gehen.«
    »Das hört sich sehr dramatisch an.«
    »Nur, wenn Ihnen die Zukunft der Menschheit etwas bedeutet. Wenn nicht, ist es bloß ein weiterer Beweis meiner Feststellung.«
    »Ich muß gestehen, ich habe mich nie als Retter der Spezies gesehen. Die Vorstellung einer kollektiven Menschheit ist ein wenig abstrakt für mich. Ich weiß ehrlich nicht, ob ich mir etwas daraus mache oder nicht.«
    »Überlegen Sie selbst«, sagte Ira Luden ruhig. »Wenn Sie der Beste sind, den wir haben und Sie nicht an der Chance interessiert sind, was sagt Ihnen das?«
    »Es sagt mir, daß ich das Ganze immer noch nicht verstehe. Was erwarten Sie eigentlich genau von mir? Was springt für mich dabei heraus? Und wenn ich es täte, wie könnte ich dadurch anderen helfen? Wann essen wir eigentlich? Mit einem leeren Magen kann ich schlecht denken.«
    Ira Luden lachte und wechselte in seine Rolle als liebenswürdiger Gastgeber über. »Das hört sich schon mehr wie der alte Varnum an. Gehen wir ins Haus.«
    Erst nachdem Varnum satt und das Geschirr aufgeräumt war, fragte er: »Also, was ist dieses Experiment, und was soll es beweisen?«
    Luden wirkte völlig entspannt. »Wir haben diesen neuen Planeten, der ökologisch für Menschen wie geschaffen ist. Wir möchten eine kleine Gruppe dorthin befördern und sehen, was geschieht. Doch im Gegensatz zu den bisherigen Kolonien wollen wir den Leuten die Kultur nicht mitgeben …«
    »Das ist unmöglich!«
    »Glauben Sie? Ich würde eher sagen, umgekehrt ist es unmöglich. Wenn man lediglich eine Gruppe Freiwilliger dort absetzt und sie sich selbst überläßt, was passiert dann? Sie erinnern sich, natürlich. Sie wissen zuviel, das sagten Sie selbst vor dem Rat. Gute Vorsätze genügen nicht. Ein eiserner Wille genügt nicht. Diese Menschen brauchen keine Waffen zu erfinden, müssen den Ackerbau nicht entdecken und auch nicht das Domestizieren von Tieren. Das haben sie schon alles getan, es ist Teil ihres Kulturerbes. Sobald die Lage schwierig wird – was ziemlich unmittelbar der Fall sein dürfte –, werden sie ganze einfach versuchen, den gleichen Weg von neuem zu beschreiten. Vielleicht haben sie Erfolg, vielleicht nicht, wie auch immer, es würde nichts beweisen. Aber wenn sie wirklich ganz von vorn anfangen müßten – wenn sie keine Erinnerung an unsere Lebensweise haben und an alles, was ihr vorherging – nun, das wäre doch eine

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