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Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Titel: Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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zunächst zum Heiligtum der Artemis Brauronia, Schutzgöttin der Schwangeren. Das Gebäude war kein wirklicher Tempel, sondern eine Säulenhalle, die vermutlich zur selben Zeit wie die Propyläen entstand. Die Holzstatue im Inneren der Säulenhalle trug in der Antike Kleidungsstücke, die ihr huldigende Frauen darbrachten, um sich für ihre Schwangerschaft Gutes zu erbitten. Gleich neben dem Artemis-Heiligtum befand sich eine längliche Halle, die Chalkothek, in der Waffen und Weihgeschenke aus Bronze aufbewahrt wurden. Auch dieses Gebäude existiert nicht mehr, wohl aber dahinter der Parthenon, größtes und eindrucksvollstes Bauwerk der Akropolis von Athen.
    Der unter Perikles errichtete Tempelbau wurde 432 v. Chr. nach erstaunlich kurzer Bauzeit von nur fünfzehn Jahren fertiggestellt. Tempel wurden in der Antike zuhauf gebaut, und natürlich war jede Stadt darauf bedacht, den ihnen wichtigen Gottheiten besonders prachtvolle Bauten zu schaffen – nicht zuletzt, um deutlich zu machen, was sie zu bauen imstande war. Schon der Tyrann Peisistratos hatte in Athen den Bau eines repräsentativen Zeus-Tempels begonnen, aber sein Sturz hatte die Fertigstellung verhindert. Auch ein weiterer Tempelbau auf der Akropolis war vor den Zerstörungen durch die Perser nicht mehr vollendet worden.

    Die Neuplanung dieses Großbaus war ein Politikum. Perikles hatte die Kasse des Delisch-Attischen Seebundes von der Insel Delos nach Athen verlegen lassen – vorgeblich zu ihrem Schutz, aber letztlich war diese Maßnahme unübersehbarer Ausdruck des Vormachtanspruchs Athens im neuen Verteidigungsbündnis. Der Parthenon als Tempel für die jungfräuliche Athena (Athena Parthenos) wurde aus ebendieser Kasse finanziert – und war streng genommen gar kein Tempel, sondern ein Profangebäude in Tempelform, nämlich das Schatzhaus des Seebundes und des athenischen Stadtsäckels. Auch wenn er in der Größenordnung griechischer Tempelbauten im Mittelfeld liegt – mit fast 22 Metern Höhe, über einhundert hoch aufragenden Säulen und majestätisch über Athen thronend –, kann man sich seiner Wirkung nicht entziehen. Vermutlich war er in bewusster Konkurrenz zum stolzesten griechischen Tempel errichtet worden: dem Zeus-Tempel in Olympia. Der Parthenon aber wurde das erste Gebäude Athens, das ganz aus Marmor errichtet wurde.
    Der Eindruck von Größe wird mittels verschiedener architektonischer Tricks sogar noch verstärkt, so durch sich nach oben verjüngende Säulen oder ein geringfügiges, aber wirkungsvolles Ansteigen der Stufen zur Mitte der Freitreppen hin. Diese Krümmung durchzieht das gesamte Gebäude und lässt es nochmajestätischer wirken. So einfach-einleuchtend der Bau wirken mag, so ausgeklügelt ist der zugrunde liegende architektonische Plan. Das gekonnte Feilen an jedem Baustein erleichterte die Restaurierung des im 17 . Jahrhundert kriegsbeschädigten Tempels, denn jeder Stein passt nur an eine ganz bestimmte Ecke.
    Die Baukosten allein des Parthenon beliefen sich insgesamt auf stattliche fünf Tonnen Silber. Für den Bau wurden, wie auch bei den Propyläen, die verschiedenen Kunst- und Architekturstile Griechenlands eingesetzt, ablesbar unter anderem an der Verwendung strengerer dorischer und eher verspielter ionischer Säulen. Auf drei Seiten von Säulen umgeben, stand im Hauptraum, der Cella, das kostbare, riesige Athena-Kultbild aus Gold und Elfenbein. Von ihm ist nichts geblieben als ein Pfostenloch an der Stelle, wo es sich einst befand. Da die Athena-Statue aber zu den berühmtesten Skulpturen der Antike gehörte, wurde sie häufiger als jede andere Statue beschrieben und oft kopiert, so dass man sie in verkleinerten Nachbildungen noch heute in vielen Museen der Welt bewundern kann. Das originale Kultbild war zwölf Meter hoch, und allein das verwendete Gold wog über tausend Kilo – man konnte es zur Kontrolle, dass nichts davon gestohlen worden war, abnehmen und wiegen.
    Der Bauschmuck des Parthenon ist kaum weniger berühmt als die Gesamtansicht des Tempels. Oben an der Fassade verliefen, ursprünglich bemalt und daher noch erheblich wirkungsvoller, ringsherum 92 Metopen, deren Darstellungen den Christen, die später aus dem Tempel eine Kirche machten, derart missfielen, dass sie sie abmontierten. Nur die Darstellungen auf der Südseite blieben am Ort, wurden aber Ende des 17 . Jahrhunderts zerstört. Abgebildet waren Kampfszenen, so der Götter gegen die Giganten, der Griechen gegen die Perser oder gegen die

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