Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte
allem der Parthenon.
Unmittelbar vor den Propyläen, der monumentalen Toranlage der Akropolis, liegt der Athena-Nike-Tempel, der zwar nie zweckentfremdet, allerdings mehrmals abgetragen und wiederaufgebaut wurde. Der Stadt- als Siegesgöttin wurden für diese Kultstätte nur bescheidene Ausmaße zugestanden – nicht nur für Athener, sondern für griechische Verhältnisse insgesamt ist dieser Tempel recht klein geraten. Dafür war er zierlich-hübsch, reich verziert mit Abbildungen von zahlreichen Kampfszenen sowie einer Götterzusammenkunft – und umgeben mit einem künstlerisch exquisit gestalteten Geländer aus Stein.
Die Propyläen als Neubau des alten Zugangs zur Akropolis dienten als eindrucksvolles Eingangstor, das gleichzeitig die Wertschätzung der Athener für ihre Stadtgöttin zum Ausdruck brachte sowie auf deren Macht und Größe verwies. Auch wenn ihre Monumentalität anderes vermuten lässt, sind sie gar nichtvollendet worden, was vermutlich der Peloponnesische Krieg vereitelte, der schon wenige Jahrzehnte später die Blüte Athens beenden sollte. Der Pluralbegriff (ein Torbau heißt auf Altgriechisch propylon ) erklärt sich aus dem grandiosen Maßstab des Zweckbaus, der nicht nur als respektheischender Eingang fungierte, sondern auch Nebengebäude erhielt, darunter einen mit Gemälden ausgestatteten Ruheraum für antike Akropolisbesucher. Die bekannteste Ansicht der Propyläen ist die des Mittelbaus mit links und rechts vom Durchgang je drei acht Meter hohen dorischen Säulen; im Inneren standen ursprünglich noch mächtigere Säulen von zehn Metern Höhe, gefertigt im ionischen, also aufwändigeren Stil. Zwischen diesen Säulen hindurch zog die Opferprozession der Panathenäischen Festspiele, um oben auf dem Plateau der Akropolis der Göttin Athena zu huldigen. Ob Festprozession vor zweieinhalb Jahrtausenden oder touristische Wallfahrt heute – das Bauwerk verfehlt seine Wirkung nicht.
Nach dem Gang durch den Säulenweg der Propyläen ging es linker Hand, vorbei an kleineren Gebäuden und der Statue der Athena Promachos, zum Erechtheion mit der berühmten Korenhalle. Das Standbild der Athena als Vorkämpferin (griech. Promachos ) ist nicht erhalten, aber sein Standort noch erkennbar. Es handelte sich um eine Schätzungen zufolge mindestens neun Meter hohe Bronzestatue, von deren Aussehen außer antiken Beschreibungen auch Münzabbildungen zeugen. Sie sei weithin sichtbar gewesen, schon vom Meer aus habe man Helm und Lanze erspähen können, schreibt Pausanias, der im 2 . Jahrhundert n. Chr. einen Griechenlandreiseführer schrieb, und dass sie aus der persischen Kriegsbeute finanziert worden sei. An älteren Mauern vorbei ging es weiter, rechts hinter den Mauern liegen die Fundamente des alten Athena-Tempels, des Hekatompedon,der im Beschuss der Perser zerstört worden war. An seiner Stelle hatte zuvor der mykenische Königspalast gestanden.
Reichhaltiger sind die Überbleibsel des Erechtheions, welches das Heiligtum der Athena aus dem zerstörten Tempel und andere auf dem Akropolisfelsen verstreut vorhandene Kultbilder aufnehmen sollte. Der Name Erechtheion leitet sich her vom mythischen Urkönig Athens, Erechtheios, Sohn des Gottes Hephaistos und von Athena großgezogen, dessen Palast sich an dieser Stelle befunden haben soll. Das uneindeutige Bauwerk, das noch dazu wie die Propyläen nie seine geplante Endform erhielt, gibt Archäologen einige Rätsel auf. Das liegt auch daran,dass hier nebeneinander verschiedene, zum Teil sehr alte Kulte ihren Platz fanden und das Gebäude in den nachfolgenden Jahrhunderten umgebaut und umgenutzt wurde: Es diente nicht nur als christliche Kirche, sondern auch als Regierungssitz fränkischer Herzöge und als türkischer Harem. Neben der Stadtgöttin Athena Polias huldigte man hier zwei weiteren olympischen Göttern, Poseidon und Hephaistos, einem weiteren Urkönig namens Kekrops und nebenan dessen Tochter Pandrosos sowie dem athenischen Heros Butes. Allesamt waren sie wichtige Figuren im mythisch-religiösen Selbstverständnis der Athener, jeder bekam eigene Örtlichkeiten im und um den Götter- und Heldenbau, was die eigenwillige Gestalt des Gebäudes wenigstens teilweise erklärt.
Weltweit bekannt und beginnend mit römischen Kaisern über die Jahrhunderte gern kopiert ist die Korenhalle nahe des Kekrops-Grabes, deren Dach von Mädchenskulpturen statt von Säulen getragen wird.
Von den Propyläen aus an der Südseite des Plateaus entlang geht es
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