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Die Novizin

Die Novizin

Titel: Die Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Falconer
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hätte treu ergebene Boten auf dieser Erde nötig.
    Ich wusste, warum mein Vater ihn in unser Haus eingeladen hatte. Er tat es auf das Betreiben meiner Mutter hin, die nicht viel für die Kirche übrig hatte und noch viel weniger für meine Bestimmung. Nach einigen höflichen Floskeln zogen sich meine Eltern in das Schlafzimmer im oberen Stockwerk zurück und ließen mich mit dem Mönch allein. Der nippte an seinem Wein und starrte nervös ins Feuer. Mir fiel auf, dass seine Hände zitterten.
    Während ich darauf wartete, dass er zu sprechen begann, machte ich keinerlei Anstalten, ihm seine Aufgabe zu erleichtern. Dazu war ich nicht aufgelegt.
    »Nun denn. Ihr gedenkt also, Euer Leben in den Dienst Gottes zu stellen«, sagte er schließlich, ohne mir dabei wirklich ins Gesicht zu blicken.
    »Ich glaube, dass Gott dies von mir erwartet«, antwortete ich.
    Er nahm diese Bemerkung zum Anlass, mir seine theologischen Theorien darzulegen, und glaubte wohl, mich mit seiner gelehrten Art einschüchtern zu können.
    Viele junge Männer – so sagte er – betrachteten das Klosterleben als Gelegenheit, sich zu bessern. Wenn sie das Armutsgelübde ablegten, bedeute dies lediglich, keinerlei Eigentum an Söhne weitergeben zu können, die sie ohnehin niemals haben würden. Sie wollten ein vergleichsweise ruhiges Leben führen, gut speisen und im Namen der Kirche Besitztümer für sich selbst erwerben. Und es sei eine Tatsache, dass ihr Leben oftmals mit einer Muße gesegnet sei, die dem gemeinen Volk verwehrt bliebe.
    Er fügte hinzu, dass einige Frauen eine ähnliche Zuflucht suchten, vor allem jene, die keinen Ehemann fanden, weil sie unansehnlich oder ohne Mitgift waren.
    »Findet Ihr mich unansehnlich?«, fragte ich ihn.
    »Keineswegs, nein«, erwiderte er und errötete. »Nein, überhaupt nicht!«
    »Was hat dann all dies mit meinem Fall zu tun?«
    »Ich weise nur darauf hin, dass dies die gewöhnlichen Gründe sind, warum ein Mädchen in das Noviziat einzutreten wünscht. Ich kann mir nicht erklären, warum Ihr dasselbe zu tun wünscht.«
    »Weil ich glaube, dass Gott es von mir erwartet – wie ich Euch bereits sagte.«
    »Wie kann es sein, dass eine Jungfrau wie Ihr den Willen Gottes kennt, während sich Gelehrte seit Jahrhunderten mit den göttlichen Wegen beschäftigen, und unter ihnen immer noch Uneinigkeit herrscht? Das Göttliche kann nur der Heilige Vater in Rom wirklich verstehen, und sogar seine Heiligkeit bekundet gelegentlich Verwirrung.«
    Ich gab keine Antwort. Er hatte die Absicht, mich mit seinen Argumenten zu verunsichern, was unter diesen Dominikanern eine gebräuchliche Methode war. Aber es gibt Überzeugungen des Herzens, denen mit den Mitteln des Verstandes nicht beizukommen ist.
    »Heraus mit der Sprache, mein Kind!«
    Es erstaunte und verärgerte mich, dass er es wagte, mich ›Kind‹ zu nennen, obwohl er nur wenig älter war als ich selbst. Andere mögen vor den Worten eines Mönches ebenso große Ehrfurcht haben wie vor dem Wort Gottes, aber ich war von einer Frau großgezogen worden, die zwar Gott liebte, nicht jedoch seine Geistlichen.
    »Warum seht Ihr mich auf diese Weise an?«, fragte ich ihn.
    Meine Direktheit verursachte ihm Unbehagen, was mich nicht weiter wunderte. Er gab vor, verwirrt zu sein, und errötete bis an die Wurzeln seines schönen blonden Haars.
    »Ich verstehe nicht, was Ihr damit meint.«
    »Solche Blicke bin ich von den Arbeitern und Zimmermännern meines Vaters gewöhnt, nicht aber von einem Mönch.«
    Diese Bemerkung verschlug ihm den Atem. Ich weiß, dass ich zu vorlaut bin, mein Vater hat mir dies schon viele Male vorgehalten. Ich nahm an, dass der Mönch mir nun einen Vortrag über die Sünden Evas halten würde, wie üblich bei den Geistlichen. Doch stattdessen sanken seine Schultern wie unter der Last einer schweren Bürde nach vorn, und er starrte angestrengt in das Kaminfeuer.
    »Ich habe Gott gegenüber ein Treuegelöbnis abgelegt«, sagte er. »Dennoch bin ich immer noch ein Mann. Dieses Gelübde ist keine Kleinigkeit, denn ich ringe jeden Tag damit.«
    Seine Offenheit wirkte entwaffnend. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie mich derart anrühren würde. Nun taten mir meine Worte Leid.
    »Das Gelübde mag Euch unbedeutend erscheinen«, fuhr er fort. »Aber mit jedem Jahr lastet es schwerer auf mir. Darüber solltet Ihr nachdenken, bevor Ihr diesen Weg wählt.«
    »Aber Ihr seid ein Mann Gottes, Vater. Haltet Ihr es für falsch, dass ich mein Leben Gott

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