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Die Novizin

Die Novizin

Titel: Die Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Falconer
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seine Kunstfertigkeit und Ehrlichkeit hoch geschätzt.
    Als Sekretarius des Priors war ich damit betraut worden, die Instandsetzungen in Auftrag zu geben. Ich traf mich also mit Anselm, um die Reparaturen zu besprechen und den Lohn für ihn und seine Arbeiter auszuhandeln.
    Während dieses Treffens, das auf dem Platz vor der Kathedrale stattfand, erblickte ich zum ersten Mal Madeleine de Peyrolles. Sie bahnte sich gerade einen Weg durch die Menge auf dem Markt und trug einen Weidenkorb mit Brot, Speck und einem Krug Wein. Zuerst sah ich allerdings nur ihr flammend rotes Haar, das inmitten der grauen Menschenmasse vor der Kathedrale wie eine Fackel leuchtete.
    Einige Herzschläge lang bemerkte ich nichts mehr vom Lärm der Straßenhändler, von den feilschenden und streitenden Marktgängern, dem Hundegebell und dem Gestank der Leute. Mein Blick haftete an der Besitzerin dieser Mähne, einer jungen Frau, schlank und biegsam wie ein Schilfrohr. Dann bemerkte ich, dass sie genau auf uns zusteuerte, und verspürte eine vage Furcht.
    Anselm de Peyrolles’ Stimme ließ mich aufschrecken und holte mich in die Realität zurück. Er hatte mit einem Stock den Grundriss des Dominikanerpriorats in den lehmigen Boden gezeichnet und wies nun auf eine der Markierungen.
    »Wenn wir die Wand auf dieser Seite des Gebäudes entfernen und es dann bis dorthin ausbauen, müsste das den Ansprüchen des Priors genügen. Falls es Euch möglich ist, mich und drei Zimmermänner sowie sechs Hilfsarbeiter zu bezahlen, können wir die Arbeit bis zum Herbst erledigen.«
    »Die Frage der Kosten ist noch zu klären«, sagte ich und versuchte, mich wieder auf die vor mir liegende Aufgabe zu konzentrieren. Doch inzwischen hatte uns die junge Frau mit den roten Haaren erreicht, war stehen geblieben und wartete geduldig darauf, dass Anselm ihre Anwesenheit zur Kenntnis nahm. Was er auch bald darauf tat.
    »Dies ist meine Tochter Madeleine, Vater«, sagte er.
    Wie ich bald erfuhr, war das junge Mädchen seine einzige Tochter. Ich will Madeleine hier beschreiben, denn ich habe sie noch immer so klar und deutlich vor Augen als würde sie vor mir stehen.
    Da ihr Vater kein armer Mann war, trug sie ein langes, feinwollenes Oberkleid mit engen Ärmeln und darunter ein hochgeschlossenes Unterkleid aus Leinen. Ihr Rock reichte bis fast auf den Boden. Ihre Füße steckten in Schuhen aus weichem Kalbsleder.
    Ihr rotes Haar wirkte wild und ungebändigt, dennoch war es sauber und leuchtete in der Sonne. Ihre Kleidung verströmte den Duft von Lavendel, und wer jemals den Markt vor der Kathedrale besucht hat, wird wissen, dass dies in der Tat ein äußerst betörender Wohlgeruch ist.
    Als Zweites fielen mir ihre Augen auf. Sie waren von einem kräftigen Grün und verhießen einem Mann wie mir die ewige Verdammnis.
    Ich gestehe, dass ich sie länger anstarrte als es sich geziemte. Und als sie meinen Blick bemerkte, senkte sie nicht ihre Augen, wie es sich ebenfalls geziemt hätte, sondern starrte auf eine Art und Weise zurück, die ebenso aufwühlend wie unanständig war.
    Ihr mögt euch darüber wundern, dass ein Mönch wie ich ihr solche Beachtung schenkte. Und Ihr habt vollkommen Recht. Es war eine Sünde. Vom ersten Moment an hatte sie mich verhext. Ich war ganz und gar in ihrer Gewalt. Der Teufel hatte meinen Sturz zweifelsohne erwartet, genüsslich und seines Erfolges gewiss.
    Ich erinnere mich, dass ich schließlich meinen Blick von ihr losriss – so bereitwillig, wie ein Verhungernder einen voll gehäuften Teller fortschiebt. Von diesem Augenblick an gab ich vor, sie zu ignorieren, was mir allerdings nicht besonders gut gelang. Es war, als lägen Felsbrocken auf meiner Brust. Begierde – oder Liebe, wie die Minnesänger jenes Gefühl nennen – ist der altbekannte Feind jedes Mönches, und ich glaube noch immer, dass ich diesen Feind eines Tages hätte besiegen können, wenn der Teufel nicht derart raffiniert in den Lauf der Dinge eingegriffen hätte.
    Anselm nahm seine Mahlzeit entgegen, und ich setzte das Gespräch mit ihm fort. Aber ich gebe zu, dass meine Augen seiner Tochter folgten, die sich durch das Menschengedränge auf der Straße langsam von uns entfernte und schließlich verschwand.
    Während Anselm seine Pläne für unser Priorat erläuterte, hörte ich nur mit einem Ohr zu und brachte unsere Unterhaltung schnell zu einem Ende. Ich hatte bereits die halbe Stadt durchquert, als mir einfiel, dass ich gar nicht über die Höhe der Entlohnung mit

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