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Die Nymphe Eva

Die Nymphe Eva

Titel: Die Nymphe Eva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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am
Verdursten, Lieutenant?«
    »Ich brauche ein Telefon und
ein Telefonbuch«, sagte ich.
    »In der Diele liegt ein
Telefonbuch neben dem Telefon«, sie wies mit dem Kopf nach der inneren Tür,
»dort draußen. Ich habe schon heute früh eine geschlagene Stunde lang versucht,
meine Tante zu überreden, Wolfe anzurufen, oder mich anrufen zu lassen, aber
sie wollte nicht. Schließlich raffte sie sich dazu auf, das Büro des Sheriffs
anzurufen, und sie bekam beinahe einen Herzanfall, nachdem sie das getan
hatte.« Ihre Stimme war von kaltem Zorn erfüllt. »Es ist einfach jammervoll,
wie dieses Mistvieh von einem Mann es im Lauf der
Jahre geschafft hat, sie so einzuschüchtern, daß sie jedesmal beinahe in die Ecke kriecht, wenn er sie nur ansieht.«
    »Er möchte nicht, daß sie sich
in seine Privatangelegenheiten mischt«, wiederholte ich düster, »auch nicht,
wenn er ihr ihren Schmuck wegnimmt, um ihn zur Überwindung einer finanziellen
Krise zu verkaufen! Dane Garow muß wirklich ein
Herzchen sein.«
    »Hat sie Ihnen erzählt, wodurch
diese finanzielle Krise hervorgerufen worden ist?« fauchte die nordische
Nymphe.
    »Nein«, sagte ich.
    »Fragen Sie sie danach«, schlug
sie mit Heftigkeit vor. »Tante Thelma ist eine viel zu nette Frau, um dunkle
Geheimnisse allzulange für sich behalten zu können,
wenn sich ihr jemand mit einem Skalpell nähert.« Sie nahm das Tablett mit den
Gläsern und marschierte mit in wütendem Beschützereifer geradezu erstarrter
Haltung auf die Terrasse zurück.
    Ich entdeckte das Telefonbuch
in der Diele, suchte Gilbert Wolfes Nummer heraus und nahm den Hörer ab. Es
meldete sich niemand, was an einem Sonntagmorgen nicht verwunderlich war, und
ich versuchte es mit seiner Privatnummer.
    »Ja?« sagte eine trockene,
abweisend klingende Stimme nach dem vierten Rufzeichen.
    Ich teilte ihm in Kürze alles
Erforderliche mit und fragte ihn dann, ob er am vorhergehenden Abend Dane Garow gesehen habe.
    »Gewiß, Lieutenant.« Er schien
über die Nachricht von Garows Verschwinden ehrlich
erschreckt. »Er erschien rechtzeitig zu unserer Verabredung in meinem Büro. Wir
wickelten die Transaktion ab — der Schmuck befindet sich im Augenblick in
meinem Safe — , ich zahlte ihm die sechzigtausend Dollar.«
    »Und dabei haben Sie ihn zum letztenmal gesehen?«
    »Ja. Als ich wegging, saß er
bequem in einem Sessel, rauchte eine Zigarette und sah aus, als habe er auf der
ganzen weiten Welt keine Sorgen. Ehrlich gestanden, habe ich ihn ein bißchen
beneidet.«
    »Er saß in einem—« Ich schloß
eine Sekunde lang die Augen. »Wo saß er eigentlich, als Sie ihn verließen, Mr.
Wolfe?«
    »In meinem Büro. Er hatte
während der ganzen Transaktion — mit beinahe fanatischem Eifer — auf absoluter Diskretion
bestanden. Und nachdem alles erledigt war, sagte er, er zöge es vor, erst nach
mir wegzugehen. Ich hielt das für ein bißchen lächerlich. Schließlich war der
einzige Mensch, der an einem Samstagabend außer uns im Haus war, der
Nachtwächter. Aber es war mir nicht weiter wichtig, da der Schmuck sicher
verschlossen im Safe lag. Also ließ ich ihn dort zurück.«
    »Haben Sie einen Schlüssel zu
Ihrem Bürogebäude, Mr. Wolfe?« fragte ich.
    »Ja, natürlich, Lieutenant.«
Seine Stimme schwankte ein wenig. »Sie glauben doch nicht etwa, es könnte ihm
etwas zugestoßen sein, während er noch...?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich.
»Aber ich glaube, ich sollte einmal sicherheitshalber nachsehen. Können wir uns
von jetzt an in einer Stunde vor dem Gebäude treffen?« Ich warf einen Blick auf
meine Uhr. »Sagen wir drei Viertel zwölf?«
    »Ja, Sir«, sagte er feierlich.
»Ich werde dort sein. Sie können sich auf mich verlassen, Lieutenant.«
    »Großartig!« sagte ich, da ich
ihm schon keinen Orden auf die Brust heften konnte, und blickte flüchtig auf
das Telefonbuch vor mir. »Es handelt sich doch um das Fordham Building in Maple ?«
    »Genau, Lieutenant. Mein Büro
liegt im Erdgeschoß.«
    »Na, dann in einer Stunde, Mr.
Wolfe«, sagte ich und legte auf.
    Als ich auf die Terrasse
zurückkehrte, wandte sich Eva Thyson von ihrer Tante
ab und reichte mir mit bedeutungsvollem Blick ein Glas.
    »Mir fällt gerade ein, daß ich
meine Zigaretten habe drinnen liegen lassen«, verkündete sie mit lauter Stimme.
»Entschuldigung.« Dann kehrte sie schnell ins Haus zurück.
    »Haben Sie mit Mr. Wolfe
gesprochen, Lieutenant?« fragte Thelma Garow eifrig.
    »Ihr Mann hat gestern abend die Verabredung mit

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