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Die Nymphe Eva

Die Nymphe Eva

Titel: Die Nymphe Eva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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gefunden? fragte ich mich. Zumal er schon früher einmal vom
Pfad der Tugend abgewichen war. »Sie haben wahrscheinlich recht«, sagte ich
unverbindlich.
    »Nein«, platzte sie plötzlich
heraus. »Ich täusche mich. Tief in meinem Inneren weiß ich, daß ihm etwas
Schreckliches zugestoßen ist. Aber wenn ich diesem Gedanken nachgebe, werde ich
verrückt. Bis zu dem Augenblick also, in dem mir jemand Danes Leiche zeigt,
werde ich glauben, daß er lebt und wohlauf ist.«
    Sie wandte plötzlich den Kopf
ab, und damit war für mich der Zeitpunkt gekommen, den Rückzug anzutreten.
    Ich blickte mich auf dem Rückweg
zum Wagen erwartungsvoll nach der weiß-goldenen Nymphe um. Aber sie war einfach
verschwunden. Vielleicht fanden hinter diesen riesigen Büschen irgendwelche
Fruchtbarkeitsriten statt, überlegte ich mürrisch. Statt dessen mußte ich mich
als lausiger Polizeilieutenant nach einem Strolch
umsehen, der seine Frau betrogen, sich an ihrer Schulter ausgeweint hatte,
danach mit ihrem Schmuck in der Nacht verschwunden war, um ihn zu verhökern,
und von dem man bis jetzt nichts mehr gehört hatte.
    Wie schaffte es ein Bursche
bloß, sich mit einer dieser nordischen Walhalla-Mädchen einzulassen, überlegte
ich, und dann fiel mir die Antwort ein: In erster Linie mußte er ein Held sein,
um überhaupt anzukommen. Ich griff nach dem brandneuen Schalthebel des Jaguars
und schoß, eine Gewitterwolke von Kies und Staub hinter mir zurücklassend, aus
der Zufahrt heraus.
     
     
     

ZWEITES KAPITEL
     
    E r erwartete mich, als ich am
Vordereingang des Fordham -Gebäudes eintraf — ein bedrückt
aussehender kleiner Bursche in einem adretten dunklen Anzug, mit schweren
Augenlidern und einem bescheidenen Schmerbauch.
    »Lieutenant Wheeler?« fragte er
mit trauriger Stimme, als ich auf ihn zutrat. »Ich bin Gilbert Wolfe.«
    »Nett von Ihnen, daß Sie uns so
behilflich sind, Mr. Wolfe«, sagte ich. »Haben Sie Ihren Schlüssel?«
    »Hier.« Er öffnete vorsichtig
die rechte Faust, um mir den in die feuchte Handfläche gepreßten Schlüssel zu zeigen. »Soll ich die Tür jetzt aufmachen, Lieutenant?«
    »Wenn Sie den Schlüssel haben,
ja.« Ich ließ meine Zähne blitzen.
    Er schloß das Eisengitter und
dann die Glastür dahinter auf und trat beiseite, um mich zuerst eintreten zu
lassen. Ich dachte zuerst, er sei ein äußerst höflicher Mensch, aber dann
verriet mir ein Blick auf sein Gesicht, daß es lediglich Vorsicht war. Sollte
sich irgend etwas Unerfreuliches ereignen, so zog er
vor, es mir zustoßen zu lassen. Als sich nichts ereignete und er davon
überzeugt war, daß sich auch weiterhin nichts ereignen würde, folgte er mir in
die Vorhalle des Gebäudes.
    »Mein Büro liegt dort drüben,
Lieutenant.« Er wies trübselig auf einen Korridor, der im rechten Winkel von
den Aufzügen hinwegführte. »Die Tür am anderen Ende. In meiner Branche gibt man
seine Aktionsbasis natürlich nicht gern überall bekannt.«
    »Sie reden wie ein Hehler, den
ich einmal gekannt habe, Mr. Wolfe«, sagte ich leichthin, während wir den
Korridor entlanggingen. » Wieviel Ware setzen Sie denn
im Jahr um?«
    »Sie haben einen perversen Sinn
für Humor, Lieutenant.« Er gähnte geräuschvoll und bemühte sich, dieses Gähnen
mißbilligend klingen zu lassen.
    » Garow hat die Verhandlung telefonisch geführt, nicht wahr?« sagte ich, als wir am
Büro eines Rechtsanwalts vorbeikamen.
    »Der Mann hatte wirklich eine
Manie für Geheimniskrämerei«, sagte er und rümpfte die Nase. »Erst gestern abend habe ich ihn persönlich kennengelernt. Er
bestand auf einer Verabredung am Samstagabend um neun Uhr dreißig und weigerte
sich dann beinahe, sie einzuhalten, als ich ihm sagte, zu diesem Zeitpunkt
müßte er sich durch den Nachtwächter die Tür aufschließen lassen. Endlich
überredete er mich, dem Wächter zu sagen, ich erwartete einen Mr. Jones —
Albert Jones — , bevor er zufrieden war! Vielleicht leidet er an mildem
Verfolgungswahn, Lieutenant?«
    »Oder an schlechtem Gewissen«,
bemerkte ich.
    »Ich kann Ihnen versichern, daß
ich Garow zwang, nachzuweisen, daß es sich um kein
ungesetzliches Geschäft handelte, bevor ich ihm all das Geld in bar
aushändigte«, sagte Wolfe. »Ich bin seit zwanzig Jahren im Edelsteinhandel
tätig, und es wäre nicht das erstemal gewesen, daß
mir jemand gestohlene Steine anzudrehen versucht hat! Zufällig bin ich etwas
gerissener, als ich aussehe.«
    »Das glaube ich Ihnen«, sagte
ich aufrichtig. »Es muß

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