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Die Ochsentour - Mit BUK auf Deutschland Tour

Titel: Die Ochsentour - Mit BUK auf Deutschland Tour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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sprach keiner französisch. Serena wußte noch am ehesten, wie wir da weiterkamen, und ich schlug vor, einen Busfahrer zu fragen. Wir fanden einen Typen mit einem freundlich dicken Gesicht und bearbeiteten ihn. Er beschrieb uns den Weg, und wir marschierten los. Aber entweder war seine Be-
    Schreibung falsch, oder wir hatten ihn mißverstanden. Da war keine Spur von einem Bus. Wir gingen weiter. Ich hatte schon aufgegeben. Ich merkte, daß Serena gerne die Leidende spielte. Warum, weiß ich nicht. Ich spielte nur ungern den Leidenden. Ich konnte das ganze Theater nicht mehr ab. Ich hatte es gründlich satt. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, daß noch ein weiterer Tropfen das Faß zum Überlaufen bringen würde und daß ich hier sein müßte, obwohl ich gar nicht hier sein wollte. Dann sah Serena den Bus. Er stand da, wie ein Geschenk Gottes. Wir umarmten uns, Serenas letzte Abschiedsworte. Sie war doch eine gute alte Seele.
    »Goodbye, Linda!«
    »Goodbye, Mama!«
    »Goodbye, Hank!«
    »Goodbye, Serena!«
    Wir schauten zu, wie sie einstieg. Er fuhr mit Serena davon, sie winkte durchs Fenster...

9
    Das Telefon klingelte um 9.30 Uhr. Uns war noch unheimlich nach Kotzen zumute.
    »Scheiße!« schrie ich, »welche blöde Sau ist denn das? Was fällt dem ein? Er soll an seiner eigenen Scheiße verrecken!«
    Das Telefon war an Lindas Seite vom Bett.
    »Hallo?« fragte sie. Sie sah mich an.
    »Es ist Serena!«
    Scheiße, dachte ich, Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße. Familie, Gott, Vaterland, Geld, Pflicht und Schuldigkeit. Christus. Sünde. Scheiße, Scheiße und Scheiß Sauferei, am Kreuz, Schweiß, der Arsch stinkt, Bauchschmerzen, Zunge und Kehle ein dichter Pelz; süßer Schlaf die einzige Chance, süßer Schlaf das einzige Mittel... »Hör mal, Mutter, es ist noch zu früh. Komm doch nachmittags. Komm um zwei Uhr. Komm um drei Uhr...«
    Linda hörte ihr zu. Dann drehte sie sich zu mir um:
    »Sie ist in der Halle... wartet...«
    »Bitte, schlag 30 Minuten raus.«
    »Mama, gib uns 30 Minuten, wir werden in 30 Minuten unten sein...«
    Serena wußte nun genau, wo das Lokal war, von dem ihr die reizenden Engländer erzählt hatten. Sie hatte es jetzt voll im Griff. Keinerlei Problem, Victor Hugo ab, zwei Straßen Ost, eine Nord. Sie würde zahlen fürs Essen, Frühstück oder den Lunch. Was wollten wir haben? Wenn ich einen schweren Kater hatte, war mir natürlich nie nach Essen, sondern ich hatte mehr Lust zu onanieren. Ich wachte immer mit so einer Möhre auf, daß die mir versuchte, ins Ohr zu gehen. Jetzt spielte sich da aber nichts ab; es würden mir die dicken Eier beim Gehen gegeneinander scheuem.
    Wir marschierten los. Dann war man sich uneins, welche Straße nach Osten ging und welche nach Norden und so weiter. Keine Harmonie zwischen Mutter und Tochter. Sie zeigten in Richtung Wasser und behaupteten dieses und jenes. Ich hielt mich da raus. Ich wußte überhaupt nicht, was los war. Ich wollte nicht in das Lokal. Mir war das Lokal scheißegal. Ich wollte, daß sie es finden, was auch immer das für sie bedeutete. Es war in Ordnung, daß es so wichtig für sie war. Ich konnte ihnen das nicht abschlagen. Wir liefen noch immer, wir versuchten es nach Nord wie nach Süd, nach Ost wie nach West, wir liefen weiter. Zum Onanieren hatte ich nun auch keine Lust mehr. Serena war resolut. Sie wußte, daß das Lokal da war. Schließlich trafen wir eine Bucklige mit einem Kopftuch und goldenen Ringen an jedem Finger. Sie war sehr freundlich. Ja, sie wußte, wo das Lokal war. Es war ein sehr gutes Lokal. Wir folgten ihr. Es war nur zwei Straßen weiter. Dann nur noch eine Straße. Dann sahen wir von weitem das Schild mit dem Namen des Lokals. Wir waren da. Wir gingen hinauf. Es war zu. Wir dankten der freundlichen Frau mit dem Buckel und liefen weiter...
    Am Abend saßen wir in der Halle des Hotels und warteten auf Onkel Bernard, der Serena abholen wollte. Er hatte sich bereit erklärt, draußen auf Serena zu warten. Er wollte seine Frau mitbringen, früher war sie mal Mannequin gewesen. Er wollte um sechs Uhr da sein. Um 6.15 Uhr sagte Serena:
    »Vielleicht hat er sich verfahren. Das ist nicht einfach zu finden hier, gegenüber dem Bahnhof. Bernard kennt sich in diesem Stadtteil nicht so aus.«
    Wir warteten weiter. Ein langer, elfenbeinfarbener Wagen schnurrte vorbei.
    »Das war sein Auto«, sagte Serena, »es gibt nur eins davon hier in der Stadt. Das war Bernard. Armer Bernard, er hat das Hotel nicht

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