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Die oder keine

Die oder keine

Titel: Die oder keine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Lee
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machte zahlreiche Überstunden, ohne auch nur einen Cent mehr zu verlangen. Obwohl fast sechzig, strotzte sie nur so vor Gesundheit und würde die Praxis vermutlich noch mindestens weitere zwanzig Jahre leiten.
    Zuerst war sie ihm, Jason, gegenüber etwas komisch gewesen, bis er von Muriel erfahren hatte, dass Nancy befürchtete, er würde sie feuern, wenn Doc Brandewilde in den Ruhestand trat und er einen neuen Partner suchte. Nachdem er ihr versichert hatte, dass sie ihren Job behalten würde, war sie wie ausgewechselt gewesen. Nur einmal hatte es noch Differenzen zwischen ihnen gegeben, nämlich als er vorgeschlagen hatte, einen Computer anzuschaffen, weil sie dann weniger Arbeit hätte. Zu dem Zeitpunkt war ihm noch nicht klar gewesen, dass Nancy gar nicht weniger arbeiten wollte.
    Sie war sofort in Panik geraten und nach Hause gegangen, nicht ohne ihm vorher an den Kopf zu werfen, dass sie nicht für ihn arbeiten würde, wenn er glaubte, eine Maschine könnte zwanzig Jahre Berufserfahrung ersetzen. Nachdem es anschließend einen Tag in der Praxis drunter und drüber gegangen war, war er vor ihr zu Kreuze gekrochen und hatte sie gebeten zurückzukommen. Er wäre nun mal ein Idiot aus der Großstadt, der die Arbeitsabläufe in einer Landarztpraxis nicht kannte, würde es aber lernen, wenn sie so großzügig wäre, ihm seine Ignoranz zu verzeihen und ihn nach Kräften zu unterstützen.
    Seitdem verstanden sie sich prächtig miteinander. Lediglich ihr förmlicher Umgangston irritierte ihn manchmal, denn Nancy redete ihn immer noch mit „Dr. Steel” an. Allerdings schien das hier nichts Ungewöhnliches zu sein, denn auf dem Land genossen Ärzte große Wertschätzung. Obwohl dies ganz schmeichelhaft war, fühlte er sich manchmal fast wie ein Betrüger. Wenn die Einwohner von Tindley gewusst hätten, warum er sich damals fürs Medizinstudium entschieden hatte, wären sie ihm vielleicht nicht so respektvoll begegnet.
    „Tut mir Leid, dass ich Sie schon verlassen muss, Nancy”, sagte Jason, als er merkte, dass Nancy noch bleiben wollte, „aber ich muss nach oben gehen und mich umziehen.”
    „Gehen Sie essen, Doktor?”
    „Richtig.”
    „Und wohin geht’s heute?”
    „An die Küste, dachte ich.”
    „Ein weiter Weg, um allein zu essen”, bemerkte sie trocken.
    Er wollte gerade erklären, dass er tatsächlich allein essen würde, überlegte es sich jedoch im letzten Moment anders. Die Einwohner von Tindley hätten nichts lieber gesehen, als dass er ein Mädchen aus dem Ort heiratete, denn in einigen ländlichen Gegenden waren Ärzte Mangelware. Also würden sie Heather mehr oder weniger drängen, doch vernünftig zu sein und sich den jungen Doktor zu angeln, solange es noch möglich war.
    „Ich fahre nicht allein”, erklärte Jason beiläufig. „Heather Churchill begleitet mich.”
    Wider Erwarten war Nancy nicht schockiert, sondern lächelte selbstgefällig. „Das habe ich mir gedacht.”
    „Sie haben …?” Er verstummte und verzog resigniert das Gesicht. Es erstaunte ihn immer wieder, wie schnell sich etwas in Tindley herumsprach. „Woher wissen Sie das?”
    Heather hatte es sicher nicht weitererzählt.
    „Muriel meinte, Sie hätten sich gestern nach Heather erkundigt, und Sheryl hat gestern Abend gesehen, wie Sie in Ivys Haus gegangen sind. Dann war Heather heute Mittag in Beryls Boutique und hat sich ein hübsches neues Kleid gekauft, und obendrein sitzen Sie schon den ganzen Tag auf Kohlen. Es gehört nicht viel dazu, sich einen Reim darauf zu machen.”
    Jason musste lächeln. Dass er auf Kohlen saß, stimmte. Er hatte letzte Nacht kein Auge zugetan, weil er an Heather hatte denken müssen.
    „Und was sagen die Frauen in Tindley zu diesen Geschehnissen?” fragte er.
    Nancy lachte. „Oh, was Heather betrifft, so wird es keine ,Geschehnisse’ geben, Dr. Steel.
    Sie können sich also die Mühe sparen und sich beherrschen, bis Heather einen Ring trägt.
    Sie wollen ihr doch einen Heiratsantrag machen, oder?”
    „Ja. Allerdings bedeutet es nicht, dass sie ihn auch annimmt.”
    „Wenn sie auch nur einen Funken Verstand hat, wird sie es tun. Aber …” Sie verstummte plötzlich und runzelte die Stirn.
    „Ich weiß alles über Dean Ratchitt, falls Sie das meinen”, erklärte er schroff. „Muriel hat mich aufgeklärt.”
    Nancy wirkte besorgt. „Der Bursche macht nur Ärger. Heather war ganz schön in ihn verknallt, schon in der Schule.”
    „Er soll sehr attraktiv sein.”
    Wieder runzelte

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