Die oder keine
ihm nicht richtig, sie zu tragen, wenn er mit seiner zukünftigen Ehefrau ausging. Als Zugeständnis nahm er den Ring ab, behielt die Uhr aber um, da er gern wusste, wie spät es war.
Allerdings nahm er sich vor, sich am nächsten Morgen eine neue, weniger auffällige Uhr zu kaufen.
Schließlich nahm Jason seine Brieftasche und seine Wagenschlüssel und machte sich auf den Weg.
Heather war fertig und erwartete ihn bereits. Sie war bild hübsch in ihrem neuen Kleid, das wie für sie gemacht schien -cremefarben, lang und weit, mit einem runden Ausschnitt und langen Ärmeln. Das Haar hatte sie offenbar gewaschen und anschließend eine Pflegespülung benutzt, denn im Gegensatz zum Vorabend glänzte es. Auch ihr Gesicht hatte wieder Farbe - vermutlich durch den Lippenstift und etwas Rouge -, und ihre Augen wirkten sehr groß, obwohl sie offenbar ungeschminkt waren. Sie duftete leicht nach Lavendel.
Sie sah aus wie ein Wesen aus einer anderen Welt, wie etwas sehr Kostbares, das liebevoller Fürsorge bedurfte.
Hatte Ratchitt sie damals auch so gesehen? Oder war sie für ihn nur eine weitere Eroberung gewesen? Hatte ihre Unschuld ihn wütend oder zum Sklaven gemacht?
Wahrscheinlich hatte er Heather nur deswegen gebeten, ihn zu heiraten, weil er gedacht hatte, dass sie mit ihm schlafen würde, sobald sie einen Ring am Finger hatte.
Er, Jason, war froh, dass Ratchitt nicht bekommen hatte, was er wollte, denn er hatte sie nicht verdient. Männer wie er hatten überhaupt keine anständige Frau verdient, schon gar nicht seine Heather.
Genau das war sie jetzt für ihn, Jason. Seine Heather.
„Sie sehen bezaubernd aus.” Er betrachtete sie von Kopf bis Fuß - nicht zu leidenschaftlich, wie er hoffte. Aber er begehrte sie, verdammt! Allerdings auf eine ganz andere Art als Alice.
Bei Alice hatte er immer nur nehmen, niemals geben wollen. Schließlich gehörte Alice zu den emanzipierten Frauen, die es an die große Glocke hängten, dass sie selbst für ihre sexuelle Befriedigung verantwortlich waren. Sie hatten sich nicht geliebt, wie Jason nun bewusst wurde. Sie hatten Sex gehabt. Tollen Sex zwar, aber eben nur Sex, mit dem einzigen Ziel der gegenseitigen Befriedigung.
Bei Heather dagegen wollte er geben. Wenn er mit ihr schlief, dann sollte es für sie das schönste Erlebnis in ihrem Leben sein, so dass sie Ratchitt ein für allemal vergaß. Sein Vergnügen würde nur zweitrangig sein - und das war etwas ganz Neues bei ihm, wenn es um Sex ging. Vielleicht hatte er sich ja tatsächlich verändert.
„Sie sehen auch sehr gut aus”, erwiderte Heather. „Sehr … attraktiv.”
Wenigstens hatte sie nicht „reich” gesagt.
„Danke. Wollen wir? Mein Wagen steht auf der Straße. Hm …” Er lächelte ironisch. „Mein Wagen steht immer auf der Straße.”
Sein neues Haus hatte nämlich keine Garage. Hinten auf dem Hof war zwar genügend Platz, doch es gab keine Zufahrt.
Man kann im Leben nicht alles haben, mein Sohn …
Jason blickte zu Heather, und sein Lächeln wurde sanfter.
Vielleicht nicht, Mum. Aber ich arbeite daran.
4. KAPITEL
„Was haben Sie mit Ihrem King gemacht?” erkundigte sich Heather unvermittelt.
Jason, der sich gerade eine Krabbe in den Mund schieben wollte, ließ langsam die Gabel sinken und sah Heather in die Augen.
Dass sie ihn das fragte, war bezeichnend. Ihr war also aufgefallen, dass er den King sonst immer getragen hatte. Daher musste sie ihn immer sehr eingehend beobachtet haben.
Diese Vorstellung war äußerst schmeichelhaft.
Außerdem war er froh darüber, dass sie sich mittlerweile über etwas persönlichere Dinge unterhielten. Während der Fahrt nach Bateman’s Bay war Heather angespannt und einsilbig gewesen, und er hatte das Gefühl gehabt, dass sie es bedauerte, seine Einladung angenommen und sich überhaupt mit ihm eingelassen zu haben. Daher hatte er sie nicht mit Fragen bedrängt und über unverfängliche Themen gesprochen wie zum Beispiel über sein Verhältnis zu Nancy. Obwohl sie an den richtigen Stellen gelacht hatte, hatte er geargwöhnt, dass sie mit den Gedanken ganz woanders war. Wahrscheinlich bei Ratchitt.
Nun war Jason sich nicht mehr so sicher, denn sie sah ihn eindringlich an, und das schmeichelte seinem Ego noch mehr.
„Ich habe ihn abgenommen”, erwiderte er. „Und ich werde ihn auch nicht mehr tragen.”
„Warum?” fragte sie verwirrt. „Er war doch schön.”
„Alice hat ihn mir geschenkt.”
„Oh”, sagte sie leise und blickte auf ihren
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