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Die Odyssee des Captain Roadstrum

Die Odyssee des Captain Roadstrum

Titel: Die Odyssee des Captain Roadstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Lafferty
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Ramm-Manöver, und der Planet gewann durch ihr Zögern an Realität.
    „Du verdammter Blechkopf!” schrie Roadstrum wütend. „Du hast das Ding halb als real akzeptiert, und nun ist es auch halb real geworden. Nun sind wir zu nahe dran, um noch ausweichen zu können, und es ist zu solide geworden, um einfach hindurchzustoßen. Also müssen wir landen. Was ist eigentlich mit dir los?”
    „Ich habe die Nerven verloren”, entschuldigte sich der Computer.
    „Oh, diese verdammte Änea!” explodierte Margaret wieder. „Ich bin ihr hundertmal in hundert verschiedenen Teilen des Universums begegnet, ihr und ihrem albernen Planeten! Sie hat nirgends eine richtige Bleibe. Sie treibt sich immer nur herum. Und jetzt müssen wir auch noch auf ihrem Planeten landen. Ich hasse sie!”
    Sie landeten auf Änea. Es war eine schlechte Landung. Zuerst versank das Schiff tief in der weichen Oberfläche, die wie Nebel war. Sie mußten die Hornisse herausmanövrieren und warten, bis sich der Planet genügend solidifiziert hatte. Sie stiegen aus und gingen umher, und es war mühsam. Änea hatte ihren Planeten nicht sehr sorgfältig konstruiert, weil er nirgends verzeichnet war und man ohnehin allgemein nicht an seine Existenz glaubte. Die Oberfläche war voller Nichts-Löcher. Aber allmählich wurde sie solider und fester, wurde zu einer annehmbaren Theorie, schließlich zu einem Faktum.
    „Änea!” schrie Roadstrum. „Wir wissen alle, daß es diesen Planeten gar nicht gibt. Wer hat denn schon davon gehört, daß man auf einem Mythos landet! Ich sage immer, zerstört alle Mythen, damit die Menschheit endlich Ruhe hat.”
    „Langsam, langsam, mein lieber Roadstrum”, warnte Margaret.
    „Was bin denn ich?”
    „Schön, schön”, sagte Roadstrum ruhiger. „Aber dies ist doch wirklich die Höhe. Es würde mich gar nicht wundern, die Dame singen zu hören.”
    „Lieber nicht, Roadstrum. Leih ihr ein Ohr, und sie beißt es dir ab. Sie ist schlimmer als alle Sirenen, und sie kann noch schrecklichere Lieder. Laßt uns von hier verschwinden. Der Planet ist zu wirklich geworden.”
    Aber es erstaunte Roadstrum doch, als er die Dame singen hörte.
    Es erstaunte sie alle, als sie sie hörten. Die Stimme war hell und rein und klang sehr nahe. Sie hatte eine künstlerische Note, die jenseits aller Kunst lag, aber sie wäre noch schöner gewesen, wenn sie nicht so vollkommen und perfekt gewesen wäre.
    Sie befanden sich im Zentrum des Gesangs und waren darin gefangen. Und dann waren sie im Zentrum einer neuen Stille, in einer Welt, die innerhalb des Gesangs lag. Und inmitten dieser Welt war eine wunderschöne Frau. Aber konnte sie Änea selbst sein?
    „Wir sind Fremde hier, verloren und verwirrt”, sagte Roadstrum zu der Dame. „Wir sind rein zufällig hier gelandet. Wir suchen die Dame, die eben gesungen hat, die Dame, die einem albernen Mythos zufolge mit diesem Planeten identisch sein soll und die diesen Planeten geschaffen hat.”
    „Und jetzt haben wir dich gefunden”, unterbrach ihn Margaret wütend. „Verschwinde, du verdammte Wildkatze! Verschwinde!”
    „Die Margaret sei stumm”, befahl die Dame, und Margaret erstarrte zur Statue. In ihren Augen stand noch immer das Feuer der Wut, aber sie konnte sich nun weder bewegen noch brachte sie ein Wort heraus. Roadstrum empfand es nicht als unangenehm.
    „Ich bin die Dame, die du suchst”, sagte die Dame dann. „Und es gibt keine andere Dame hier. Ich bin Änea. Und ich mag es nicht, wenn du mich einen albernen Mythos nennst. Ich habe meinen Mythos selbst geschaffen, und er ist keineswegs albern. Ich finde ihn im Gegenteil sehr reizvoll. Kommt mit, kommt mit! Ihr gehört jetzt mir, und ihr werdet kommen, wenn ich euch rufe.”
    Und sie folgten ihr wie Kinder.
    Sie kamen zu einem prächtigen Gebäude – oder das Gebäude kam zu ihnen. Alle Dinge schienen um sie herum zu entstehen, und es gab in Wirklichkeit keine Entfernung.
    „Ein Weib, ein Traum von einem Weib”, keuchte Matrose Clamdigger atemlos.
    „Ein Weib, eine Puppe, ein Prachtstück”, grunzte Matrose Trochanter.
    Und Margaret stieß ein haßerfülltes Zischen aus. Selbst mit Zauberkraft konnte man sie nicht völlig zum Schweigen bringen. Sie war immer noch reglos wie eine Statue, und doch war sie mit ihnen in diesen prächtigen Zimmern. Sie schienen für einen bestimmten Zweck erdacht worden zu sein. Für irgend etwas, aber nicht für Menschen.
    „Macht es euch bequem”, sagte die Dame Änea mit ihrer

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