Die Odyssee des Captain Roadstrum
Bezahlung ist überall miserabel, und der Dienst ist hart, aber irgendwie muß man schließlich sein Brot verdienen.”
Der Präsident-Emeritus winkte drei Diener herbei.
„Warum haben Sie ein Auge verdeckt, und was bedeutet diese Beule auf Ihrer Stirn?”
„Wenn einer von uns in einer besseren Gegend und unter etwas besseren Bedingungen arbeiten will, dann muß er auch ein gelbes Auge haben”, sagte das Wesen nervös. „Ein gelbes Auge haben wir aber von Natur aus nicht. Deshalb habe ich mir eines implantieren lassen. Aber es ist noch nicht völlig funktionsfähig, es entwickelt sich noch; wenn es soweit ist, bricht die Beule auf. Im Frühling wird es soweit sein, hoffe ich. Und mein grünes Auge ist seit einiger Zeit entzündet; das kommt von den Verkehrshinweisen, die ich damit immer blinken muß. So einfache Sachen wie Gehen oder Haltmachen mir nichts aus. Aber da gibt es so viele komplizierte Hinweise, wie Linksabbiegen verboten oder Mit Ausnahme an Sonntagen vor acht Uhr morgens. Diese Sachen sind schuld an der Entzündung. Es ist wirklich nicht ganz einfach, solche zusätzlichen Hinweise zu blinken.”
„Genug davon”, sagte der Präsident-Emeritus. „Ich glaube nicht, daß Sie den Anforderungen unseres Clubs genügen. Warum begreifen die Leute eigentlich nicht, daß dieser Club nicht für Amateure da ist?”
Die drei Diener packten den Mann, schnitten ihm die Kehle durch, öffneten eine Falltür und warfen ihn in die Öffnung. Er fiel dreihundertfünfzig Meter tief. Das Gebäude stand ziemlich schief, und dieser Teil des Stockwerks hing weit über.
„Jetzt verstehe ich, was er meinte”, sagte Roadstrum leise zu Captain Puckett, „als er sagte: In kurzer Zeit sind Sie entweder Mitglied unseres Clubs, oder Sie sind überhaupt nicht mehr. Und ich bin nicht sicher, daß alle unsere Männer die Probe bestehen. Sie sind zwar, einer wie der andere, recht gute Lügner; aber hier wird Außerordentliches erwartet.”
„Der Kerl mit dem grünen Halstuch beunruhigt mich mehr und mehr”, sagte Captain Puckett leise. „Er erinnert mich an jemanden, den wir auf einer unserer Reisen getroffen haben.”
Und an den Mann mit dem grünen Halstuch wandte sich der Präsident-Emeritus jetzt. „Erzählen Sie uns eine von Ihren Geschichten, Horace”, sagte er. „Irgend etwas, nur damit wir den schlechten Geschmack von der Zunge kriegen, den dieser Stümper bei uns allen hinterlassen hat.”
„Johnny die Schlange!” rief Roadstrum plötzlich. „Bitte, entschuldigen Sie, Sir, aber sind Sie irgendwie mit Johnny der Schlange verwandt, dem Spieler von Roulettewelt?”
„Mein Vetter”, sagte der Bursche mit dem grünen Halstuch. „Ich bin Horace die Schlange. Freunde, diese Leute kennen Johnny.”
Jetzt erkannten alle Männer die verblüffende Ähnlichkeit mit Johnny. Besonders an der Stirn … und dann natürlich auch an der gespaltenen Zunge … und natürlich auch an dem dreißig Meter langen Rumpf.
Vettern! Sie hätten Brüder sein können!
„Also gut”, sagte Horace die Schlange. „Dann werde ich euch von der Zeit erzählen, als ich Baseballspieler war. Ich brachte dafür natürlich einige Handikaps mit, weil es ja ein Spiel ist, das für Menschen erdacht wurde und nicht für Schlangen. Neben den Menschen wurde es am besten von den Riesenfröschen beherrscht, diese Burschen können wirklich selbst den höchsten Ball im Sprung aus der Luft holen. Aber ich, armer Kriecher, der ich bin, mußte mich mit Fleiß und Ausdauer durchsetzen.
Während meiner Lehrjahre hatte ich oft einen wundgeschlagenen Mund vom Bällefangen. Und werfen konnte ich den Ball nie. Aber ich konnte ihn weiterreichen. Mit dem Schwanz fest verankert, brauchte ich mich nur rasch auszustrecken, um den Ball nach vorn zu bringen. In meinen neunzig Jahren auf dem Baseballfeld (wir Schlangen sind sehr langlebig) habe ich fünfzigtausend Doppelspiele und zehntausend Dreifachspiele gespielt. Und das, glaube ich, ist ein absoluter Rekord.”
„Und wie haben Sie den Ball geschlagen, Horace?” fragte Roadstrum neugierig.
„Das ging gar nicht gut, Roadstrum. Ich mußte ja den Schläger quer ins Maul nehmen und so schlagen. Sie können mir glauben, in meinen Lehrjahren hatte ich oft eine wunde Schnauze. Aber ich habe durchgehalten und gelernt. Sie haben sicher schon den Ausspruch gehört: ‚Dem werde ich jetzt den Ball in die Schnauze rammen.’ Bei mir haben sie es wirklich getan. Ich habe mehr Basebälle geschluckt als jeder andere.
Weitere Kostenlose Bücher