Die Olchis auf Geburtstagsreise (German Edition)
Holzfäller.
Herberge mit Gruselspaß
Im Zimmer ist es still wie in einer Gruft und der Mond wirft einen fahlen Schein durchs Fenster. Alles scheint ruhig und friedlich. Plötzlich wird das eine Olchi-Kind von einem merkwürdigen Geräusch geweckt.
Das Olchi-Kind spitzt die Hörhörner. Was ist das für ein unheimliches Jammern und Heulen?
„Schleime-Schlamm-und-Käsefuß! Wacht auf!“, ruft das Olchi-Kind und rüttelt die anderen Olchis wach.
Jetzt ist das schauerliche Geheule noch lauter geworden. Die Olchis sehen eine weiße Gestalt ins Zimmer schweben.
„Huuuuuuh!“, jammert die unheimliche Gestalt. Dabei rasselt sie mit einer langen Kette und sieht so fürchterlich aus, dass einem das Blut in den Adern gefrieren könnte. Die grausige Stimme klingt so hohl, als würde man in einen Kochtopf sprechen: „Huuuuuuh! Ich bin MäcDussel, das grauenhafte Schlossgespenst!“
„Spotz-Teufel! Und wir sind die Olchis!“, ruft Olchi-Opa laut. „Du siehst ja komisch aus! So einen wie dich hab ich in meinen 895 Jahren noch nicht gesehen!“
„Huuuuaaaah!“, stöhnt das Gespenst noch lauter. Es fletscht die Zähne, rasselt mit der Kette und gibt sich die allergrößte Mühe, die Olchis zu erschrecken. „Ich bin der allerschrecklichste Geist von Schottland! Bei meinem Anblick wird jeder augenblicklich zu Stein! Huuuuuuaaaaah!“
„Und beim Anblick deiner rostigen Kette krieg ich augenblicklich Appetit!“, sagt Olchi-Oma, schnappt sich blitzschnell die schwere Rasselkette und beißt ein Stück davon ab.
„Wir wollen auch was!“, rufen die anderen Olchis.
Schon machen sich alle über die leckere Kette her.
Sofort hört das Gespenst auf zu heulen. Völlig verdutzt sieht es zu, wie sich die Olchis die rostige Eisenkette schmecken lassen, wie sie genüsslich mampfen und rülpsen.
„Wie... wieso zittert ihr nicht vor mir?“, stottert das Gespenst.
„Du bist ein komischer Kauz!“, sagt Olchi-Oma und lacht. „Komm her, setz dich zu uns!“
„In tausend Jahren ist mir so was noch nicht passiert“, murmelt das Gespenst. Es schwebt zur Bettkante und setzt sich.
Das eine Olchi-Kind fragt: „Tausend Jahre bist du schon hier? Ist das nicht ein bisschen langweilig?“
„Wohnst du ganz alleine hier?“, will das andere Olchi-Kind wissen.
„Na ja, früher war hier mehr los“, seufzt das Gespenst. „Da gab es Feste bei Kerzenschein und jede Menge Gäste und Musik. Heutzutage hab ich nur noch ein paar Ratten im Keller, die mit mir spielen.“
„Was machst du denn den ganzen Tag?“, fragt das eine Olchi-Kind.
„Tagsüber schlafe ich und nachts spuke ich“, erklärt das Gespenst. „Ich war heute so froh, dass ihr gekommen seid. Ihr seid die ersten Übernachtungsgäste seit hundert Jahren! Ich hätte euch so gerne erschreckt!“
„Du Ärmster!“, sagt Olchi-Mama. „Aber du hast deine Sache wirklich gut gemacht. Wir haben uns alle ganz schön gegruselt, nicht wahr?“
„Ja, wirklich schön gegruselt, sehr arg gegruselt!“, rufen alle Olchis und nicken eifrig mit den Köpfen.
„Schon gut, gebt euch keine Mühe“, sagt das Gespenst. „Ich hab eben alles verlernt mit den Jahren. Hatte einfach zu wenig Übung.“
Das Gespenst sieht jetzt richtig traurig aus.
„Du tust mir so leid“, sagt Olchi-Oma. „Schleime-Schlamm-und-Käsefuß, was können wir denn für dich tun?“
Da haben die Olchi-Kinder eine Idee. Sie wollen dem Gespenst Flutschi, die Fledermaus, schenken. Flutschi passt doch prima in so eine Burgruine. Hier fühlt sie sich bestimmt wohl. Und das einsame Gespenst braucht doch ganz dringend ein Kuscheltier.
Das Gespenst strahlt vor Freude über das ganze Gesicht. Es hat sogar eine schimmernde Träne im Augenwinkel. „Noch nie hat mir jemand etwas geschenkt! Huuhuuu“, heult das Gespenst. Aber jetzt heult es vor Rührung.
Es schwebt zum Fensterbrett und Flutschi flattert hinterher. Noch einmal dreht das Gespenst sich um und winkt, dann
ist es in der dunklen Nacht verschwunden.
„Ein verdammt netter Bursche, Spotz-Teufel“, sagt Olchi-Opa.
„Und eine verdammt leckere Kette“, sagt Olchi-Oma und leckt sich die Lippen.
Olchi-Baby nuckelt zufrieden an einem Kettenglied. Auch die anderen Olchis kuscheln sich wieder zusammen, und es dauert nicht lange, da fallen ihnen die Augen zu.
Touristen-Überfall
Am nächsten Morgen sind alle ausgeruht und munter.
„Ich will heute den ganzen Tag auf der Burg bleiben!“, sagt Olchi-Opa gut gelaunt. „Hier können wir doch prima
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