Die Operation
Schreibtischlampe in dem großen Zimmer. Der Rest der Suite lag im Schatten. Die Vorhänge waren offen, ebenso die Glaspaneele. Jenseits des Balkons wölbte sich ein sternenübersäter Himmel über dem dunklen Meer. Auf dem Couchtisch wiegten sich frische Schnittblumen sanft in der nächtlichen Brise.
Ashley ging weiter. Wenige Schritte vom Couchtisch entfernt blieb er regungslos stehen und schaute auf den Balkon hinaus. Carol schaltete noch weitere Lichter ein, damit es richtig hell wurde, und ging dann zu Ashley. Vielleicht konnte sie ihn ja dazu bewegen, sich zu setzen.
Daniel schüttete den Inhalt des Medikamententäschchens auf einen der kleinen, farblich aufeinander abgestimmten Konsoltische im Foyer. Mit unsicheren Fingern versuchte er, eine Spritzenpackung aufzureißen, während Stephanie die Schutzkappe entfernte, die über den Gummipfropfen des Röhrchens mit dem Medikament gestülpt war.
»Was willst du machen, wenn er sich wehrt?«, flüsterte Stephanie.
»Ich habe keinen blassen Schimmer«, gestand Daniel. »Hoffentlich sind Dr. Nawaz und Dr. Newhouse bald da und können uns helfen.« Er musste die Zellophanverpackung mit den Zähnen aufreißen.
»Der Senator macht ein Gesicht wie vorhin, als er die Schweineexkremente gerochen hat«, rief Carol aus dem anderen Zimmer herüber.
»Versuchen Sie ihn hinzusetzen«, rief Daniel zurück. Endlich hatte er die Spritze aus der Plastikhülle gezerrt und warf die Verpackung weg.
»Das habe ich schon versucht«, sagte Carol. »Aber er weigert sich.«
Ein lautes Krachen im anderen Zimmer ließ Daniels und Stephanies Köpfe herumfahren. Carol rappelte sich gerade wieder vom Boden auf, nachdem sie gegen einen der Tische gestoßen worden war. Dabei war die darauf stehende Keramiklampe heruntergefallen und in tausend Stücke zerborsten. Ashley riss sich die Kleider vom Leib und warf sie kreuz und quer durch das Zimmer.
»O Gott!«, heulte Daniel. »Der Senator dreht durch.« Er schnappte sich eine der alkoholgetränkten Kompressen und riss die Verpackung auf, ließ die Kompresse aber fallen, kaum dass er sie herausgeholt hatte. Er griff nach der nächsten.
»Kann ich dir helfen?«, fragte Stephanie.
»Ich hab zwei linke Hände«, gab Daniel zu. Er holte die Kompresse heraus und wischte damit über den Gummiverschluss des Medikamentenröhrchens. Doch noch bevor er die Spritze einstechen konnte, gab Ashley ein lautes Quieken von sich. In höchster Panik drückte Daniel die Ampulle und die Spritze Stephanie in die Hand und stürzte ins benachbarte Zimmer, um nachzusehen. Carol stand hinter einem der Sofas und hatte die Hände vors Gesicht geschlagen. Ashley stand immer noch an derselben Stelle, allerdings war er jetzt abgesehen von den schwarzen Kniestrümpfen nackt. Er stand leicht nach vorne gebückt da und starrte auf seine hohlen Hände, die er sich dicht vors Gesicht hielt.
»Was ist denn los?«, rief Daniel, als er Ashley erblickt hatte.
»Meine Hände bluten«, sagte Ashley voller Entsetzen. Er zitterte. Langsam senkte er die zitternden Hände, die Handflächen nach oben gerichtet, die Finger weit gespreizt.
Daniel schaute auf Ashleys Hände und richtete den Blick anschließend wieder auf sein Gesicht. »Ihre Hände sind völlig unverletzt, Herr Senator. Beruhigen Sie sich. Es kommt alles wieder in Ordnung. Warum setzen Sie sich nicht? Wir haben ein bisschen Medizin dabei, die wird Ihnen gut tun.«
»Wenn Sie die Wunden an meinen Händen nicht sehen können, dann tun Sie mir Leid«, bellte Ashley. »Vielleicht können Sie ja die an meinen Füßen sehen?«
Daniel blickte nach unten und wieder hinauf. »Sie tragen zwar Strümpfe, aber Ihre Füße machen einen intakten Eindruck. Setzen wir uns doch ein wenig auf das Sofa.« Daniel wollte gerade nach Ashleys Arm greifen, da stieß Ashley ihm beide Hände vor die Brust und rempelte ihn mit Gewalt zur Seite. Daniel war vollkommen überrascht, stolperte rückwärts, fiel auf den Couchtisch und zerbrach dabei die Blumenvase. Wasser und Schnittblumen verteilten sich in hohem Bogen auf dem dicken Teppich. Daniel kullerte zu Boden und fand sich, mit dem Gesicht voraus, zwischen Sofa und Tisch wieder. Carol kreischte.
Ohne die Verwüstung, die er angerichtet hatte, überhaupt wahrzunehmen, umrundete Ashley den Couchtisch auf der anderen Seite und rannte in Richtung Balkon. Auf der Schwelle blieb er abrupt stehen und hob die Arme in die Höhe, die Handflächen nach vorne gerichtet. Seine zerzausten Haare
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