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Die Opferung

Die Opferung

Titel: Die Opferung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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linke Wange.
    »Ich weiß. Ich bin die Treppe runtergefallen, ich bin mit blauen Flecken übersät.«
    »Wir brauchen eine Taschenlampe«, erklärte er.
    »Auf jeden Fall. Lass uns die Gegend erkunden, und dann gehen wir los und kaufen die unglaublichste Taschenlampe, die je ein Mensch gesehen hat.«
    Danny ging vor mir die Stufen hinunter. Zwischen jedem einzelnen Stein wucherte Gras, das Moos war an manchen Stellen sogar so dick, dass es wie ein tiefer grüner Teppich aussah. Ich erinnerte mich an einen Teppich, der fast genauso ausgesehen hatte. Den hatte man aus einem Haus in Brighton geschleppt, in dem zwei kleine Mädchen bei einem Brand ums Leben gekommen waren.
    Danny lief an der Mauer entlang, die die Veranda umgab, und sang >The Grand Old Duke of York<.
    »Ich habe gestern mit Mom telefoniert, nachdem du ins Bett gegangen warst«, sagte ich.
    Danny ruderte weiter mit den Armen und sang: »He had ten thousand men ...«
    »Sie sagt, dass sie dich lieb hat. Und dass sie dich vermisst. Sie sagt, dass sie dich bald besuchen wird.«
    »And he marched them down again.«
    »Danny ...«
    Er blieb am Ende der Mauer stehen. Über seinem Kopf drehte sich eine Möwe im Wind und schrie wie ein Kleinkind. Es war bereits warm, und der blaue Himmel war mit kleinen Wolken übersät, die wie Wattebäusche aussahen.
    »Sie hat gesagt, dass sie dich lieb hat und dich vermisst.«
    Eine einzelne Träne lief über seine Wange. Ich ging auf ihn zu, um ihn in die Arme zu nehmen, doch er wich einen Schritt zurück. Er wollte nicht in die Arme genommen werden.
    »Danny, ich weiß, dass das schwer für dich ist.«
    Ich hörte mich an wie ein Figur in einer schlechten australischen Seifenoper. Woher sollte ich wissen, wie schwer es für ihn war? Woher sollte ich wissen, was es für einen Siebenjährigen bedeutet, seine Mutter zu verlieren?
    Ich wandte mich hilflos ab und sah hinüber zum Fortyfoot House - zu der Seite des Fortyfoot House, die zum Garten und zur See wies. Da der Garten so abrupt abfiel, wirkten die Mauern unnatürlich hoch. Sie waren mit Ziegelsteinen verkleidet, die so dunkelrot schimmerten, dass sie fast die Farbe von Kastanien hatten. Das riesige missgestaltete Dach war mit moosbewachsenen braunen Ziegeln bedeckt. Ursprünglich waren alle Fensterrahmen aus Eiche gewesen, jedenfalls hatte Mrs. Tarrant das gesagt. In den zwanziger Jahren hatte
    man sie durch glänzende Metallrahmen ersetzt, die dann schwarz gestrichen worden waren. Eine der ersten Entscheidungen, die ich für das Fortyfoot House getroffen hatte, lautete, alle Metallrahmen wieder weiß zu streichen.
    Die Schornsteine hatten alle noch ihre ursprüngliche Höhe und waren so entworfen, dass sie Kohlenfeuer heiß und heftig brennen ließen. Auch wenn jetzt fast subtropisches Klima herrschte, konnte ich mir vorstellen, dass die Winter in Bonchurch äußerst unangenehm werden konnten.
    Irgendwann einmal musste die gesamte Rückseite des Hauses mit Kletterpflanzen überzogen gewesen sein, doch waren sie vor langer Zeit verkümmert und abgefallen. Zurückgeblieben waren nur ein paar trockene Ranken, die sich im Mauerwerk verfangen hatten.
    Etwas an den Proportionen des Fortyfoot House irritierte mich. Aus irgendeinem Grund schienen die Winkel nicht zu passen. Das Dach wirkte viel zu groß, und es sah so aus, als falle ein Ende viel zu steil ab. Ich ging ein paar Schritte zur Seite, und die Winkel veränderten sich, wollten aber noch immer nicht so richtig zusammenpassen. Fortyfoot House war eines der abnormsten Gebäude, denen ich jemals begegnet war. Ganz egal, aus welcher Richtung man es betrachtete, immer erschien es unangenehm, hässlich und unausgewogen.
    Dieses Unangenehme war so allgegenwärtig, dass sich mir fast der Verdacht aufdrängte, der Architekt habe es mit Absicht so entworfen. Von jeder Seite sah es so aus, als bestehe es nur aus einer Fassade, ohne jegliche Tiefe. Mich überkam das Gefühl, dass sich hinter den Wänden, die ich mit meinen eigenen Augen sehen konnte, nichts befand, abgesehen von einem vergessenen, leeren Garten. Es war, als existiere Fortyfoot House nicht wirklich.
    Danny wollte nicht an meiner Hand gehen und sprang von der Mauer. Dann trottete er mürrisch vor mir her, vorbei an den blütenlosen Rosensträuchern, und ich folgte. Mir war so schlecht, als hätte ich einen Kater. Wie konnten Janie und ich ihm so ein Elend bereiten? Manchmal hatte ich das
    Gefühl, es wäre besser gewesen, ihn gar nicht erst zu zeugen. Es war so

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