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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Tür.
    »Verdammt, Kinder! Ich kann euch doch nicht hinauslassen … Nicht, dass ich es nicht auch wollte. Ich glaube, ihr begreift gar nicht, was ihr angestellt habt. Alle sind wütend auf euch. Den meisten habt ihr Geld abgenommen … und sie können sich vormachen, sie würden es für die Ehre des Ordens tun, wenn sie euch verprügeln, und nicht etwa wegen des Lochs in ihrer Geldkatze. Wenn wir alle gehen … Was glaubt ihr, wie weit wir ungesehen kämen? Es ist Vollmond!«
    »Und wenn nur eine geht?«, fragte Joaquino. »Eine für uns alle. Luc wird wissen, dass wir nicht alle kommen können.«
    Ihre Blicke wanderten zu Gishild. Einen Moment war ihr unwohl bei dem Gedanken …
    »Du bewegst dich wie ein Schatten.« Es war das erste Mal, dass Drustan anerkennend über ihre Gabe sprach. Üblicherweise fluchte er darüber.
    »Ich werde durchkommen«, sagte sie zuversichtlich. Sie war froh, nicht länger hilflos hier sitzen zu müssen und nichts tun zu können, als auf eine Nachricht zu warten.
    »Wenn du es bis zur Burg schaffst, dann frag nach meiner Schwester. Lilianne wird ganz sicher dafür sorgen können, dass man dich zu Luc vorlässt.«
    Plötzlich umringten sie alle. Jeder hatte noch eine Nachricht für Luc. Joaquino gab ihr die rote Bauchbinde, die ihn als Kapitän ihrer Lanze auswies.
    »Er hätte sie tragen sollen. Er hätte uns wahrscheinlich besser geführt als ich.«
    Raffael drückte ihr ein kleines Silberröhrchen in die Hand.

    »Das soll er schlucken«, raunte er ihr zu. »Dann kann ihm der Strick nicht die Kehle zudrücken.«
    Gishild fragte sich, woher ihr Gefährte solche Dinge wusste und was für eine Sorte Pferdezüchter seine Eltern wohl waren.
    »Entferne das lose Brett auf der Rückseite von eurer Schlafkammer«, riet Drustan. »Ich bin sicher, die Tür der Baracke wird beobachtet.«
    Schlagartig wurde es still.
    Gishild schluckte. Der Magister sah sie an, der Muskel in seiner Wange zuckte. Die Spur eines Lächelns spielte um seine schmalen Lippen.
    »Du hast doch nicht etwa geglaubt, dass ich davon nichts weiß? Ich war auch einmal Novize und aufsässig. Du weißt ja, was wir Löwen für einen Ruf haben.«
    Drustan war ein Rätsel, dachte sie. Manchmal mochte sie ihn wirklich gern. Aber das hielt nie lange an.
    Sie löschten in der großen Schlafkammer alle Lichter. Dann schob Gishild das Brett zur Seite und rollte sich hinaus. Die Rückseite der Baracke lag in tiefem Schatten. Sie rührte sich nicht von der Stelle. Drustan hatte recht gehabt. Am Waldrand, bei der großen Zeder, entdeckte sie mehrere Gestalten.
    Gishild wartete. Vor ihr im Mondlicht lag die Baustelle. Nie hätte sie geglaubt, dass ausgerechnet Luc der Erste sein würde, den sie in ihrem Grabturm beisetzten. Wieder musste sie gegen die Tränen ankämpfen. Und das alles, weil ein paar Novizen mit Schlamm bespritzt worden waren. Sie hasste diese verdammten Ordensritter! Noch vor dem nächsten Winter würde Silwyna kommen. Das hatte die Elfe ihr fest versprochen. Sie würde sie holen. Jeder Tag bis dahin würde ihr lang werden, dachte Gishild. Sie hätte Luc besser behandeln sollen. Eigentlich mochte sie ihn …

DER LETZTE GANG

    Niemand war gekommen und hatte ihm gesagt, welches Urteil gefällt worden war. Luc saß in der Zelle neben dem kleinen Saal, in dem die Gerichtsverhandlung stattgefunden hatte. Es gab ein winziges Fenster, zu hoch, als dass er hätte hindurchschauen können. Doch durch das Fenster hallte die Antwort auf seine drängende Frage: der Klang von Zimmermannshämmern auf Holz. Dort unten wurde sein Galgen errichtet.
    Ihm war übel. Er versuchte, an etwas anderes zu denken. Luc hatte noch nie eine Hinrichtung gesehen. Es hieß, dass man sich immer in die Hosen machte. Spätestens wenn der Tod kam …
    Der Junge spähte zu dem Holzeimer in der Ecke seiner Zelle. Er würde dafür sorgen, dass es ihm nicht so erging.
    Hoffentlich holten sie nicht die anderen Löwen, damit sie zusahen. Ob man ihm wohl diesen letzten Wunsch gewährte? Bestimmt wurden alle Novizen zusammengerufen. Jerome hatte ja gefordert, die Hinrichtung solle ein abschreckendes Beispiel sein.
    Luc blickte hinauf zum Fenster. Er sah ein winziges Rechteck Nachthimmel. Drei Sterne leuchteten darin. Er dachte an das Sternenlicht in Gishilds Augen. Sie war hübsch … Hoffentlich erging es ihr gut im Leben!
    Seine Gedanken schweiften ab. Er hätte gern so gut fechten gelernt wie Gishild. Und einen Sieg beim Buhurt hätte er auch gern erlebt …

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