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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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erzählt hat. Angeblich hat sich meine Frau mitten im Abendmahl erhoben. Sie hatte noch eine Lammkeule vor sich auf dem Tisch. Und dann hat sie sich plötzlich die Röcke benässt. Keine halbe Stunde später war meine Tochter da.« Er schnippte mit den Fingern. »Einfach so. So haben sie es mir jedenfalls erzählt.«
    Gunnar sagte nichts dazu. Das war nicht das, was er jetzt hören wollte. Er blickte erneut zum Fenster hinauf. Was, bei allen Göttern, geschah dort oben? Er hatte gedacht, wenn eine Elfenheilerin käme, wäre alles gut …
    »Mein König?« Sigurd sah ihn an, als habe er etwas gesagt. Gunnar hatte nichts gehört. Zu sehr war er in seinen Gedanken gefangen.
    Ein Schrei ließ ihn herumfahren. Es ging wieder los! Zwei verfluchte Tage dauerte das jetzt. Warum nahm es kein Ende? Wie lange konnte Roxanne das noch durchstehen?
    Sigurd packte ihn fest bei beiden Armen. »Du solltest nicht hier sein. Du kannst deiner Frau jetzt nicht helfen. Was nützt es, dich zu quälen? Komm zurück in die Halle.«
    »Es ist doch wie Verrat, wenn ich nicht bei ihr bin.«
    »Die Hebamme und die Elfe haben dich hinausgeworfen«, erinnerte ihn der Hauptmann. »Komm, es ist das Beste, wenn wir beide trinken, bis wir unter dem Tisch liegen. Du kannst dort oben nichts ausrichten … Also tun wir, was Männer schon immer getan haben, wenn ihre Weiber Kinder gebären. «
    Gunnar wünschte, er wäre auf einem Schlachtfeld, mitten im dicksten Getümmel. Da wüsste er, was zu tun war. Er fühlte sich hilflos wie selten zuvor in seinem Leben.
    »Weißt du schon, wie du ihn nennen willst?«

    Gunnar zögerte. Ja, er hatte sich einen Namen zurechtgelegt. Aber er hatte ihn noch niemandem genannt. Nicht einmal Roxanne. Es brachte Unglück, über den Namen eines Kindes zu sprechen, wenn es noch nicht geboren war. Das musste Sigurd doch wissen! Wahrscheinlich war er schon zu betrunken … Snorri sollte sein Sohn heißen. Ein guter Kriegername war das!
    Die Elfenstute schabte mit einem Huf im frischen Schnee. Sie sah ihn immer noch mit ihren unheimlichen Augen an. Er fühlte sich, als habe man einen Kübel Eiswasser über ihn ausgeschüttet. Diese Augen …
    Roxanne würde sterben. Plötzlich war er sich ganz sicher. Ihre Schreie waren verklungen. Luth würde ihren Lebensfaden durchtrennen. Jeden Augenblick …
    Er musste bei ihr sein.
    Der Nordwind jaulte unter den Dachsparren und verlieh den geschnitzten Drachenköpfen eine geisterhafte Stimme. Der Schneefall war dichter geworden. Das Elfenpferd verschwamm zu einem undeutlichen Schemen. Gunnar glaubte, im Schneegestöber schattenhafte Gestalten zu erkennen. Gestalten, gezeugt aus Sturmwind, Eis und Ewigkeit. Die Geister seiner Ahnen versammelten sich, um seinem Weib das letzte Geleit in die Goldenen Hallen zu geben.
    »Siehst du sie?«
    Sigurd blinzelte. »Wen?«
    Konnte man ihm trauen?
    »Das ist keine Nacht, um draußen zu sein. Fordere dein Schicksal nicht heraus, mein König! Du warst beim Albenstern und bist mit einer Elfe geritten … Komm zurück in die Halle.« Sigurd hielt ihn noch immer bei den Armen gepackt. »Dies ist eine Nacht für Albenkinder und Götter. Du kannst deinem Weib nicht helfen. Bitte, komm mit mir!«

    Gunnar machte sich los. Er würde Roxanne nicht im Stich lassen. Er lief über den Hof. Die weite Eingangshalle war verlassen. Laut hallten seine Schritte auf dem Steinboden, begleitet einzig vom Sturmgeheul im Dachgebälk.
    Er stürmte die Treppe hinauf und hielt auf der obersten Stufe inne. Roxanne war verstummt. Es war totenstill auf dem Gang, der zu ihrem Schlafgemach führte. Vielleicht hatten die Elfe und die Hebamme doch recht? Vielleicht würde es alles nur noch schlimmer machen, wenn er dort war?
    Gunnar hatte die Tür zu Roxannes Kammer fast erreicht, als er die zusammengekauerte Gestalt im Bogenfenster gegenüber bemerkte. Die Knie angezogen und ihre Lieblingspuppe dicht an die Brust gedrückt, hockte dort Gishild. Die Nacht hatte Eisblumen auf das Bleiglasfenster gehaucht. Seine Tochter presste die Lippen fest zusammen und versuchte zu verbergen, dass ihr die Zähne klapperten. Selbst im morgendlichen Zwielicht sah er deutlich, dass sie geweint hatte.
    Hinter der Tür wimmerte Roxanne. Offensichtlich hatte sie nicht mehr die Kraft zu schreien. Der lange, unendlich klagende Laut schnitt Gunnar ins Herz. Er wollte bei ihr sein! Doch konnte er nicht so tun, als habe er Gishild nicht bemerkt. Was tat sie hier? Sie sollte, bewacht von der Amme, in ihrem Bett

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