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Die Ordnung der Sterne über Como: Roman (German Edition)

Die Ordnung der Sterne über Como: Roman (German Edition)

Titel: Die Ordnung der Sterne über Como: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Zeiner
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und der Vesuv zu sehen waren. In einer kleinen Bar tranken sie Kaffee, an den Tresen gelehnt. In einem Fernseher kamen die Nachrichten, aber es war Tom, als wären das Nachrichten von einem anderen Planeten. Es war dämmrig in der Bar. Durch die offen stehende Tür entrollte sich das Licht am Fußboden zu einem langen Rechteck. Sie rührten mit ihren Löffeln in ihren Tässchen. Das Zischen der Kaffeemaschine und das Klappern des Barmanns füllten den Raum. Sie mussten nicht reden, dieses Nichtreden war jetzt nicht eine Abwesenheit von etwas, sondern die Anwesenheit von etwas anderem. Sie beide inmitten der Geschäftigkeit der von silbrigen Geräuschen, Stimmen, Maschinengezisch erfüllten Bar, das war wie ein Sonntag an einem Montag.
    Als ihr Nebeneinanderstehen immer unmöglicher gewordenwar, denn in einer neapolitanischen Bar wird nicht länger als eine Espressolänge am Tresen, schon gar nicht schweigend, gestanden, sagte Betty: »Und jetzt? Was möchtest du machen?«
    Tom sah sie an wie jemanden, den man gerade geheiratet hat, und mit seinem Blick hob er den Schleier von ihrem Gesicht.
    »Ich müsste eigentlich mal ein paar Klamotten einkaufen«, sagte er langsam, während die Augen etwas anderes meinten. »Ich habe gar nichts dabei.«
    Sie lächelte, so als hätte sie nichts anderes erwartet. Sie gingen hinaus in die Helligkeit, zurück zur Via Toledo, die dem Platz wie ein Fluss entsprang und sich dunkler und von Passanten durchflossen in das dichte Massiv der Stadt grub. Die Ufer rechts und links der verkehrsberuhigten Via Toledo, die weiter oben, gleich hinter dem hohen Eingang zur Galleria Umberto, in die dicht befahrene Via Roma mündete, waren gesäumt von Geschäften. Nicht das Sonnenlicht schien diese vergleichsweise schmale Straße zu erleuchten, sondern die Helligkeit der Boutiquen. Als sie ein Herrenmodegeschäft betraten, erschien es ihm auf einmal absurd, jetzt einkaufen zu gehen, mit Betty, aber die hatte da schon auf Italienisch mit einem Verkäufer gesprochen, der ihn mit den Augen sofort fachgerecht überprüfte. Aus einer Schublade zog er ein Maßband, schlang es mit einer raschen Bewegung um Toms Hals. Betty stand mit verschränkten Armen und neigte den Kopf und spitzte den Mund und sagte ja oder nein zu den Hemden, die der mit einem wie eine Haut ihn faltenlos umschließenden Anzug bekleidete Verkäufer aus einem hohen Wandregal herauszog. Tom dagegen stand da, als wäre er nicht eigentlich beteiligt, als hätte er nur seinen Körper hier abgeliefert und warte draußen. In Wahrheit aber wartete er nicht. Er durchlebte jeden dieser Momente einzeln,ohne sie durch ein Warten zu einer Zeitstrecke zu verbinden, weil er es genoss, in den Augen des Verkäufers, der sie Signora und Signore nannte, mit Betty verheiratet, ihr in Kleiderbelangen vollkommen überantwortet zu sein.
    Mit einem Stapel Hosen und einigen Hemden, die der Verkäufer auf Bettys Geheiß aus ihren Plastikhüllen und von Stecknadeln befreit hatte, ging er in die Umkleidekabine. Und Betty folgte ihm, kehrte dann aber dicht bei den Umkleidekabinen um und ließ ihre Hand scheinbar interessiert über Kleider und Regale gleiten. Der Verkäufer lächelte ihr zu. Sie lächelte zurück und überlegte, ob er sie erkannte, denn auch mit Alfredo, der sich jedes Mal in diesen Boutiquen aufregte über die Preise, die Arbeitsbedingungen in Fernost und den in diesen, wie er sagte, Religionsstätten des Kapitalismus zelebrierten Konsum, der in den sogenannten kleinen Boutiquen, in den, so nannte er es, Kapellen der Konsumreligion, genauso angebetet werde wie in den großen Kathedralen der Shoppingmalls, auch mit ihm war sie hier schon einkaufen gewesen. Beim letzten Mal hatte sie zu ihm gesagt, dann müsse er sich eben seine Kleider selber stricken, woraufhin er gesagt hatte, das werde er auch tun, worauf er aber nicht gestrickt hatte.
    Langsam bewegte sie sich durch die Fluchten der Kleiderständer zu den Umkleidekabinen zurück. Er sei ein freier denkender Mensch, und lieber stricke er, hatte er gesagt, als sich dem Dogma des Konsums zu beugen. Sie blieb stehen und versenkte ihren Blick in den Stoff eines Jacketts, der zu einer endlosen blauen Fläche zu zerfließen schien.
    »Betty?«
    In Strümpfen stand Tom unter dem Bogengang, der zu den Umkleidekabinen im hinteren Teil des länglichen Raumsführte. Die Hände zu Fäusten geschlossen und weit vom Körper abgespreizt, damit sie seinen gesamten Umriss besser sehen konnte.
    »Und?«
    »Was

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