Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks
Ork, der Ithel enthauptet hatte – ein hässlicher, grobschlächtiger Kerl, dessen Augen in nacktem Wahnsinn leuchteten und dessen linke Schädelhälfte aus einer schimmernden Stahlplatte bestand.
Der Unhold verfiel in wüstes, markerschütterndes Gebrüll und schwenkte die blutige Axt – und Loreto hatte das Gefühl, dass der Blick des Rasenden über das Kampfgetümmel hinweg geradewegs auf ihn gerichtet war.
»Bei den Fernen Gestaden«, murmelte er leise – und dann war es, als würde sich der Schlund der Finsternis öffnen und das Heer der Elfen verschlingen.
Auf den Wehrgängen der Zitadelle hatte man große Kessel herangeschafft – und noch ehe Loreto oder irgendjemand sonst eine Warnung rufen oder den Befehl zum Rückzug geben konnte, ergoss sich siedendes Pech auf die Elfen, die den Rammbock trugen.
Das Geschrei der Krieger war entsetzlich. Im nächsten Moment flackerte erneut Feuer auf den Zinnen auf, und Brandpfeile zuckten herab. Von einem Augenblick zum anderen verwandelte sich der Platz vor dem Tor in ein loderndes Flammenmeer, das zornig alles verschlang, dessen es habhaft wurde.
Loreto sah Elfenkrieger als lebende Fackeln umherrennen, sah einen Zwerg, dessen Bart Feuer gefangen hatte und der gellend schrie und kreischte, während die Flammen sein Gesicht zerstörten. Der Geruch von verbranntem Fleisch stieg dem Elfenfürsten in die Nase und verursachte ihm Übelkeit. Fassungslos schaute er zu, wie die Erben Farawyns in Feuer und Rauch untergingen.
Panik ergriff ihn und sorgte dafür, dass er keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Reglos stand der Anführer des Elfenheers da. Längst erfolgte kein Angriff mehr, die Heeresordnung der Elfenkrieger hatte sich aufgelöst. Die einen waren tot oder lagen verwundet und sich windend am Boden, die anderen ergriffen schreiend die Flucht. Nur ein paar wenige hielten noch die Stellung, aber auch sie fanden im brennenden Pech oder im Pfeilhagel ihr Ende.
»Herr!«, drang eine Stimme wie aus weiter Ferne an Loretos Ohr. »Herr, was befehlt ihr …?«
Loreto brauchte einen Moment, um durch die Nebel des Entsetzens zu erkennen, dass ein Bogenschütze vor ihn getreten war, ein blutjunger Kerl von vielleicht siebzig oder achtzig Jahren, der ihn fragend und verunsichert anschaute.
»Was befehlt Ihr, Herr?«, wiederholte der Bogenschütze. »Unsere Schwertkämpfer und unsere Verbündeten aus dem Zwergenreich sind in Bedrängnis. Wir müssen angreifen, Herr, und unseren Waffenbrüdern Beistand leisten!«
»Beistand leisten …« Das Echo aus Loretos Mund klang tonlos und sinnentleert. Nach all dem Grauen, das er gesehen hatte, stand dem Elfenfürsten nicht mehr der Sinn danach, anderen beizustehen oder gar das Geschick in diesem ungleichen Kampf noch wenden zu wollen. Er wollte nicht enden wie Ithel, wollte nicht das Opfer eines barbarischen Orks werden, dessen Axt keinen Respekt kannte vor der Überlegenheit und dem Alter der elfischen Kultur.
Alles, was Loreto wollte, war ein Schiff zu den Fernen Gestaden besteigen – und dazu musste er überleben …
»Nein«, sagte er deshalb, und seine Stimme klang so fest und entschlossen, dass es ihn selbst überraschte.
»Nein?« Der junge Bogenschütze hob die Brauen. »Was bedeutet das, Herr?«
Loreto wandte den Blick zum Tor, wo weiterhin gekämpft und gestorben wurde. Das heisere Gebrüll der Orks erfüllte die Nacht, beantwortet vom Geschrei der Verwundeten und von den verzweifelten Rufen derer, die um ihr Leben kämpften.
»Das bedeutet, dass die Schlacht verloren ist«, erklärte der Elfenfürst mit ruhiger Stimme. »Wir ziehen uns zurück.«
9.
OUNCHON-AIRUN
Der flackernde Schein der Flammen, die vor der Zitadelle loderten, drang durch die hohen Fenster des Thronsaals und ebenso das Geschrei der Orks, das Klirren der Waffen und das Kreischen der Sterbenden. Rurak der Schlächter jedoch nahm nichts davon wahr.
Mit geschlossenen Augen stand der Zauberer da, in tiefe Meditation versunken, während er Worte in einer alten, verbotenen Sprache murmelte. Die schwarze Klinge des magischen Dolchs zeigte auf Alannah, die auf dem Opferstein lag, im harten, unerbittlichen Griff ihrer Bewacher.
Die faihok'hai hatten nichts als Hohn für sie übrig. Grollend lachten sie, während sich die Elfin verzweifelt in ihren Pranken wand. Mit vor Furcht geweiteten Augen starrte Alannah auf die Klinge, die drohend über ihr schwebte, und sie schalt sich selbst eine Närrin, Shakara den Rücken gekehrt und ihr altes
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