Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks
wirbelte um die Mitte des kreisrunden Saals, wo ein Schacht im Boden klaffte und es einen steinernen Thron gab. Dazwischen befand sich ein Altar, auf dem Rammar und Balbok Alannah entdeckten.
Und die Elfin war nicht allein.
Rurak stand über sie gebeugt, einen Dolch in der einen, den Zauberstab in der anderen Hand. Aus der Spitze der Dolchklinge stach eine Entladung tiefster Schwärze, die die Priesterin von Shakara einhüllte. Alannah schien unfähig, sich zu bewegen – und gerade, als die Orks in den Thronsaal stürmten, wollte Rurak die Klinge in ihr Herz stoßen!
»Douk!«, brüllte Balbok aus Leibeskräften, während er sich auf seinen langen Beinen quer durch den Saal katapultierte, ungeachtet des scharfen Windes, der nach ihm griff.
Schon fiel der Dolch herab, scharf und tödlich, um dem Leben der Elfin ein Ende zu setzen und ein anderes beginnen zu lassen.
Doch die schwarze Klinge erreichte Alannah nicht.
Getrieben von seiner Wut und dem festen Willen, dem Zauberer, der sie so schmählich hintergangen hatte, in seinen bru-mill zu spucken, legte der hagere Ork die Entfernung zwischen sich und dem Magier in einem tollkühnen Hechtsprung zurück, und im buchstäblich letzten Moment, ehe sich die Klinge Margoks in die Brust der Elfin bohren konnte, stieß er den Zauberer beiseite.
Rurak, die Augen geschlossen und in dunkle Beschwörungen versunken, traf der Angriff völlig überraschend. Mit einem Aufschrei taumelte er zurück, auf den Elfenthron zu, den er widerrechtlich in Besitz genommen hatte. Sein Zauberstab, den er vor Schreck losgelassen hatte, klapperte zu Boden.
Da die Dolchspitze nicht mehr auf Alannah gerichtet war, gab der schwarze Blitz die Elfin frei, zuckte suchend umher – und fand ein neues Ziel!
Es war Rurak selbst, der im nächsten Moment von dunkler Energie eingehüllt wurde. Von Krämpfen geschüttelt, fiel der Zauberer vor den Stufen des Elfenthrons nieder, kreischend wie jemand, der bei lebendigem Leib verbrennt. Er versuchte, seinen Zauberstab zu erreichen – vergeblich. Schreiend wand sich der Zauberer am Boden.
»Du Unglücksork«, rief Rammar, der nun den Opferstein erreichte. »Was hast du nun wieder angerichtet?«
»I-ich weiß nicht …«, stammelte Balbok.
Rammar zwinkerte ihm zu. »Gut gemacht, Bruder. Und jetzt lass uns die Elfin nehmen und verschwinden!«
Wenn Rammar so sprach, bedeutete das freilich, dass Balbok die Priesterin tragen musste. Deren Züge waren aschfahl, und sie war kaum noch bei Bewusstsein. Noch immer knisterten vereinzelt schwarze Entladungen um ihre anmutige Gestalt, die erst erloschen, als Balbok sie hochhob und sie sich über die Schulter lud – so wie er es getan hatte, als sein Bruder und er sie aus dem Tempel von Shakara entführten. Ewigkeiten schien das her zu sein …
»Nichts wie weg!«, rief Rammar, und durch den Sturm, der noch wütender und zerstörerischer tobte als zuvor, kämpften sich die Orks mit der Elfin zum Ausgang. Rammar bekam dabei ein morsches Brett vor den Kopf und stieß wüste Flüche aus, Balbok fing einen Kandelaber auf, der ihm andernfalls den Schädel zerschmettert hätte. Das Ding war gut vier knum'hai lang, hatte einen breiten tellerförmigen Sockel und ließ sich notfalls auch als Waffe verwenden, also behielt es Balbok vorerst.
Als sie den Durchgang erreichten, wandten sich die Orks noch einmal um und blickten zurück zu dem Zauberer, der wie von Sinnen kreischte und aus dessen weit aufgerissenen Augen schwarze Blitze stachen.
»Shnorsh«, knurrte Rammar. »Nur schnell weg …«
»Nun, Kopfgeldjäger? Hast du schon genug?« Das Grinsen in Graishaks grässlichem Gesicht war so breit, dass es seine vernarbte Visage in zwei Hälften teilte.
»Noch lange nicht!«, entgegnete Corwyn – und das, obwohl zu den Wunden, die die Folter hinterlassen hatte, noch einige mehr hinzugekommen waren.
Mehrmals war der Kopfgeldjäger den wütenden Attacken des Orkhäuptlings nur mit knapper Not entgangen, und ein paarmal hatte er nicht vermeiden können, dass ihn das messerscharfe Blatt der Axt noch gestreift hatte. Auch hatte er ein paar gebrochene Rippen, dort, wo ihn Graishak mit dem Stiel der Axt erwischt hatte. Zudem klaffte ein Schnitt in seinem rechten Oberschenkel, sodass sich Corwyn kaum noch auf den Beinen halten konnte.
All das versuchte der Kopfgeldjäger zu ignorieren, indem er die Zähne zusammenbiss, sich ganz auf seinen Gegner konzentrierte und sich von seiner Rachsucht treiben ließ.
Mit dem
Weitere Kostenlose Bücher