Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks
aus der Tiefe seiner Kehle wand, gefolgt von einem Schwall grellroten Bluts. Angewidert zog Ruuhl seine Klinge zurück, worauf sein Gegner leblos zusammenbrach.
Die übrigen Wachleute – sechs an der Zahl – starrten entsetzt und mit weit aufgerissenen Augen auf den Leichnam ihres Anführers. Einen Moment lang schienen sie zu überlegen, ob sie ihn rächen oder lieber die Flucht ergreifen sollten. Ruuhl nahm ihnen die Entscheidung ab, indem er seinen Leibwächtern wie beiläufig befahl: »Tötet sie. Nur einen lasst am Leben.«
Die Gardisten taten wie ihnen geheißen. Mit wehenden Umhängen und Mordlust in den grauen Gesichtern stürmten sie auf die Pforte zu. Die Menschenwachen kamen kaum dazu, Widerstand zu leisten. Gliedmaßen wurden durchtrennt und Leiber durchbohrt, und der abgeschlagene Kopf eines Wachsoldaten rollte über den Boden, Augen und Mund vor Entsetzen weit aufgerissen. Wenig später war der Kampf vorbei, die Schreie der Wachmänner verstummt, und zwischen ihren verstümmelten Leibern breitete sich ein roter See aus.
Dun'ras Ruuhl hatte das Massaker keines Blickes gewürdigt – seine ganze Aufmerksamkeit hatte seiner eigenen blutbesudelten Klinge gegolten, die er am Waffenrock des getöteten Anführers des Wachtrupps abwischte. Erst als er sicher war, auch den letzten Rest unwürdigen Menschenbluts entfernt zu haben, rammte er sie in die aus Orkleder gefertigte Scheide zurück und wandte sich wieder seinen Leuten zu. Seine Anweisung befolgend, hatten sie einen der Wachen am Leben gelassen – einen Mann von sehniger Gestalt, der lediglich seine linke Hand im Kampf verloren hatte und jammernd am Boden kauerte.
»Du«, sagte Ruuhl und trat auf ihn zu. »Wie ist dein Name?«
»Carrig«, presste der Mensch unter Schmerzen hervor.
»Nun gut, Carrig.« Ruuhl schlug einen jovialen und versöhnlichen Ton an. »Das, was eben passiert ist, war bestimmt nicht schön für dich. Du hast deinen Vorgesetzten verloren, deine Kameraden und deine Hand …«
Der Mensch nickte nur, während er sehnsüchtig auf die abgetrennte Linke blickte, die einige Schritte entfernt am Boden lag.
»… aber ich kann dir verraten, dass das nur ein lauer Vorgeschmack von dem war, was dir in meiner Gesellschaft tatsächlich widerfahren kann. Ich rate dir also gut, meine Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten.«
»N-natürlich, Herr«, presste der Mensch heiser und unter Schmerzen hervor. »Was immer Ihr wissen wollt …«
»Wo sind wir hier?«, stellte Ruuhl seine erste Frage.
»Was meint Ihr?«
»Ich will wissen, wo wir hier sind«, sagte Dun'ras Ruuhl völlig emotionslos. »So schwer kann das doch nicht zu verstehen sein.«
Der Mensch zögerte mit der Antwort. Seinen furchtsam blinzelnden Augen war anzumerken, dass er in der Frage eine Falle vermutete. »I-in Tirgas Anar«, sagte er schließlich.
»Tirgas Anar?« Ruuhl hob die Brauen. »Eine Stadt demnach?«
»Ja, Herr«, bestätigte der Wächter. »Sie wurde umbenannt, nachdem …«
Mit einer Geste brachte ihn der Dun'ras zum Verstummen. »Wo liegt sie?«
»I-im Osten des Reichs. Jenseits des Smaragdwaldes und des Hammermoors.«
Der Dun'ras bleckte die Zähne. Einen Augenblick lang schien er um Fassung bemüht, und es zuckte in seinen grauen, von schwarzem Haar umrahmten Zügen. Dann hatte er sich wieder unter Kontrolle.
»Also ist es wahr«, sagte er.
»Mit Verlaub, Herr«, flüsterte der Wachmann. »Was ist wahr?«
Ruuhl hatte weder Lust, ihm zu antworten, noch verspürte er Verlangen danach, die Unterhaltung fortzusetzen. Also gab er seinen Männern ein entsprechendes Zeichen. Nachdenklich wandte er sich ab, während der Wachmann hinter ihm mit durchschnittener Kehle niedersank.
»Es ist geschehen«, murmelte Ruuhl. »Nach so langer Zeit hat sich ereignet, was unser geliebter Herrscher stets vorausgesagt hat. Die Verbindung wurde wieder geöffnet.«
»Wie?«, fragte einer der Gardisten. »Und von wem?«
»Das weiß ich nicht«, antwortete der Dun'ras mit bösem Lächeln. »Jedenfalls von jemandem, der töricht genug war, an etwas Hand zu legen, das so alt und mächtig ist, dass es den Untergang seiner Rasse und seiner Welt bewirken könnte. Offen gestanden hatte ich stets bezweifelt, dass sich jemand finden wird, der dumm genug dafür ist. Der Dunkle Herrscher jedoch hat immer daran geglaubt – und er hat offenbar recht behalten, andernfalls wären wir kaum hier.«
»Was genau bedeutet das?«, fragte der Leibwächter verwirrt.
»Der Dreistern
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