Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition)
Moos ein. Ich schloss die Augen … und öffnete sie wieder.
An meiner Hüfte begann es zu vibrieren.
Lee kniff Augen und Mund zusammen, als müsse er abwägen, ob er das Vibrieren ignorieren sollte. Dann atmete er tief aus. Er ließ mich zögernd los und sah mich wieder mit diesem seltsam musternden Blick an, während er gleichzeitig in seine Hosentasche griff und einen kleinen funkelnden Gegenstand hervorzog. Es war ein Goldreif, zu klein für ein Armband, zu groß für einen Ring.
Neugierig sah ich näher hin. Der Goldreif war mit bunten Edelsteinen eingefasst und in der Mitte befand sich ein großer weißer Kristall. Und der blinkte. Genau wie der Kohinoor damals im Tower. »Ist das ein Diamant?«, fragte ich fassungslos. Er hatte beinahe den gleichen Umfang wie der Große Stern von Afrika.
Lee sah mich an. »Nimm ihn.«
»Was ist das?«, fragte ich und nahm das filigran gearbeitete Schmuckstück in die Hand. Es war schwerer, als es aussah. Obwohl es höchstens fünf Zentimeter Durchmesser hatte, wog es so viel wie eine Tafel Schokolade.
»Das ist ein Telemedium. Aber wir nennen es Karfunkel, wegen seines kostbaren Edelsteins«, sagte Lee nach einem kurzen Zögern.
»Wie trägt man es?«
»In der Hosentasche.« Die Antwort war ziemlich trocken und klang amüsiert.
»Aber dann sieht man es nicht«, widersprach ich immer noch verwundert über die Schönheit des Gegenstandes.
Lee holte tief Luft. »Das ist so was wie mein Handy, Fay. Es vibriert und blinkt, wenn neue Nachrichten kommen. Wenn ich nicht zu Hause bin und mit den drei Boten auf dem Gemälde sprechen kann, kann man mich hierüber erreichen.«
Ich bewegte meine flache Hand mit dem Schmuckstück darauf. Tatsächlich! Es blinkte. Außerdem fühlte ich das leichte Vibrieren und es wurde warm auf meiner Haut. »Sieht aus wie ein Teil der Kronjuwelen«, überlegte ich laut.
Lee seufzte. »Es ist ein Stück des Cullinan-Diamanten, also Teil der Kronjuwelen. Eigentlich ist es noch ein wenig größer als der Große Stern von Afrika. Deswegen hat der auch geblinkt, als wir vorbeigegangen sind – das ist eine Eigenschaft von Diamanten, wenn sie Elfen in der Nähe spüren. Fühlst du die Wärme? Bei mir wird es dann regelrecht heiß, damit ich es auch wirklich spüre, wenn Anweisungen kommen. Kannst du nichts im Schliff erkennen?«
Ich konzentrierte mich wieder auf die Brillantfläche. Sie funkelte in allen Farben des Regenbogens, selbst in unserem düsteren Hausflur. Aber weil Lee fragte, ging ich davon aus, dass er nicht das meinte. Trotz meiner Bemühung konnte ich nichts erkennen. Ich schüttelte den Kopf.
Lee nahm mir das Stück aus der Hand und betrachtete es. »Ich erkenne darin meinen nächsten Auftrag.« Sein Ausdruck war mit einem Mal besorgt und sein Mund hatte die spitzbübischen Winkel verloren. »Ich sehe, dass ein Wachmann meines Onkels tot im Bodwin Moor liegt. Ich soll der Sache nachgehen.«
»Welches Jahrhundert?«, fragte ich atemlos.
»Sie haben ihn heute gefunden, aber er war seit drei Tagen vermisst.« Rund um den Diamanten herum blitzten die Edelsteine hie und da auf. Lee hielt seinen Blick darauf konzentriert. Er
las
die Blinkzeichen. »Er sollte eigentlich seinen Dienst im Palast bei Stonehenge antreten, stattdessen liegt er zerfleischt im Moor.« Er sah auf das letzte Aufleuchten der bunten Edelsteine und dann sah er mich an. Sein Blick war besorgt, seine Augen riesengroß.
»Was?«, fragte ich beunruhigt.
»Sie behaupten, du bist die Mörderin.«
Fortsetzung folgt
© Sandra Jungen
Sandra Regnier ist in der Vulkaneifel geboren und aufgewachsen. Nach der Schule und einer Ausbildung zur Beamtin wollte sie lange nach Frankreich. Stattdessen heiratete sie einen Mann mit französischem Nachnamen und blieb zu Hause. Heute ist Sandra Regnier selbstständig und versteht es, den schönen Dingen des Lebens den richtigen Rahmen zu geben. Das umfasst sowohl alles, was man an die Wand hängen kann, als auch die Geschichten, die ihrer Fantasie entspringen.
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»Traumlos. Im Land der verlorenen Seelen«
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