Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition)
der Länge nach an meinen Körper. Dann küsste sie mich. Es war tatsächlich einfach gewesen sie einzuwickeln. Aber im gleichen Moment wusste ich, dass etwas nicht stimmte. Wo war der erwartete Funkenregen? Das Feuerwerk? Die Geigen und das Konfetti? Es fühlte sich nicht an wie die Erfüllung des Schicksals, sondern wie ein ganz normaler, inniger Kuss.
Vor uns polterte es und ich riss erschrocken die Augen auf. Die pummelige Schülerin mit dem dämlichen T-Shirt war vor unserem kleinen Versteck schon wieder gestolpert und hatte uns entdeckt.
»Entschuldigung«, hörte ich sie murmeln.
Das brachte Felicity in die Gegenwart zurück. Wütend funkelte sie das Mädchen an.
»Verschwinde, City. Spionierst du mir etwa nach?«
Die Unscheinbare richtete sich auf und blitzte sie an. »Weshalb sollte ich dir wohl nachspionieren? Glaubst du vielleicht, ich will lernen, wie man sich in der Öffentlichkeit lächerlich macht?«
»Das brauchst du nicht zu lernen. Das kannst du von ganz allein«, fauchte Felicity und ich zollte ihr im Stillen Beifall. »Hau ab, City. Lee ist wohl nicht ganz deine Kragenweite.«
»Nein, aber zum Glück ja deine. Ich glaube, du hast heute deinen eigenen Rekord geknackt: zwei Minuten nach dem Kennenlernen. Gratuliere.« Sie bückte sich nach ihren auf dem Boden liegenden Heften und reichte eines davon Felicity. »Hier. Miss Ehle hat uns verwechselt.« Dann warf sie mir einen verächtlichen Blick zu.
»Keine Sorge, City. Lee wird uns nicht verwechseln«, Felicity war dem Blick der anderen gefolgt und nahm das Heft entgegen.
»Hoffentlich. Ich nehme nicht gern gebrauchte Ware«, erklärte City hochnäsig.
Mein Blick fiel auf das Heft. Im gleichen Moment fühlte ich mich, als hätte mir jemand einen Baseballschläger in den Magen gehauen.
Felicity Stratton stand darauf.
»Stratton?«, erkundigte ich mich. Ich hörte wie belegt meine Stimme klang. »Du heißt Stratton?«
Felicity sah mich verliebt an und nickte. Ich wusste, der Kuss hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Das tat er nie.
»Ja. Noch. Aber wer weiß, ob ich nicht irgendwann einen neuen Nachnamen bekomme? FitzMor zum Beispiel.«
Hinter ihr erklang ein abfälliges Stöhnen. City tat, als müsse sie sich übergeben. Ihre Pölsterchen an den Hüften waren unter dem hässlichen T-Shirt deutlich zu erkennen, als sie sich vorbeugte. Moment mal … City war bestimmt nicht ihr richtiger Name.
Mir schwante Übles.
Trotzdem musste ich mir diesmal sicher sein. »Und du bist City?«
Sie sah mich so verächtlich an, wie ich sie wohl vorhin.
»Ja. Aber meine Freunde nennen mich Felicity. Felicity Morgan«, erklärte sie hochnäsig
.
Jetzt war mir richtig schlecht. Ich hatte einen riesengroßen Fehler begangen.
Ich hatte die Falsche geküsst und an mich gebunden.
Nicht die Auserwählte schmiegte sich verliebt an mich. Die stand mir gegenüber und war alles andere als die Traumfrau, die ich mir ausgemalt hatte.
FELICITY
DER AUFTRITT
Es war Montag, der dritte September. Der Tag begann, wie viele andere auch. Ich kam zu spät zur Schule. Wer hätte gedacht, dass sich an diesem Tag alles in meinem Leben ändern sollte? Wenn ich es auch nur ansatzweise geahnt hätte, hätte ich auf jeden Fall mehr auf mein Aussehen geachtet. Oder wäre im Bett geblieben.
Die Gänge des Horton Colleges hatten sich schon ziemlich geleert, als ich an mein Schließfach hechtete und mein Geografiebuch zwischen einem mit Saft und Pudding befleckten T-Shirt und anderen Schulbüchern suchte. In meiner Hektik fielen ein Deospray, ein paar lose Blätter und ein zerfledderter Roman auf den Boden. Umständlich raffte ich alles auf, knallte den Kram achtlos zurück in den Spind und versuchte abzuschließen. Dabei brach mein Schlüssel ab. Na toll. Wenn was schiefging, dann richtig. Und ausgerechnet zur Doppelstunde bei Ms Ehle musste ich zu spät kommen!
»Ah, Miss Morgan beehrt uns«, sagte sie auch prompt, als ich mich in den Klassenraum schleichen wollte. »Haben Sie eine gute Ausrede parat oder soll ich eine für Sie erfinden?"
»Schreiben Sie ins Klassenbuch ›starker Verkehr‹«, antwortete ich liebenswürdig.
»Sie wohnen direkt hinter dem College«, meinte sie trocken. Sie trat einen Schritt näher und schnupperte. »Rieche ich an Ihnen etwa Alkohol?«, fragte sie streng.
Oh, Mist. Das hatte ich vergessen. »Ja, Miss Ehle«, antwortete ich und senkte meinen Blick. Nicht, weil ich verlegen war, sondern um ein Grinsen zu unterdrücken.
»Sie betrinken
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