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Die Papiermacherin

Titel: Die Papiermacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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Mönch Branaguorno beachteten sie dabei kaum. Offenbar nahmen sie nicht an, dass bei dem hageren, blassen Mann in der groben Kutte überhaupt etwas zu ergattern war.
    Die Bettler – unter ihnen Kinder, Halbwüchsige und Krüppel – redeten unablässig in griechischer Sprache auf Arnulf und Gero ein.
    Es war Fra Branaguorno, der diesem Treiben ein Ende setzte, indem er ein paar Kupfermünzen auf den Boden warf, auf die sich die Bettler sogleich stürzten – er, der doch im Gewand des Bettelmönchs ritt, von dem man zuallerletzt erwartet hätte, dass er sich wie ein hoher Herr gebärdete.
    »Und jetzt gebt Eurem Gaul etwas Druck in die Weichen, sonst wird man Euch in einem Jahr noch hier festhalten!«, raunte Branaguorno.
    Wenig später ritten die drei eine der breiten Straßen entlang, die sich wie ein Netz durch die Stadt zogen.
    »Es sind mehr Menschen in der Stadt als vor Jahren bei meinem letzten Besuch«, sagte Fra Branaguorno. »Und es gibt weniger Ruinen, in denen Bettler hausen …«
    »Das seht Ihr auf einen Blick?«, fragte Arnulf.
    »Oh ja! Diese Stadt mag Euch wie ein riesiger Wald aus Häusern und Menschen erscheinen, wenn Ihr sie mit Magdeburg, Köln oder Venedig vergleicht. Aber schaut genau hin … Sie wurde einst für mehr Menschen gebaut, als hier zurzeit leben. Das seht Ihr schon an der Mauer!«
    »Ja, das ist mir auch aufgefallen«, stellte Arnulf fest. In seiner Heimat besaßen wenige Städte eine Ummauerung und wenn doch, passte sie dem Ort zumeist so schlecht wie ein zu eng geratenes Kettenhemd, das ein Ritter von seinen Vorfahren ererbt oder bei einem arg schmächtigen Gegner im Turnier gewonnen hatte. Die Mauern Konstantinopels hingegen waren großzügig bemessen. Zu großzügig.
    Sie ritten durch die Außenbezirke, vorbei an der Pege-Kirche, wie Fra Branaguorno das Gotteshaus zu ihrer Linken nannte.
    Ganz außen, nahe den Mauern, lebten vorwiegend arme Leute in engen Gassen. Bettler, die sich in leer stehenden Häusern angesiedelt hatten, ebenso wie Tagelöhner, die darauf hofften, dass sie den Händlern beim Be- und Entladen der Waren helfen konnten, wenn sie zu den Märkten oder den verschiedenen Häfen der Stadt fuhren. Außerdem lebten Söldner der Wachmannschaften hier mit ihren Familien – abgesehen natürlich von den Angehörigen der Warägergarde, die einen weitaus höheren Status besaßen und sich – trotz ihrer barbarischen Herkunft – mit einer so bescheidenen Bleibe auch nicht zufriedengegeben hätten. Die Nordmänner schienen zu wissen, wie wertvoll ihre Kriegskünste für den Kaiser von Konstantinopel und die Sicherheit der Stadt waren. Dementsprechend selbstsicher traten sie auf.
    Nach den Quartieren der Armen in unmittelbarer Nähe der Mauern folgte ein Gebiet mit weitläufigen Gärten, die zu luxuriösen Villen auf den Hügeln zu beiden Seiten des Flusses Lykos gehörten. Es war offensichtlich, dass sich hierher die besonders Reichen und Edlen zurückzogen. Bewaffnete Wächter schritten an den Palisadenzäunen dieser angesichts der sonstigen Enge der Stadt fast obszön weitläufigen Anwesen entlang. Manche Burg in Sachsen oder Franken hatte nicht die Ausmaße dieser Landsitze, die dazu noch inmitten einer Stadt lagen. Und dennoch von grünen Hügeln umgeben waren.
    Arnulf zügelte sein Pferd und ließ den Blick schweifen.
    »So sind die geradezu fantastischen Geschichten, die man sich über die Stadt des östlichen Kaisers erzählt, also wahr«, murmelte der Knappe.
    »Ja – und man stelle sich vor, welcher Abstieg es für eine Frau wie die inzwischen selige unseres Kaisers war, von Konstantinopel nach Magdeburg zu gehen«, meinte Arnulf.
    »Oh, übertreibt in dieser Hinsicht nicht«, wandte Fra Branaguorno ein.
    »Übertreiben?«, wunderte sich Arnulf. »Wie kann man den Unterschied zu übertrieben schildern, da er doch für jedes menschliche Auge schlichtweg überwältigend ist!«
    »Mag sein. Aber für Theophanu war es gewiss die glücklichste aller möglichen Fügungen, nach Magdeburg zu gelangen – auch wenn das Wetter dort sicherlich weitaus unfreundlicher ist als an der Küste Thraciens …«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Nun, das wissen nur wenige, und ich bin mir nicht sicher, ob ich es in aller Offenheit äußern sollte …«
    Auf Arnulfs Stirn bildete sich eine Falte. »Nun ziert Euch nicht, Fra Branaguorno! Erst weckt Ihr mein Interesse und dann belasst Ihr es bei ein paar geheimnisvollen Andeutungen!«
    Fra Branaguorno seufzte. »Gut, so will ich

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