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Die Papiermacherin

Titel: Die Papiermacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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aus der Mark der Elbslawen!«, stellte er fest. »Leugnet es nicht, Eure Sprache verrät Euch!«
    Bruder Markus lächelte mild. »In der Gemeinschaft der Gläubigen spielt es keine Rolle, wo die Wiege gestanden hat«, erklärte er. »Aber Ihr habt Recht! Ich stamme aus der Billunger Mark.«
    »Ich kenne das Gebiet ganz gut«, sagte Arnulf. »Leider, muss man wohl sagen, denn alljährlich hält es der Kaiser für notwendig, dorthin mit großem Heeresaufgebot zu ziehen und den Billungern den christlichen Glauben mit dem Schwert beizubringen.«
    »Es war die Kraft des Glaubens und die Güte der Gläubigen, die mich bekehrte«, erwiderte Bruder Markus. »Und ich wüsste niemanden, der die Erleuchtung durch das Schwert gewonnen hätte.«
    »Mit diesen Dingen kenne ich mich nicht aus, Bruder. Ich weiß nur, wem ich einen Lehenseid geschworen habe und deswegen bis ans Ende der Welt folgen muss!«
    Bruder Markus lächelte versöhnlich. »Nun, wenn Ihr dem Kaiser schon in die Billunger Mark gefolgt seid, so wart Ihr ja vom Ende der Welt nicht weit entfernt!«
    Die Unterkunft bei den Mönchen war sehr einfach. Die Gäste bekamen einen Platz in einem großen Schlafsaal, aber Arnulf hatte nicht das Geringste dagegen einzuwenden. Bequemer als die Erde, auf der sie die letzte Nacht verbracht hatten, war dieses Lager allemal.
    Ansonsten nächtigten hier vor allem Pilger, die ins Heilige Land reisten – aber auch einige Ritter, die offenbar zur Begleitung des Johannes Philagathos gehörten und am Hof von Kaiser Basileios dafür sorgen sollten, dass sich vielleicht trotz aller Widrigkeiten noch eine geeignete Hochzeitskandidatin für den Magdeburger Hof fand.
    »Für wie lange habt Ihr unseren Aufenthalt hier in Konstantinopel geplant, Fra Branaguorno?«, fragte Arnulf den Mönch, als er glaubte, mit seinen Gefährten allein zu sein.
    Der blasse Mann legte einen Finger auf den Mund.
    »Traut niemandem, werter Arnulf.«
    »Aber – wir sind hier unter Männern Gottes!«, entfuhr es Gero, dem es eigentlich nicht zustand, sich auf diese Weise in das Gespräch einzumischen.
    Fra Branaguorno wandte ihm den Kopf zu. »Das ist ein Grund, besondere Vorsicht walten zu lassen, Gero.«
    »Das verstehe ich nicht! Haben all diese Männer sich nicht dem Dienst am Herrn verschrieben?«
    »Aber Ohren haben sie trotzdem«, erwiderte Fra Branaguorno lächelnd. »Und Zungen ebenfalls, mit denen sie das, was sie hören, weitertragen.«
    »Ich hoffe, dass wir unsere Reise bald fortsetzen können, Fra Branaguorno. Vielleicht könnt Ihr Eure Kontakte aus früherer Zeit dazu nutzen, dies möglich zu machen!«
    »Ihr wisst, dass ich alles versuchen werde«, sagte der Mönch mit dem ihm eigenen Ernst.
    Während Arnulf sein Gepäck ordnete, dachte er daran, dass sie schon eine ziemlich weite Reise von Magdeburg bis hierher, an den Hof des östlichen Kaisers, hinter sich hatten. Aber der schwierige Teil ihres Weges lag noch vor ihnen. Ein Weg, der in ein geheimes Land führte, aus dem die Nordmänner den Stahl ihrer berühmten bruchfesten Ulfberht-Schwerter bezogen. Noch gut hatte Arnulf den Moment in Erinnerung, als Kaiser Otto ihn in einem abgelegenen Nebenraum der Kaiserpfalz zu Magdeburg empfing – ein junger Mann, eigentlich noch ein Junge, der trotzdem alle durch seinen Geist und seine Bildung verblüffte. Das Wissen der Welt nannte man ihn daher, und Arnulf musste zugeben, dass er dem kaiserlichen Jungen in dieser Hinsicht vollkommen unterlegen war und sich manchmal in seiner Gegenwart wie ein Bauerntölpel vorkam. Ein ungewöhnlich wacher Geist, gepaart mit der besten Ausbildung, die man unter seinesgleichen erhalten konnte – und das Ergebnis war ein früh vollendeter, früh gereifter Jüngling, der es immerhin geschafft hatte, seiner Großmutter Adelheid die Herrschaft zu entreißen, die diese nach dem Tod seiner Mutter Theophanu stellvertretend für ihn ausgeübt hatte. Auch bei den Großen des Reichs hatte sich Otto inzwischen – trotz seines Mangels an Jahren – Respekt verschafft. Diesen wachen Verstand durfte niemand unterschätzen, und wer da geglaubt hatte, mit einer jungenhaften Marionette auf dem Thron leichtes Spiel zu haben, sah sich schon bald grausam getäuscht.
    »Worüber ich jetzt mit Euch spreche, ist hoch geheim, sodass Ihr selbst Eurem Knappen erst den wahren Grund der Reise verraten werdet, wenn Ihr das Reich des östlichen Kaisers hinter Euch gelassen habt« – das waren die Worte Ottos gewesen. »Eingeweiht ist

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