Die Patin
jederzeit auf dem Handy erreichen, während ich in England bin. Und sollte Ronnie sich melden, sag ihm schöne Grüße von mir.«
Mimi schaute ihm nur mit offenem Mund hinterher.
»Aber Anton!« Ich lief ihm bis zur Haustür nach. »Du kannst doch jetzt nicht einfach gehen ... Wenn Ronnie in Gefahr ist! Vielleicht hat er schon beim Geheimdienst angeheuert ...«
»Oh ja, die sollen da ja ganz scharf auf midlifecrisisgeschüttelte Baumarktleiter sein«, sagte Anton. »Wenn Ronnie denen zeigt, wie gut er mit der Schlagbohrmaschine umgehen kann, schicken sie ihn umgehend auf geheime Mission nach Afghanistan.«
»Ich habe das Gefühl, du nimmst das Drama nicht wirklich ernst«, sagte ich.
»Doch, das tue ich«, sagte Anton. »Glaub mir, ich will auch nur das Beste für Ronnie. Aber im Gegensatz zu dir fühle ich mich nicht für alles und jeden verantwortlich. Ich habe gelernt, dass man die Menschen ihre eigenen Fehler machen lassen muss.« Er gab mir einen Kuss. »Ich melde mich, wenn ich wiederda bin. Pass auf dich auf bitte. Und, äh, vielleicht checkt ihr mal Ronnies E-Mails, wenn ihr unbedingt wissen wollt, wo er ist.«
Ich fand, er hatte es plötzlich verdammt eilig. »Anton? Wie alt ist eigentlich der Babysitter?«
»Was?« Anton hatte sich noch einmal umgedreht.
»Der Babysitter - wie alt ist er?«
»Keine Ahnung«, sagte Anton. »Anfang zwanzig würde ich sagen. Sie studiert Pädagogik. Und sie nimmt zwölf Euro die Stunde. Warum?«
»Ach, nur so«, sagte ich. »Falls ich auch mal einen brauche.« Ich schloss nachdenklich die Tür.
»Sie werden mich lynchen«, sagte Mimi, als ich zurück in ihr Wohnzimmer kam. Händeringend ließ sie sich auf das Sofa fallen. »Das ist einfach nicht fair. Ich hatte doch andere Pläne für ihn. Er sollte eine neue Frau finden und glücklich werden und nicht Gefahrensucher werden!«
Und dann fing sie an zu weinen.
»Also, ich weiß nicht, ob dich das tröstet«, sagte Trudi. »Aber du wirst ihn ganz sicher im nächsten Leben wieder treffen.«
Aber das tröstete Mimi ganz und gar nicht. Sie schluchzte nur noch stärker.
»Ich halte das nicht aus, so ganz allein«, schluchzte sie.
»Aber genau das wolltest du doch«, sagte ich.
»Nein«, schniefte Mimi und wischte sich die Tränen mit dem Handrücken ab. »Ich dachte nur, dass ich es wollte. Ich bin wirklich stinkesauer, dass er mich einfach so im Stich gelassen hat.«
»Du liebst ihn!«, rief Trudi.
»Vielleicht«, sagte Mimi. »Ja, von mir aus. Ich liebe ihn.«
»Aber dann ist doch alles in bester Ordnung«, rief Trudi und klatschte begeistert in die Hände. »Das heißt, falls es für dieses Leben noch nicht zu spät ist.«
»Ich schicke ihm eine SMS«, schlug ich vor. Aber Ronnies Handy war immer noch tot.
Mimi kaute an ihren Fingernägeln. »Wenn er denkt, er könnteohne mich wild und gefährlich leben, dann hat er sich aber geschnitten. Und falls er auf die Idee kommt, unser Pseudonym, Minnie Miro, für seine Abenteuerromane zu verwenden, dann werde ich ihn verklagen ...«
Ich erinnerte mich an Antons Vorschlag. »Wir könnten seine E-Mails checken«, sagte ich. »Dann wissen wir vielleicht mehr.«
Mimi stellte die Heulerei sofort ein, sprang auf und stürzte an den Schreibtisch. Während der Computer hochfuhr, fragte Trudi mich leise, was mir lieber wäre, die Farm in Afrika oder das Weingut in Kalifornien. »Nur für den Fall, dass es eins von diesen Dingen ist.«
»Ich glaube, die Farm in Afrika«, sagte ich träumerisch. »Am Fuße der Ngong-Berge.«
Mimi hatte das E-Mail-Programm geöffnet. »Oh mein Gott«, sagte sie.
»Was ist?«
»Er hat etwas bei diesem Home-Shopping-Sender bestellt«, sagte Mimi. »Einen Zimmerbrunnen. Es muss ihm wirklich schlecht gegangen sein. Und er mailt sich mit seiner blöden Schwester. Lass mal sehen, ob er sich bei ihr über mich ausgeheult hat ...«
»Und was sonst noch?« Ich schubste sie ungeduldig beiseite. »Na also, hier: eine Buchungsbestätigung. Ein Flug von Düsseldorf nach Cancún, für den sechsten August um zwölf Uhr dreißig. Das war heute.«
»Dann ist er jetzt schon da«, sagte Trudi. »Wo immer das auch ist ...«
Mimi setzte sich mit dem Hintern mitten auf die Vollmachten. »Also Höhlentauchen auf Yucatán«, sagte sie schnaufend.
»Scheiße«, sagte Trudi. »Wieder nichts mit umsonst Urlaub ... - hätte er nicht ein Haus kaufen können, wie jeder andere vernünftige Aussteiger auch? Wo liegt Yucatán eigentlich?«
»Mexiko«, sagte
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