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Die Patin

Titel: Die Patin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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sagte ich.
    »...Jo in die Quere kommt, dann schwöre ich dir, fährt ein Bulldozer über dein Auto, und es bleibt nichts mehr davon übrig. Und das ist nur der Anfang.«
    »Haben wir uns verstanden?«, fragte ich.
    Bernhard kniff die Lippen zusammen.
    Herr Klose seufzte und nahm die Hand von Bernhards Kehle. Und noch ehe Bernhard sich wieder rühren konnte, hatte erKloses Faust im Gesicht hängen. Es machte ein hässliches Geräusch. Und als Herr Klose die Faust wieder zurücknahm, war Bernhards Gesicht nicht mehr dasselbe wie vorher.
    »Haben wir uns jetzt verstanden?«, fragte Herr Klose freundlich.
    »Absolut«, sagte Bernhard.
    »Dann ist es ja gut«, sagte Herr Klose.
    Die beiden Opas am Tresen unterhielten sich weiter, als wäre nichts geschehen.
     
    *
     
    Es war sechs Uhr, als ich nach Hause kam, und es war immer noch weit über dreißig Grad. Ich hatte noch eine Stunde, bis Anne mir Jasper vorbeibrachte, noch zwei, bis Anton kam. Vielleicht konnte ich eine schöne kalte Dusche nehmen - genau danach war mir nämlich jetzt, nach einer triumphalen kalten Dusche. Aber ich hatte die Tür kaum hinter mir geschlossen, als es auch schon wieder Sturm klingelte.
    »Du wirst nie glauben, was passiert ist«, sagte Trudi, schob sich an mir vorbei ins Haus und ging schnurstracks in die Küche, um sich einen Cognac einzugießen.
    Ich schenkte ihr einen müden Blick über meine Sonnenbrille hinweg und sagte: »Manchmal habe ich das Gefühl, ihr alle denkt, ich käme nie aus dem Haus und wenn ich euch nicht hätte, würde ich überhaupt nichts erleben, stimmt's?«
    »Stimmt«, sagte Trudi und ließ den Cognac in ihrem Glas kreisen. »Aber dafür hat man ja Freunde.«
    Ich schnüffelte. »Bist du das, die so komisch riecht, oder hat mein Deo versagt?«
    »Nein, das bin ich«, sagte Trudi. »Ich stinke wie eine tote Schildkröte. Ich wollte dir gerade erzählen, wie es dazu kam.«
    »Ach so«, sagte ich.
    »Also«, begann Trudi mit einer weit ausholenden Geste.»Gestern hat doch der Tai-Chi-Sommerkurs begonnen - die haben übrigens einen neuen Lehrer, der haut einen glatt um. Wahnsinn, diese Energie und diese Geschmeidigkeit! Ich wusste sofort, dass das nicht unsere erste Begegnung war. Aber das hat eigentlich gar nichts mit meiner Geschichte zu tun. Denn weißt du, wer auch bei dem Kurs mitmacht? Gitti Hempel. Ich freue mich ja immer, wenn jemand mitmacht, der noch dicker ist als ich, da muss ich mich nur neben Gitti stellen, und jeder sieht, was der Unterschied zwischen fett und kurvenreich ist. Der Tai-Chi-Lehrer hat es jedenfalls ganz bestimmt gesehen, und er hat mich wiedererkannt, obwohl ich bei unserer letzten Begegnung natürlich ganz anders aussah. Ich war eine geschmeidige Indianerprinzessin mit blauschwarzem Haar und er ein junger französischer Offizier, na ja, aber das wollte ich eigentlich gar nicht erzählen.«
    »Ich kann dir nicht ganz folgen, Pocahontas«, sagte ich und öffnete den Kühlschrank. Wenn ich schon nicht kalt duschen konnte, dann brauchte ich jetzt etwas anderes Kaltes. Kurz entschlossen nahm ich die Flasche Champagner heraus, die ich eigentlich für Anton und mich gedacht hatte. »Was hat das alles mit der toten Schildkröte zu tun?«
    »Gibt es was zu feiern?«, fragte Trudi.
    »Na ja: Du hast den jungen französischen Offizier wieder getroffen, den du vor dreihundert Jahren aus den Augen verloren hast, und Anton kommt heute zurück. Wenn das kein Grund zum Feiern ist!« Ich popelte die goldene Folie ab und öffnete den Drahtverschluss. »Warum stinkst du jetzt nach Schildkröte, Trudi? Das war doch der Inhalt der Geschichte, die du eigentlich erzählen wolltest, oder?«
    »Tote Schildkröte«, verbesserte Trudi. »Sie ist bereits vor Wochen in die ewigen Jagdgründe eingegangen. Alle meine Sachen riechen nach ihr. Ich wusste nicht, woher der Gestank kam, ich dachte, es wäre vielleicht eine verwesende Maus oder so, ich habe alles abgesucht, sogar den Kleiderschrank abgerückt, aber ich habe nichts gefunden. Wenn Gitti Hempel mir nicht den Tippgegeben hätte, sämtliche Taschen meiner Kleider nach einer toten Schildkröte zu durchsuchen, hätte ich sie niemals gefunden. Stell dir mal vor: Sie steckte in der Tasche von meinem Batikrock, der mit den goldenen Fäden.«
    »Ist ja widerlich!« Ich ließ den Korken mit einem leisen »Plopp« aus dem Flaschenhals gleiten und goss uns zwei Gläser mit Champagner voll. Für Anton hatte ich noch eine zweite Flasche im Kühlschrank. Und sogar noch eine

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