Die Patin
Hundertjährige, und hinter der Theke stand Bernhard und guckte gemein.
»Ist es der?«, fragte Herr Klose.
Ich nickte. »Das ist er.«
Wanja und Pawel bewegten sich geschmeidig durch den Raum. Sie schienen abzuchecken, ob uns von den beiden Greisen an der Theke oder den halben Kindern am Flipper irgendeine Gefahr drohte.
Ich suchte nach dem Hund.
»Wo ist denn Henri?«, fragte ich Bernhard, während ich mich auf einen der ungemütlichen Barhocker setzte.
Er stierte mich dümmlich an. »Hinten bei Paschulke im Lager«, sagte er. »Wieso? Woher kennen Sie denn meinen Hund?«
»Ach nur so«, sagte ich. »Ich hätte gern ein Mineralwasser.«
»Ein Kölsch bitte«, bestellte Herr Klose.
»Und für die Herren da hinten?«, fragte Bernhard und zeigte auf Wanja und Pawel.
»Vielleicht später«, sagte Herr Klose und gab Wanja einen Wink mit dem Kopf Wanja verschwand durch eine Tür, über der stand: »Zu den Toiletten.«
»Ey, wat soll dat«, sagte Bernhard. »Nur aufs Klo gehen und nichts trinken iss hier nich', is dat klar?«
»Glasklar«, sagte Herr Klose. Er beugte sich über den Tresen und griff so schnell nach Bernhards Kehle, dass ich erschrockenaufquiekte. Bernhard auch. Keine Ahnung, aus welcher Ritze Herr Klose es gezaubert hatte, aber es war ein stattliches Messer, das er Bernhard da an die Kehle hielt.
Die beiden Jungs am Flipper wollten sofort abhauen, aber Pawel stellte sich ihnen in den Weg. »Hierrrgebliebän!«, sagte er und griff sich in die Brusttasche. Das reichte völlig, um die beiden Jungs in Eiszapfen zu verwandeln. Die beiden Opas neben uns an der Theke merkten überhaupt nicht, dass Bernhards Kehle von Kloses riesiger Hand zusammengequetscht wurde und ein Messer auf ihn zeigte. Sie redeten einfach weiter.
»Was wollt ihr?«, brachte Bernhard mühsam hervor. »Wir zahlen schon Schutzgeld ...«
»Schutzgeld!«, sagte Herr Klose verächtlich. »Was glaubst du denn, wen du vor dir hast? Wir haben es nicht nötig, armen Schweinen wie euch das bisschen Geld abzuknöpfen, das eure miese kleine Kaschemme hier abwirft. Wir spielen in einer anderen Liga.«
»Was wollt ihr dann?«, ächzte Bernhard. In dem schummrigen Licht und durch die dunkle Sonnenbrille war ich mir nicht ganz sicher, aber ich fand, sein Gesicht nahm allmählich eine leichte Blaufärbung an.
»Du hast dich mit einem Freund von uns angelegt«, sagte Herr Klose. »Und das mögen wir überhaupt nicht.«
»Das war ein Versehen«, sagte Bernhard. »Ganz bestimmt. Wer ist denn euer Freund?«
»Äh«, sagte Klose.
»Jo«, soufflierte ich. »Jo Reiter.«
»Jo? Der soll Freunde wie euch haben? Der ist Pauker, Mann.«
»Sag nichts gegen Lehrer, klar«, sagte Herr Klose und schob Bernhard die Messerspitze in ein Nasenloch hinein. Ich an Bernhards Stelle würde jetzt sicher niesen müssen. »Gute Lehrer sind wichtig für dieses Land, sie sichern die Zukunft unserer Kinder.«
»Wir wollen, dass ihr Jo in Ruhe lasst«, sagte ich. »Keine Zicken mehr wegen des Sorgerechts, keine Unterhaltszahlungen,gar nichts! Du und Bianca, ihr räumt das Haus bis zum Ende des Monats, und dann verschwindet ihr aus Jos und Joannes Leben, klar? Und ihr wechselt die Straßenseite, wenn ihr ihnen zufällig begegnen solltet.«
Klose lockerte seinen Würgegriff etwas. »Das ist doch nun wirklich nicht zu viel verlangt. Oder, Bürschchen?«
»Hömma, ich mach das doch nich für mich«, sagte Bernhard. »Ich mach das doch nur für die Bianca und dat Kleine. Dat is 'ne Privatsache, so zwischen zwei Männern.«
»Ist mir scheißegal«, sagte Klose. »Ab jetzt machst du gar nichts mehr, oder es passiert ein Unglück. So wie mit diesem roten Porsche Carrera, der da draußen parkt.«
Zum ersten Mal verlor Bernhard richtig die Fassung. »Wat is damit? Wat habt ihr mit meinem Auto gemacht?«, rief er. »Paschulke!«
»Därr schiäfft«, sagte Wanja. Er stand in der Tür, als ob er nie weg gewesen wäre. »Und därr Mann schiäfft auch.«
»Paschulke ist der Mann«, sagte ich. »Der Hund heißt Henri.«
»Ach so«, sagte Wanja. »Ägal. Beide schlaffen, därr Hund fürr immärrr. Leidärr. Aber wollte Wanja beißän, därr Hund!«
»Oh, Scheiße!«, sagte Bernhard. Jetzt hörte selbst ich, dass er Angst hatte. Das geschah ihm ganz recht. Von mir aus konnte er sich auch vor Angst in die Hosen pinkeln.
»Das Auto hat nur ein paar zerschlagene Scheinwerfer«, sagte Klose. »Aber wenn mir noch einmal zu Ohren kommt, dass ihr meinem Freund Mo...«
»Jo«,
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