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Erst ich ein Stueck, dann du - Linus und der Drachen-Wettkampf

Erst ich ein Stueck, dann du - Linus und der Drachen-Wettkampf

Titel: Erst ich ein Stueck, dann du - Linus und der Drachen-Wettkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schroeder
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Keine guten Aussichten
    Als Fumo an diesem Morgen die Augen aufschlug, war er sofort hellwach. Er war mit Linus verabredet, dem Menschenjungen aus dem Tal, das am Fuße des Siebenfelsgebirges lag. Seit dem letzten Frühjahr, als die Drachen das Menschendorf vor einer Überschwemmung gerettet hatten, waren Fumo und Linus dicke Freunde. Sie trafen sich zweimal im Monat, immer einen Tag nach Vollmond und einen nach Halbmond. Die vergangene Nacht war unglaublich finster gewesen  – so finster, dass Fumo das Gefühl gehabt hatte, im Hintern eines riesigen Bären zu sitzen. Kein einziger Stern war zu sehen gewesen und auch der Mond hatte sich nicht gezeigt.
    „Neumond“, murmelte Fumo. „Letzte Nacht war Neumond! – Juhuuu!“
    Mit einem Satz sprang er aus seiner Erdkuhle und stürzte ans Feuer, wo seine Eltern hockten und sich das dunkelgrüne Drachenfell wärmten.

    „Guten Morgen, Mama, guten Morgen, Papa“, sagte Fumo fröhlich. „Ist das nicht ein toller Tag heute?“
    Seine Eltern gaben nur ein lang gedehntes Seufzen von sich und hielten ihren Blick bekümmert auf das Feuer gerichtet.
     
    Fumo stutzte.
So traurig hatte er Mama und Papa
ja noch nie gesehen!
„Was ist denn los?“, fragte er.
„Ist etwas passiert?“
„Noch nicht“, sagte Mama. „Aber bald.“
Fumos Herz setzte einen Schlag aus.

    „Was meinst du damit?“, erwiderte er erschrocken.
    „Was wird passieren?“
    „Etwas Schreckliches“, sagte Papa. Er seufzte noch einmal und diesmal wollte der Seufzer gar nicht enden. „Und wir können nichts dagegen tun“, fügte er schließlich hinzu.
    Fumo schüttelte unwillig den Kopf. Wenn er im letzten Frühjahr eines gelernt hatte, dann war es dieses: Man konnte immer etwas tun. – Na ja, zumindest fast immer. Feuer spucken konnte er zum Beispiel nämlich nach wie vor nicht. Aber das war viel weniger schlimm, als er anfangs befürchtet hatte. Und deshalb war Fumo überzeugt, dass es auch für das Problem seiner Eltern eine Lösung geben würde.
    „Man kann bestimmt etwas tun“, sagte er deshalb. Und er sagte es sehr nachdrücklich.
    Papa und Mama hoben ihre Köpfe und sahen ihn an. „Komm her, mein Sohn“, sagte Papa und klopfte mit seiner riesigen Pranke neben sich auf den Höhlenboden.

    Zögernd setzte Fumo sich neben ihn.
„Wir haben etwas vergessen“, sagte Papa.
„Etwas sehr Wichtiges.“
Fumo schluckte.
Plötzlich war ihm
ganz merkwürdig zumute.
„Und was?“, fragte er.
„Dracheneier zu legen“, sagte Mama.
Fumo runzelte die Stirn,
dann atmete er auf.
„Ist das schlimm?“, fragte er vorsichtig.
     
    Er hatte damit gerechnet, dass etwas wirklich Schreckliches passieren würde. Zum Beispiel, dass die Gipfel des Siebenfelsgebirges abbröckelten, dass es nie wieder schneien würde oder ein riesenhaftes Menschenmonster das ganze Drachenvolk verschlingen wollte. „Natürlich ist das schlimm“, sagte Papa. „Im nächsten Frühjahr wird es keinen Wettbewerb im Gipfelabschmelzen geben.“
    „Und weil wir sieben Jahre lang keine Dracheneier gelegt haben, wird es mindestens ebenso lange dauern,
bis wir überhaupt wieder einen Wettbewerb im Gipfelabschmelzen starten können“, fügte Mama hinzu. „Das verstehe ich nicht“, sagte Fumo. „Es gibt doch genügend Drachenkinder. Fluxa, Findor, Fucha und Fauchur“, zählte er auf.
    „Das schon“, erwiderte Papa. „Aber es kommt kein neues Kind hinzu. Und weil von allen übrigen Kindern Fauchur am besten und am weitesten Feuer spucken kann, wissen wir schon jetzt, dass er gewinnen wird.“ Er schaute Fumo fest in die Augen. „Verstehst du, mein Sohn: Wir brauchen also gar keinen Wettkampf auszurichten. Denn der Sieger steht ja ohnehin bereits fest.“
     
    Fumo senkte den Kopf.
So hatte Papa ihn noch nie angeguckt.
Mit einem Schlag
war seine gute Laune dahin.
Sein Hals fühlte sich ganz eng an
und seine Augen brannten.

     
    „Du bist jemand ganz Besonderes“, hatte Papa immer zu ihm gesagt. „Feuer speien können alle. Aber Soße spucken, das kannst wirklich nur du.“
    Trotzdem hatte Fumo sich viele Jahre lang dafür geschämt, bis er Linus kennengelernt hatte, der ihn genau so mochte, wie er war.
    Tatsächlich konnte man mit der lauwarmen roten Soße, die aus Fumos Nüstern floss, alles Mögliche machen. Zum Beispiel Kartoffeln, Fisch oder andere Speisen hineintauchen und sie sich besonders gut schmecken lassen – oder Feuer löschen, aber Gipfel abschmelzen konnte man damit nicht.
    Fumo würde niemals gegen Fauchur

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