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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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erstreckte. Die Erde wies immer noch eine merkwürdig rötlich-orange Färbung auf, doch dieses Land glich in keiner Weise jenem, das sie überflogen hatte: Es wirkte verheert, vergiftet, wenngleich sie nicht zu sagen vermochte, inwiefern. So weit das Auge reichte, sah sie Zeltreihe um Zeltreihe, dazwischen große offene Flächen, auf denen Massen von Gestalten eine Art Exerzierübung durchführten. Eine rötliche Sonne sandte schräg einfallende Strahlen über die Ebene und ließ die Zelte schwarze Schatten werfen. Irgendwie wirkten die Gestalten nicht menschlich. Sie marschierten in einem eigenartig unveränderlichen Takt, der Maerads Herz mit einem frostigen Schauder erfüllte. Sie hatte noch nie zuvor eine Armee gesehen, und der Anblick bestürzte sie: so viele Tausende, unzählige Tausende, namen- und gesichtslos wie Ameisen, versammelt zum einzigen Zweck, Leid und Tod zu säen. Vor Grauen von plötzlicher Übelkeit erfüllt wandte sie sich ab und erblickte hinter sich auf der anderen Seite des Rückens breite, kahle Weiten. Die Sonne gleißte darauf und brannte ihr so heftig in den Augen, als hätte sie jemand gestochen. Maerad schrie auf, riss die Hände vors Gesicht, stolperte und fiel. Ihr Leib, nunmehr schwer und körperlich, stürzte mit der beunruhigenden Trägheit eines Traumes: abwärts, abwärts zu den grausamen Felsen tief unten.
    Maerad erwachte, rang nach Luft und setzte sich jäh auf-was unklug war, zumal sie in einer Hängematte unter Deck auf einem kleinen Kutter geschlafen hatte. Die Hängematte schaukelte gefährlich, und während Maerad noch mit den Armen ruderte, um das Gleichgewicht zu halten, kippte sie hinaus. Nach wie vor in ihrem Traum gefangen, kreischte Maerad, streckte die Hände aus, um ihren Fall zu bremsen, und landete auf den Bodenplanken.
    Sie lag still und atmete heftig, als über ihr eine Falltür aufgerissen wurde und jemand die Stufen herabgestapft kam. Maerad sah die Umrisse einer Gestalt vor einem Fleckchen Sterne, dann erblühte in der Dunkelheit ein sanftes Licht, das einen großen, dunkelhaarigen Mann erhellte, der sich mühelos den Bewegungen des Bootes anpasste.
    »Maerad? Alles in Ordnung mit dir?«
    Sie setzte sich auf und rieb sich den Kopf. »Cadvan«, stieß sie erleichtert hervor. »Oh, ich hatte einen schrecklichen Traum. Tut mir leid, habe ich geschrien?«
    »Geschrien? Es hat sich angehört, als wäre mindestens ein Un toter hier unten.« Maerad brachte ein mattes Lächeln zustande. »Nein«, sagte sie. »Das nicht. Noch nicht.«
    Cadvan half ihr auf, und Maerad tastete sich die Wand der winzigen Kabine entlang zu einer Bank. Mit zitternden Händen setzte sie sich.
    »Albträume?«, meinte Cadvan und betrachtete sie eingehend. »Das ist an sich kein Wunder, wenn man bedenkt, was wir durchgemacht haben.« Maerad spürte seine unausgesprochene Frage. »Ich glaube, es war ein Zukunftstraum«, sagte sie und wischte sich die Haare aus den Augen. »Aber ich verstehe nicht, wovon er handelte. Jedenfalls war er schrecklich.« Nach Maerads Erfahrung waren Zukunftsträume immer schrecklich.
    »Erzähl mir davon.« Cadvan nahm neben ihr auf der Bank Platz.
    Stockend berichtete Maerad ihm von dem Traum. In Worte gefasst hörte er sich nicht so entsetzlich an: Das Schlimmste daran war das Gefühl der Verzweiflung und des Grauens, das er in ihr ausgelöst hatte. Cadvan lauschte mit ernster Miene, ohne sie zu unterbrechen, und nachdem sie geendet hatte, entstand eine kurze Pause.
    »Was du beschreibst, hört sich für mich nach den Wüsten südlich von Den Raven an«, stellte er fest. »Und vielleicht führte dich dein Traum auf die Gipfel der Kulkilhirien, der Grausamen Berge über den Staubebenen, wo der Namenlose in den Tagen vor der Großen Stille seine Streitkräfte aufmarschieren ließ.«
    »Hatte ich vielleicht eine Vision der Vergangenheit?« Maerad sah Cadvan ernst an, und er begegnete ihrem Blick.
    »Es ist durchaus möglich, dass man von der Vergangenheit träumt«, räumte er ein. »Zukunftsträume stammen von jenseits der Tore, wo die Zeit nicht so ist, wie sie auf dieser Welt zu sein scheint. Aber ich halte es für wahrscheinlicher, dass du die Armeen der Finsternis in der Gegenwart gesehen hast, wie sie sich im Süden für einen Angriff auf Turbansk scharen.«
    Maerad sog scharf den Atem ein und dachte unwillkürlich an ihren Bruder Hem, der gerade mit ihrem Freund Saliman Richtung Turbansk ritt.
    »Ich hoffe, dass ich von etwas anderem geträumt habe«,

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