Die Peperoni-Strategie
Ich denke darüber nach …« (Im Timer notieren »Salzmann ist und bleibt ein Mistkerl« – während Herr Salzmann verblüfft und erfreut ist, weil er glaubt, Sie schreiben seine dusselige Kritik gerade auf.)
Etwas bissiger sind folgende Erwiderungen:
»Jetzt wird mir klar, wie Sie denken …«
»Für akademische Zirkel eine eher unübliche Frage.«
Oder mit dem Lieblingssatz einer nicht zu empathischen Eigentümerin: »Schön, dass Sie eine Meinung formulieren, an der ich kein Interesse habe!«
Es ist gleichgültig, welchen Satz Sie sich zurechtlegen, solange Sie sich mit ihm wohlfühlen. Problematisch wird es bei Machtspielen |155| nur, wenn Sie keinen haben. Dann stehen Sie wie ein begossener Pudel da oder – noch schlimmer – verstricken sich in Rechtfertigungsarien und Widersprüche, aus denen Ihnen ein solider Strick gedreht werden kann. Sollten die obigen Angebote nicht Ihrem Stil entsprechen, denken Sie bitte über Adäquates nach.
Erinnern Sie sich dafür an vergangene Angriffe: Wie hätten Sie gern darauf reagiert? Welche Antwort ist Ihnen erst eine Viertelstunde später eingefallen? Notieren Sie diese. Stellen Sie eine Liste zusammen mit Sätzen und kleinen Abwehrbissigkeiten, die Sie in der Vergangenheit gern eingesetzt hätten.
Richten Sie nun Ihr Augenmerk auf die nächste Woche: Was kommt auf Sie zu? Welches Meeting steht auf dem Plan? Gibt es in dieser Runde einen Menschen, der Ihnen oft an den Karren fährt? Wird er das womöglich nächste Woche wieder tun? Können Sie sich vorstellen, dass einer Ihrer Sätze diesen Menschen treffen könnte? Oder müssten Sie dafür noch etwas an der Abwehr feilen? Kein Problem: Noch haben Sie Zeit – und wenn es so weit ist, sind Sie gerüstet. Üben Sie Ihre Abwehrsätze zu Hause. Sprechen Sie sie vor dem Spiegel, bis sie Ihnen ganz flüssig über die Lippen sprudeln. So stellen Sie sicher, dass Sie sich im Eifer des Gefechts nicht verhaspeln – das ist eher peinlich und nicht sehr souverän. Proben Sie Ihre Sätze auch mit unterschiedlichen Betonungen. Vielleicht lässt sich so noch mehr aus ihnen herausholen.
Die Abwehrrhetorik ist übrigens besonders wirkungsvoll, wenn bekannt ist, dass Sie zum Beispiel vom Senior-Chef protegiert werden. Dann entwickelt Ihre Schlagfertigkeit eine besondere Kraft, denn jeder Kritisierte befürchtet, dass die Abwehrattacke durch den Senior-Chef abgesegnet wurde. 1:0 für Sie!
Schlagfertigkeit passt in Machiavellis Sinne sehr gut zum modernen
Condottiere
, dem lächelnden Siegertypus. Schlagfertigkeit |156| verblüfft und sie kann Spaß machen, in erster Linie natürlich Ihnen. Mit folgenden – nicht ganz ernst gemeinten – Formulierungen dürften Sie ein angriffslustiges Gegenüber zumindest verblüffen:
»Sagen Sie, darf ich mein erstes Magengeschwür nach Ihnen benennen?«
»Können Sie sich das vorstellen: Ein Tag ohne Sie ist wie ein Monat Urlaub!«
»Warum gehen wir beide nicht irgendwohin, wo jeder von uns allein sein kann?«
»Reden Sie einfach weiter, irgendwann wird schon was Sinnvolles dabei rauskommen.«
»Ich habe gerade zwei Minuten Zeit. Sagen Sie mir bitte alles, was Sie wissen.«
»Ihr Aftershave ist sicherer als die Pille.«
»Jedes Mal, wenn ich Sie anschaue, frage ich mich: Was wollte die Natur?«
»Ich vergesse nie ein Gesicht, aber in Ihrem Fall will ich einmal eine Ausnahme machen.«
»Sie schaffen es, dass man die Stille zu schätzen weiß!«
»Es gibt viele Möglichkeiten, einen guten Eindruck zu machen. Warum lassen Sie alle ungenutzt?«
»Sie gehören auch zu den Menschen, die sich von keinem Kleidungsstück trennen können, oder?«
»Sie würden klasse in etwas Langem, Fließendem aussehen. Ich denke da an den Rhein, die Elbe, die Donau …«
Bevor die Lust an der Abwehrrhetorik mit Ihnen durchgeht, gilt es zu beherzigen, dass man sich immer zweimal im Leben trifft! Daher gilt der dosierte Einsatz: Weniger ist oft mehr!
|157| Abwehrrhetorik kann auch sehr charmant eingesetzt werden – und imponieren:
Ein Hamburger Professor ist dafür bekannt, dass er alle Studierenden, die zu spät in seine Vorlesungen kommen, öffentlich kritisiert: »Ist das Ihr akademisches Selbstverständnis?«, »Soll das eine Karriere werden?« oder »Wir treffen uns doch noch im Examen, nicht wahr?« sind seine gängigen Sätze. Diese Unfreundlichkeiten führen dazu, dass die Studierenden bei seinen Vorlesungen eine bemerkenswerte Pünktlichkeit an den Tag legen. Zuspätkommen wird da zur Mutprobe:
Einer
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