Die Peperoni-Strategie
Servicekraft zu sich und deutet auf den Platz des Finanzdirektors: »Den Stuhl können Sie wegräumen. Und auch das Namensschild.«
Der freie Berater ist nun doch ziemlich irritiert und fragt den Vorstand halblaut: »Finden Sie das nicht etwas übertrieben?« Daraufhin erwidert Dr. Schergas im Verschwörerton: »Ich versichere Ihnen: Das vergisst der nie!«
Diese Auseinandersetzung hat natürlich eine Vorgeschichte – denn so kleinlich, dass er wegen eines Überholmanövers in Rage gerät, ist Dr. Schergas nun auch wieder nicht. Grund für seine Reaktion sind die letzten drei Beiträge des Finanzdirektors in den Spitzenmeetings des Unternehmens. In vier Monaten brachte er drei ganz hervorragende Vorschläge ein – ohne sich allerdings im Vorfeld mit seinem Chef Dr. Schergas abzustimmen. Der Finanzdirektor hatte das nicht für notwendig erachtet, weil er seine Eingaben sorgfältig durchdacht hatte. Sie waren
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schlicht gut für das Unternehmen. Dr. Schergas machte gute Miene zum bösen Spiel und tat, als sei er über die Vorschläge im Bilde. Auch aus seiner Sicht waren sie exzellent. Doch gleichzeitig war das Vorgehen respektlos – denn der Vorstand fühlte sich zu Recht übergangen.
Darum war es an der Zeit gewesen, den Finanzvorstand nachhaltig und eindringlich daran zu erinnern, wo er in der Hierarchie steht.
Verhalten Sie sich gegenüber Ihren Vorgesetzten nie respektlos. Düpieren Sie sie nicht durch Ironie oder indem Sie sie übergehen. Solange die anderen am längeren Hebel sitzen, sollten Sie ihnen keinen Grund geben, Sie zu degradieren.
|150| Mehr Biss: Strategien für Ihre Durchsetzungsstärke
Abwehrrhetorik – Ihr Schlagfertigkeitstraining
Wer im Sommer im Cabrio durch eine Großstadt fährt, der wird an roten Ampeln ein merkwürdiges Schauspiel erleben: In den wartenden Nachbarautos reden die Menschen vor sich hin. Manche telefonieren durch die Freisprechanlage. Andere singen Freddy Quinns
»Junge, komm bald wieder …«.
Und die dritte Gruppe ist die, die uns interessiert. Sie redet erregt auf das Lenkrad ein. Diesen Menschen fällt nämlich gerade jetzt – hier vor der Ampel – ein, was sie vorhin im Meeting hätten erwidern sollen, als sie angegriffen wurden. Aber jetzt ist es zu spät. Das macht sauer.
So geht es vielen Menschen. Sie müssen sich ärgerliche Kommentare an den Kopf werfen lassen und wissen in dem Moment nichts zu erwidern – sie sind nicht schlagfertig. Das ist auch kein Wunder, denn die Reaktionszeit auf derartige kollegiale Angriffe umfasst nur wenige Sekunden. Die blitzschnelle Schlagfertigkeit eines Thomas Gottschalk ist notwendig, um sie zu bestehen. Aber wer hat die schon? Damit sind die Angegriffenen eklatant im Nachteil gegenüber den Angreifern: Die haben sich die Attacke nämlich schon gestern Abend zurechtgelegt, sie rhetorisch ausgefeilt und sich darauf gefreut, die verbalen Giftpfeile heute abschießen zu können. Wer in dieser |151| Situation nicht über eine solide Abwehrrhetorik verfügt, steht mit staunenden Augen dumm da und lässt sich – vielleicht sogar vor versammelter Mannschaft – abwatschen. Nicht gerade ein Zeichen für Durchsetzungsstärke!
Was können Sie tun? Wie reagieren Sie am besten darauf, wenn jemand verbal die Schwelle von Nähe und Distanz überschreitet?
Wer sich vor Ihrer Schlagfertigkeit, Ihrer Abwehrrhetorik fürchtet, wird Sie nicht angreifen. Angreifer suchen sich Schwächere. Das ist bei verbalen Angriffen nicht anders als in der Gewaltkriminalität!
Der erste Schritt zur Gegenwehr: Setzen Sie sich gründlich mit Abwehrrhetorik auseinander, denn Abwehrrhetorik
ermöglicht Ihnen schlagfertige Erwiderungen, die Ihnen Zeit zum Nachdenken verschaffen, bevor Sie inhaltlich auf die Angriffe eingehen;
ist die Kunst der vorher (!) zurechtgelegten bissig-humorvollen Antworten;
ist nicht spontan;
ist wiederholt geprobt worden, zum Beispiel daheim vor dem Badezimmerspiegel.
Alle Abwehrrhetorik beginnt mit einem Nein. Ein Nein kann so schön sein wie der Duft von Chanel No. 5 und entfaltet genauso betörend seine Wirkung. Wichtig ist dabei: Begründen Sie Ihr Nein nicht, das fordernde Gegenüber wird schon genügend Gegenargumente parat haben, um Ihr Nein zu entkräften. Stattdessen sollten Sie Ihr Nein mit nur einem einzigen Satz ergänzen: »Und denken Sie mal genau darüber nach, warum |152| Nein!« Sie werden verblüfft sein, wie viele Menschen tatsächlich beginnen zu grübeln.
Richtig beeindruckend ist es, wenn Sie
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