Die Peperoni-Strategie
grundlos Nein sagen und den oben genannten Satz nachschieben, obwohl Ihnen selbst beim besten Willen kein Grund zur Ablehnung einfällt. Ihr Gegenüber wird schon ausreichend Fantasie haben, um einen ihm einleuchtenden Ablehnungsgrund zu finden, ansonsten wird er bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag darüber nachgrübeln. Gut so!
Männer reagieren übrigens besonders sensibel, denn sie sind das berufliche Nein von Frauen kaum gewöhnt. Genauer: Sie hassen es. Frauen, die einfach Nein sagen, die keine weiteren Erklärungen nachliefern, die ihr Gegenüber damit einfach stehen lassen oder ihm womöglich eine unangenehme Aufgabe mitgeben (»… denken Sie darüber mal nach …«) – das ist für Männer die Höchststrafe.
Am besten üben Sie das Nein-Sagen zunächst in völlig unwichtigen und unspektakulären Situationen:
Der Mitarbeiter Sebastian H. kommt in das Büro von Karin E. Er stellt eine Forderung in den Raum, die seine Organisationsfaulheit unterstreicht, und hofft auf die Hilfsbereitschaft seiner Kollegin: »Gib mir doch bitte mal dein Papier. Der Kopierer ist leer.« (H. ist wie immer zu faul, sich das Papier aus dem Nebengebäude zu holen.) Karin E. hat die Nase voll von H., der ständig Servicewünsche äußert. Sie antwortet, obwohl sich das Papier in ihrem Schrank stapelt, ohne den Blick zu heben: »Nein!« H. ist verblüfft, hakt pseudocharmant nach und bekommt die volle Breitseite: »Nein – und denk mal darüber nach, warum Nein!« Erst bei diesem Nachsatz hebt sie die Augen und blickt ihn an. Sebastian H. verlässt irritiert das Büro – und kommt wenig später noch einmal vorbei. Er fragt: »Hast du wegen meiner Sprüche in der Betriebsversammlung Nein gesagt?« Karin E., die davon bis dato noch gar nichts gewusst
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hatte, antwortet nur trocken: »Nein, deswegen nicht.« Schön schlagfertig und mit schönem Nebeneffekt: Sebastian H. geht von nun an zum Schnorren in andere Büros.
Wenn Sie sich etwas sicherer fühlen, wenden Sie das Nein auch in schwierigeren Situationen wie beispielsweise einem Gehaltsgespräch an:
Die Mitarbeiterin eines großen Automobilkonzerns setzte dieses Nein spontan um. Wenige Tage nach einem Briefing in einem meiner Managementseminare tauchten ihre beiden Chefs in ihrem Büro auf. Dies kommt nur selten vor und roch darum nach Ärger. Die beiden boten ihr eine längst überfällige Gehaltserhöhung an – allerdings in indiskutabel niedriger Höhe.
»Geht das so in Ordnung?«, fragte Chef Nummer eins.
»Nein«, antwortete sie kurz und ergänzte: »Und denken Sie einmal darüber nach, warum Nein!«
Die Chefs waren völlig verblüfft und verließen irritiert das Büro, weil ihr kleiner Überfall fehlgeschlagen war. Eine halbe Stunde später kehrten sie zurück, um unserer Frau ein höheres Gehalt zu offerieren. Die Mitarbeiterin stimmte nun zu und mailte mir wenig später ihren Erfolg. Ich antwortete ihr, dass es mich sehr für sie freue und dass dieses Mehrgehalt eindeutig auf mein Briefing zurückginge. Daher könne sie mir guten Herzens 10 Prozent der Summe zukommen lassen. Ihre Antwort: »Nein – und denken Sie mal darüber nach, warum Nein.« Die Frau hat etwas gelernt!
Sollte es Ihnen anfangs sehr schwer fallen, einfach Nein zu sagen, dann bitten Sie Ihr Gegenüber um eine Stunde Bedenkzeit. Nach dieser Frist rufen Sie den Bittenden an und sagen über das Telefon schlicht »Nein« – ohne jede weitere Begründung.
|154| Proben Sie das Nein-Sagen zu Hause. Stellen Sie sich vor den Spiegel und üben Sie es. Denken Sie darüber nach, in welchen konkreten Situationen Ihr eindeutiges Nein gefordert sein könnte. Stellen Sie sich vor, wem Sie eine Bitte abschlagen. Spielen Sie in Gedanken diese Szene mehrfach durch, dann fällt Ihnen Ihr Nein in der Realität wesentlich einfacher.
Bei substanziellen Problematiken ist ein einfaches Nein natürlich zu unnuanciert. Dennoch gilt es, sich rhetorisch Zeit zu verschaffen, um überfallartigen Angriffen entschieden Paroli bieten zu können, anstatt sich sofort und womöglich hilflos zu rechtfertigen. Folgende Formulierungen sind als Erstabwehr zu empfehlen und können jederzeit individuell ergänzt werden:
»Entschuldigen Sie, ich habe nicht zugehört …«
»Ich denke, das gehört nicht hierher …«
»Sorry, kleinen Moment bitte. Ich bin gleich wieder da …« (den Raum mit vorgetäuschtem Magendrücken für ein paar Minuten verlassen, um Zeit für die Gegenrede zu finden)
»Das ist wirklich interessant.
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