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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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Prozession schritten sie zum Apadana, dem Thronsaal,
während auf den zahllosen Treppen des Palasts Unsterbliche Wache standen.
Fackelschein erhellte die Nacht und spielte auf ihren Gewändern und den
vergoldeten Spitzen ihrer Lanzen. Als die Sonne aufging, vollzog der Großkönig
vor dem Hofstaat und den Gesandten mit eigener Hand am Feueraltar das
Neujahrsopfer. Er trug eine hohe, goldene Krone, die Zinnen besaß wie eine
Stadtmauer, und ein Gewand in Weiß und Purpur, das über und über mit Gold und
Edelsteinen verziert war.
    „Das ist dein Vater, der Großkönig“, hatte Damaspia ihr ins
Ohr geflüstert. „Artakschatra, König von Parsa und Anschan, König der Könige,
König der Länder, geliebt von Ahura Mazda.“
    Paruschjati riss die Augen auf. Die hochtrabenden Titel
sagten ihr nichts, doch dass ihr Vater von Ahura Mazda geliebt wurde, der
höchsten Gottheit, dem Schöpfer von Himmel und Erde, hatte sie zutiefst
beeindruckt.
    In jener Nacht hatte er ein schreckliches Ende gefunden,
ermordet von Bagauva, dem Hazarapatisch. Noch in der gleichen Nacht hatte
Bagauva auch alle Söhne des Königs und sogar deren Frauen und Kinder umbringen
lassen. Nur Arescha, den jüngsten, hatte er verschont und zum neuen Großkönig
ausrufen lassen. Arescha, seine Mutter und seine beiden Schwestern waren die
einzigen Überlebenden des Königshauses – zumindest am Hof, denn da gab es noch
Parmusch, die bei ihrem Mann, dem Kschatrapavan von Mada, in Sicherheit war,
und vielleicht lebten noch weitere Töchter oder Enkel des ermordeten Großkönigs
verstreut im Land.
    Danach hatte sich alles geändert. Damaspia war nun die
Mutter des Großkönigs und damit die ranghöchste Frau im Palast. Sie und ihre
Töchter zogen in größere, noch prächtiger ausgestattete Räume um. Und doch
verbrachten sie jeden Tag ihres Lebens in Furcht, denn Arescha war nur dem
Namen nach König. Die wirkliche Macht lag in den Händen Bagauvas. Obwohl die
Mitglieder des Hofstaats Damaspia und ihren beiden Töchtern die höchsten Ehren
erwiesen, sahen sie sie zugleich an wie lebende Tote, manche voller Mitgefühl,
andere neugierig, sensationslüstern oder gehässig. Paruschjati lernte, hinter
die ehrerbietigen Gesichter der Menschen zu sehen, um ihre wahren Gedanken zu
erkennen.
    Immer wenn sie Bagauva sah, betete sie zu Ahura Mazda um
Gerechtigkeit. Bestrafe ihn für das, was er getan hat. Nicht erst nach
seinem Tod, sondern schon jetzt. Bagauva war ein Eunuch, untersetzt und
dunkelhäutig, mit kahlgeschorenem Schädel, gut aussehenden, beinahe weichen
Zügen und melancholischen Augen. Paruschjati ließ sich davon nicht täuschen.
Obwohl er ein Eunuch war, hatte Bagauva sich als Heerführer große Verdienste
erworben. Dafür hatte Großkönig Artakschatra ihn zum Hazarapatisch ernannt, zum
mächtigsten Würdenträger des Reiches. Zu diesem Amt gehörte auch der Oberbefehl
über die königliche Leibgarde, die immer genau zehntausend Mann umfasste –
sobald einer ausschied, trat ein anderer an seine Stelle – daher wurden sie die
„Unsterblichen“ genannt.
    Eines Tages lud Arescha zu einer Jagd in einem der
königlichen Tierparks ein. Der ganze Hof nahm daran teil, sogar die Kinder.
Rimna war keine gute Reiterin, es war nicht schwer für Paruschjati, ihre
Kinderfrau abzuhängen. Sie stieß einfach nur ihrem Pony die Fersen in die
Weichen und jagte dann im Galopp über die mit Gras bewachsene Ebene, bis Rimnas
aufgeregte Rufe hinter ihr verklangen. Paruschjati genoss die ungewohnte
Freiheit – endlich einmal frei zu sein von all den bösen Gedanken, unbeschwert Sonne
und Wind zu genießen! Ihr Weg führt sie hinauf in die bewaldeten Hügel, sie
wollte ganz nach oben, denn von dort würde ihr Blick über das ganze Land bis
zum Horizont schweifen können ...
    Plötzlich stolperte ihr Pony, vielleicht war es in einen
Tierbau getreten. Paruschjati wurde abgeworfen. Sie fiel in die dornigen
Büsche, die den Weg säumten, glitt durch die Zweige hindurch und rollte
zwischen den Bäumen den steilen Abhang hinunter, weiter und immer weiter. Ihr
Sturz schien kein Ende zu nehmen. Schließlich landete sie im Gestrüpp am Ufer
eines Bergbachs, zerschunden und mitten im Dreck.
    Nach einiger Zeit, noch benommen und schwindelig, versuchte
sie aufzustehen, als sie plötzlich Stimmen ganz in der Nähe hörte. Zeugen ihrer
Schmach waren das Letzte, was sie im Augenblick gebrauchen konnte, also duckte
sie sich und verhielt sich still.
    „… wird für alles

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