Die Pest zu London
in der sie gelebt hatten, bemühte sich, den Fall 5
nach Kräften zu vertuschen, aber er war bereits im Gerede der Nachbarschaft erörtert worden, und so bekam das Ministerium Kenntnis davon. Man ließ es sich angelegen sein, Nachforschungen anzustellen, und um sicher zu gehen, beauftragte man zwei Ärzte und einen Feldscher, sich in das Haus zu begeben und eine Untersuchung vorzunehmen.
Das taten diese, und da sie an beiden Leichnamen unwider-legliche Anzeichen der Krankheit feststellten, erklärten sie öffentlich als ihren Befund, daß die zwei an der Pest verschieden seien. Worauf es dem Sprengelschreiber übermittelt wurde, und der gab es wiederum an das Rathaus weiter, und es wurde im wöchentlichen Auszug aus dem Sterberegister bekanntge-geben, und zwar in der üblichen Form, nämlich:
Pest: 2. Sprengel betroffen: 1.
Die Leute zeigten sich gleich sehr besorgt, und man begann sich in der ganzen Stadt ernste Gedanken zu machen, um so mehr, als in der letzten Dezemberwoche 1664 in dem gleichen Hause wieder ein Mann starb, und wieder an der gleichen Erkrankung. Als dann allerdings in den nächsten sechs Wochen niemand mit irgendwelchen Anzeichen von Ansteckung starb, nahmen wir es wieder leichter, und es hieß schon, das Unheil sei vorbei. Aber dann, ich glaube, es war um den 12. Februar, starb wieder jemand, in einem anderen Hause, aber im gleichen Sprengel und auf die nämliche Art.
Dies lenkte die Aufmerksamkeit der Leute stärker auf jenen Stadtteil, und als die wöchentlichen Sterberegisterauszüge eine ungewöhnliche Zunahme der Beerdigungen im St. Giles Pfarrsprengel auswiesen, erhob sich der Verdacht, daß die Menschen in jenem Stadtteil von der Pest heimgesucht seien, daß bereits viele daran gestorben seien und daß man es nur verstanden habe, dies tunlichst der allgemeinen Kenntnis zu entziehen. Solche Gedanken gingen recht rege in den Köpfen 6
der Leute um, und kaum einer wagte noch durch Drury Lane oder eine andere der beargwöhnten Straßen zu gehen, wenn nicht ein Geschäft von außerordentlicher Dringlichkeit ihn dazu nötigte.
Mit den wachsenden Zahlen auf den Sterberegisterauszügen verhielt es sich so: Die gewöhnliche Anzahl von Begräbnissen in der Woche betrug für die Pfarrsprengel St. Giles in den Feldern und St. Andrew in Holborn zwischen je zwölf und siebzehn oder neunzehn, mit geringen Schwankungen; aber seit dem ersten Auftreten von Pestfällen im St. Giles Pfarrsprengel ließ sich eine beträchtliche Zunahme der einfachen Beerdigungen beobachten. Zum Beispiel:
Vom 27. Dezember bis 3. Januar
St. Giles
16
St. Andrews 17
Vom 3. Januar bis 10. Januar
St. Giles
12
St. Andrews 25
Vom 10. Januar bis 17. Januar
St. Giles
18
St. Andrews 18
Vom 17. Januar bis 24. Januar
St. Giles
23
St. Andrews 16
Vom 24. Januar bis 31. Januar
St. Giles
24
St. Andrews 15
Vom 31. Januar bis 7. Februar
St. Giles
21
St. Andrews 23
Vom 7. Februar bis 14. Februar
St. Giles
24
wovon einer an der Pest
Das gleiche Anwachsen der Sterbefälle wurde in der Pfarre St. Bride, die an den Holborn Sprengel auf der einen Seite angrenzt, und in St. James, Clerkenwell, der Nachbarpfarre zu Holborn auf der anderen Seite, festgestellt. In beiden Pfarren 7
betrug die gewöhnliche Anzahl von Sterbefällen wöchentlich zwischen vier und sechs oder acht, während sie dann in folgender Weise zunahm:
Vom 20. Dezember bis 27. Dezember
St. Bride
0
St. James 8
Vom 27. Dezember bis 3. Januar
St. Bride
6
St. James 9
Vom 3. Januar bis 10. Januar
St. Bride
11
St. James 7
Vom 10. Januar bis 17. Januar
St. Bride
12
St. James 9
Vom 17. Januar bis 24. Januar
St. Bride
9
St. James 15
Vom 24. Januar bis 31. Januar
St. Bride
8
St. James 12
Vom 31. Januar bis 7. Februar
St. Bride
13
St. James 5
Vom 7. Februar bis 14. Februar
St. Bride
12
St. James 6
Zudem wurde von der Bevölkerung mit großer Unruhe vermerkt, daß in diesen Wochen die Zahlen auf dem Gesamttoten-register stark anstiegen, obwohl doch sonst zu dieser Jahreszeit die Todesfälle gar nicht besonders zahlreich waren.
Die gewöhnliche Anzahl von Beerdigungen, wie sie auf dem Sterberegister erschien, war pro Woche etwa 240 oder etwas mehr, bis etwa 300, was schon als recht hoch galt. Aber dann sahen wir die Zahlen beständig ansteigen, nämlich folgendermaßen:
8
Beerdigt
Zunahme
20. bis 27. Dezember
291
–
27. Dezember bis 3. Januar
349
58
3. bis 10. Januar
394
45
10. bis 17.
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