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Die Pest Zu London

Die Pest Zu London

Titel: Die Pest Zu London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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waren manche Häuser auch völlig verriegelt, die Türen mit Vorhängeschlössern versperrt, die Fenster und die Türen mit Dielenbrettern vernagelt und die Beaufsichtigung den gewöhnlichen Wächtern und Gemeindebeamten überlassen; aber das waren nur wenige.
    Man glaubte, daß es nicht weniger als 10 000 von ihren Bewohnern verlassene Häuser in der City und den Vororten gab, die Außenbezirke und Southwark, wie man den auf der anderen Flußseite, in Surrey, gelegenen Stadtteil nennt, miteingerechnet. Die Zahl schloß aber nicht die Untermieter und die Einzelpersonen ein, die aus anderen Familien geflohen waren; man rechnete darum, daß im ganzen 200 000 Personen aus der Stadt verschwunden waren. Aber von all dem werde ich noch zu sprechen haben. Ich erwähne es hier nur mit Rücksicht darauf, daß nämlich diejenigen, die auf diese Weise zwei Häuser in ihrer Verwaltung oder Obhut hatten, es zur Regel machten, daß der Hausherr, wenn einer in seiner Familie krank wurde, bevor er dem Gesundheitsinspektor oder sonst einem Beamten Meldung erstattete, sofort alle übrigen Familienmitglieder, ob Kinder oder Bedienstete, wie es sich eben ergab, in dieses andere Haus, das er in Verwaltung hatte, hinüberschickte, und dann erst dem Gesundheitsinspektor Mitteilung machte, eine oder mehrere Pflegerinnen anstellte und noch eine Person anwarb, die sich mit ihnen in dem Haus einschließen ließ (was manche für Geld taten), um sich des Kranken, falls er stürbe, anzunehmen.
    Dies war in vielen Fällen die Rettung einer ganzen Familie, die, wäre sie mit dem Kranken zusammen eingeschlossen gewesen, unweigerlich zugrunde gegangen wäre. Auf der anderen Seite zeigte sich hier wieder eine der unbefriedigenden Seiten der Methode des Häuserverschließens; denn die Angst und der Schrecken davor, eingeschlossen zu werden, ließ manchen zusammen mit den übrigen Hausgenossen übersiedeln, der, obwohl es noch nicht offensichtlich war, dennoch die Seuche bereits im Leibe hatte; und ein solcher, da er die völlige Freiheit besaß umherzugehen, aber doch gezwungen war, seinen Zustand zu verbergen – übertrug die Krankheit auf andere und verbreitete die Seuche in schreckenerregendem Umfang, wie ich später noch des näheren erklären werde.
    Und hier mag mir erlaubt sein, eine oder zwei eigene Beobachtungen einzufügen, die für diejenigen, in deren Hände sie gelangen, zu späteren Zeiten, falls sie jemals eine ähnlich furchtbare Heimsuchung erleben sollten, von Nutzen sein mögen:
    (1.) Die Ansteckung gelangte gewöhnlich in die Häuser der Bürger vermittels ihrer Dienerschaft, die sie genötigt waren, die Straßen auf und ab zu schicken, um das Lebensnotwendige, das heißt Nahrung oder Arzneien, in Backhäusern, Brauhäusern oder Ladengeschäften und so fort einzukaufen; und wenn einer, wie er nicht umhin konnte, zu diesem Zweck über die Straßen, in die Läden und auf die Märkte ging, so war es unvermeidlich, daß er, hier oder dort, auf befallene Menschen traf, die ihn mit dem tödlichen Atem anhauchten, und dann brachte er ihn heim in die Familie, zu der er gehörte.
    (2.) Es war ein großer Fehler, daß eine große Stadt wie die unsere nur ein einziges Pesthaus besaß; denn hätte es anstatt nur eines Pesthauses – nämlich das jenseits von Bunhill Fields, wo sie zum höchsten etwa zwei- oder dreihundert Menschen aufnehmen konnten – ich sage, hätte es anstelle dieses einen mehrere Pesthäuser gegeben, jedes imstande, tausend Menschen zu fassen, ohne daß zwei in einem Bett liegen oder zwei Betten in einem Raum stehen mußten, und wäre jeder Familienvater verpflichtet gewesen, sobald jedenfalls einer seiner Hausbediensteten krank wurde, ihn sofort, so er einverstanden war (wie viele es waren), in das nächste Pesthaus zu schicken, und hätten die Gesundheitsinspektoren ein Gleiches mit den Armen getan, sobald einer von ihnen von der Seuche befallen wurde – ich sage, wäre das geschehen und zwar mit dem freien Willen (und nicht anders) der Betroffenen, und hätte man dafür die Häuser nicht geschlossen, so bin ich überzeugt und bin immer der Meinung gewesen, daß nicht so viele Menschen, sondern einige tausend weniger gestorben wären; denn man hat die Beobachtung gemacht, und ich könnte aus dem Bereich meiner eigenen Kenntnis mehrere Beispiele dafür anführen, daß, wo ein Hausbediensteter krank geworden war und die Familie entweder Gelegenheit gehabt hatte, ihn hinauszuschaffen oder selbst aus dem Haus zu gehen und

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