Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pestglocke

Die Pestglocke

Titel: Die Pestglocke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
Vom Netzwerk:
üblichen Opfer ein Ziel sucht, das es offensichtlich nicht verdient hatte. Dem Chefredakteur war anscheinend nicht ganz wohl dabei gewesen, sodass er es von der Hauptberichterstattung der Ereignisse in Castleboyne trennte, und wahrscheinlich hatte er den Artikel auch im Ton gemäßigt. Der Tyrann war vom Lehrer auf frischer Tat ertappt worden. Da er dies wusste, und da sich die Entwicklung der Ereignisse nicht mit seinen Skandalberichten von dem Mord und der Ausbreitung der Seuche in der Stadt deckte, hatte Byrne vielleicht versucht, mich ins Visier zu nehmen und eine Geschichte an Land zu ziehen, die ihn in der Wertschätzung seiner Vorgesetzten wieder steigen ließ.
    Ich erzählte Peggy nicht von meiner Begegnung mit ihm. Die Zeit drängte, deshalb versuchte ich Gallagher auf seinem Handy zu erreichen, aber es war aus, und man konnte keine Nachricht hinterlassen. War er wieder ins Hauptquartier nach Navan umgezogen? Von dort hatte ich allerdings keine Nummer, und was ich den Ermittlern zu sagen hatte, schlug ohnehin mehr in Groots Fach. Ich rief ihn im Hotel an, aber er war nicht auf seinem Zimmer. Im Krankenhaus dasselbe Ergebnis.
    An meinem Schreibtisch tippte ich eine rasche Zusammenfassung meiner Erinnerung an Terrys Unterhaltung mit Gayle und druckte sie aus.
    »Ich bin im Heritage Centre«, sagte ich zu Peg-gy, »aber ich will nicht gestört werden, deshalb wird mein Handy aus sein. Wenn es etwas Neues von meinem Vater gibt, ruf Paula Egan an, die holt mich dann.«
    »Okay. Ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass Dominic Usher gestern nach dir gesucht hat – ich glaube, das habe ich dir noch gar nicht gesagt.«
    »Was wollte er?«
    »Er sagte, er hätte Neuigkeiten, und fragte, ob du irgendwann bei ihm im Büro vorbeischauen könntest.«

32. Kapitel
    I ch sah mich in der Lobby des Dean Swift Hotel um. Sie war absolut menschenleer.
    »Sie sind bestimmt erleichtert, dass die Quarantäne vorbei ist«, sagte ich zu der Empfangsangestellten.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie mürrisch, passend zu ihrem grauen Kreidestreifenkostüm.
    »Ich möchte eine Nachricht für Dr. Peter Groot hinterlassen.«
    »Am besten, Sie schieben sie ihm unter der Zimmertür durch. Zimmer 105«, fügte sie in gelangweiltem Ton an.
    Ich hatte das Gefühl, es war am besten für sie, da sie sich auf diese Weise jegliche Anstrengung sparte. Ich ging die Treppe in den ersten Stock hinauf und wollte eben in den Gang einbiegen, als ich Groot aus seinem Zimmer kommen sah. Er trug einen weißen Bademantel und hatte eine Flasche Wein in der Hand. Sauvignon Blanc. Um 10.00 Uhr vormittags! – War Peter Groots Alkoholproblem schwerwiegender, als ich dachte?
    Ich wollte schon seinen Namen rufen, hielt mich aber zurück. Ich mochte ihn nicht in Verlegenheit bringen. Während er in seinen Badelatschen den Korridor hinunterschlurfte, schob ich das Kuvert unter seiner Tür durch und sah leicht amüsiert, wie er bei einer anderen Tür stehen blieb und vorsichtig klopfte.
    Die Tür wurde ihm geöffnet.
    Okay, Peter, sagte ich zu mir, du musstest wohl das Beste aus deiner Zeit hier machen. Dabei hätte ich es bewenden lassen können, aber meine Neugier gewann die Oberhand. Auf dem Weg zum Lift sah ich mir die Zimmernummer an. 118.
    An der Rezeption ging ich diskret vor. »Ich verteile gerade Einladungen für eine Grillparty. Eine Frau, der ich eine Einladung versprochen habe, wohnt in Zimmer 118, aber mir ist ihr Name entfallen, und natürlich würde ich ihn gern auf das Kuvert schreiben.«
    »Eine Frau?«, sagte die Empfangsangestellte und schaute verächtlich. »Das ist Mr. Mortimers Zimmer.«
    Ich saß in der Straße gegenüber dem Heritage Centre im Wagen und war wie benommen. Wie dumm, dumm, dumm von dir, zu glauben, dass sich Groot für dich interessierte, Illaun. Noch dümmer war es gewesen, von dieser schmeichelhaften Vorstellung die wichtigste Beziehung in meinem Leben beeinflussen zu lassen. Und du wurdest nicht einmal zugunsten einer anderen Frau zurückgewiesen. Das war noch schwerer zu ertragen – die Erkenntnis, dass ich von Anfang an nicht im Bilde gewesen war. Dennoch durften Groots Neigungen meine Achtung für ihn nicht trüben. Die Tatsache, dass ich männliche Homosexualität nicht wirklich begriff, gehörte nicht zur Sache. Was ich allerdings beim besten Willen nicht verstand, war, wieso er sich von Ross Mortimer angezogen fühlte.
    Das ließ mich die Situation aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Was sonst konnten die

Weitere Kostenlose Bücher