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Die Pestglocke

Die Pestglocke

Titel: Die Pestglocke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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ihrem Platz in der keltischen Verehrung.
    Aber das erklärte nicht, warum das Bildnis andererseits die Kolonisten damals so empört hatte. Bis zur Reformation sollten noch zweihundert Jahre vergehen. Konnte es sein, dass sie von außen aufgewiegelt worden waren?
    Und was war mit seiner Funktion als Reliquienschrein? Es gab keinen Hinweis auf eine Vitrine oder ein Glasfläschchen – auf kein Behältnis irgendwelcher Art.
    Mir kam plötzlich zu Bewusstsein, dass ich das Kunstwerk vor lauter Staunen in seinem neuen Zustand noch gar nicht gezeichnet oder fotografiert hatte. Ich holte die Digitalkamera aus meiner Tasche und begann hektisch, Fotos zu schießen. Es war fast, als befürchtete ich, die Statue könnte von allein zuklappen und nie mehr in dieser Weise zu sehen sein.
    Dann hörte ich Matt Gallagher draußen in der Bibliothek mit Paula Egan reden. Einige Augenblicke später betrat er den Raum. »Peggy sagte, dass Sie -mein Gott, eine explodierende Frau«, rief er aus.
    »Erstaunlich, nicht wahr? Es ist eine Vierge Ouvrante«, erklärte ich.
    »Eine was?«
    »Auf die Gefahr hin, vulgär zu klingen, wörtlich eine ›sich öffnende Jungfrau‹. Auch bekannt als Schreinmadonna. Aber Sie haben sie ja noch gar nicht gesehen, wie sie gefunden wurde – passen Sie auf ...« Ich schloss die beiden Flügel.
    »Verblüffend, das muss ich schon sagen. Aber woher wusste Byrne, dass es so eine zu öffnende Dingsbums war?«
    »Er wusste es nicht. Er dachte, sie würde einen sehr wertvollen Gegenstand enthalten – ein mit Edelsteinen besetztes Reliquiengefäß wahrscheinlich. Aber ich habe nichts gesehen, wo man die Reliquie hätte unterbringen können.«
    »Hm ... Ich glaube, mir ist etwas aufgefallen, als sie das Ding zugemacht haben … Machen Sie es noch einmal auf.«
    Gallagher stieg auf die Bühne, als ich die Abschnitte aufklappte, dann beugte er sich darüber und zeigte hinein. »Da drin«, sagte er. Ein ganzes Stück größer als ich, wies er auf eine Stelle, auf die mir durch Gottvaters Heiligenschein der Blick versperrt war. Ich stellte mich neben ihm auf die Zehenspitzen und lugte hinein.
    In dem mit Blattgold ausgelegten Holz über und hinter der Taube des Heiligen Geistes – und in der ungefähren Position von Marias Herz – befand sich ein runder Hohlraum, etwa von der Größe und Tiefe einer Schuhcremedose, und in seiner Mitte eine Schmuckklammer in Gestalt einer glockenförmigen Blume. Wenn dieser Hohlraum für Robert de Fays Mitbringsel aus dem Heiligen Land vorgesehen war, dann sollte die Reliquie wörtlich und im übertragenen Sinn ihren Platz im Herzen der Statue finden.
    »Ich glaube, ich habe jetzt alle Puzzleteile zusammengefügt«, sagte ich. »Ich weiß, warum die Statue versteckt wurde. Was ich noch herausfinden muss, ist, worum es sich bei der Reliquie gehandelt haben könnte, und wo sie sich jetzt befindet.« Ich hob meinen Skizzenblock auf, und wir machten uns auf den Weg zur Tür.
    »Und haben Sie irgendeine Vorstellung, wo Sie suchen müssen?«, fragte Gallagher.
    »Nein, aber wenn ich dahinterkomme, was es war, könnte sich daraus ein Hinweis ergeben, wo es abgeblieben ist.«
    »Nach welcher Art Reliquie suchen Sie – Knochen? Ein Finger, vielleicht?«
    »Nicht, wenn es mit der Jungfrau Maria zu tun hat. Man glaubte, dass sie körperlich in den Himmel aufgenommen wurde, deshalb lagen keine Körperteile von ihr herum, die man verteilen konnte.« Ich machte die Lichter aus, und wir schlossen die Tür hinter uns. »Was führt Sie eigentlich hierher, Matt?«
    Er zeigte auf das kleine Cafe über der Bibliothek. »Lust auf eine Tasse Kaffee?«

33. Kapitel
    B eginnen wir mit den dienstlichen Angelegenheiten«, sagte Gallagher, als wir Platz genommen hatten. »Bislang ist es uns nicht gelungen, Darren Byrne aufzustöbern, doch lange wird er uns nicht mehr entkommen.«
    »Das ist aber nicht sehr ermutigend.«
    »Ich verspreche Ihnen, ich mache eine Menge Druck, damit er gefasst wird. Und Eamon Doyle will, dass Sie ihn persönlich anrufen, wenn Sie auch nur eine Sekunde lang glauben, dass Sie in Gefahr sind – zu jeder Tages- und Nachtzeit. Ich würde außerdem vorschlagen, dass Sie die nächsten Tage bei Finian bleiben.«
    Ich sagte nichts.
    »Ich bin gestern Abend zufällig einem Reporter über den Weg gelaufen – Eddie Sugrue, kennen Sie ihn?«
    »Ja, ich kenne Eddie«, sagte ich.
    »Er hat mir erzählt, es sei bekannt, dass Byrnes private Ansichten über Immigranten ihn zur Mitgliedschaft im

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