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Die Pestglocke

Die Pestglocke

Titel: Die Pestglocke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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Routine, und er machte es Finian sogar leicht, indem er ihm die Gelegenheit gab, es jetzt gleich hinter sich zu bringen, aber ich sah Finian an, dass er alles andere als erfreut war.
    Eine Frau aus dem Spurensicherungsteam rief den beiden Polizeibeamten zu, sie sollten kommen und sich etwas ansehen, was sie aus einem Brombeerstrauch gezogen hatte. Es war ein Stück Papier – es sah aus wie die verblasste, von Schnecken zerfressene Seite einer Zeitung. Doyle und Gallagher gingen zu ihr, und ich benutzte die Gelegenheit, an den Bach zu spazieren.
    Ich hörte eine Mücke nahe bei meinem Ohr surren und schlug nach ihr. Sie massierten sich in einer dichten Wolke über dem Wasser. Andere schwirrten um mein Gesicht herum und stachen mich in den Nacken, deshalb entfernte ich mich wieder von dem Gewässer, in der Hoffnung, ihnen zu entkommen.
    Kaum war ich dem Mückenschwarm entflohen, als ich die einzigartige Empfindung wahrnahm, wie sich die Beißwerkzeuge einer Bremse in meine Wade bohrten, und ich bückte mich, um sie mit der Hand zu vertreiben. Nicht weit von mir stand der zersplitterte Stamm einer einst mächtigen Buche; der obere Teil war vor längerer Zeit bei einem Sturm abgebrochen, und zurückgeblieben war ein gezackter Stumpf, der einem Backenzahn glich. Ich stützte mich mit einer Hand an die glatte, graue Rinde des Stamms, um das Bein anzuwinkeln. Ich sah einen Tropfen Blut an der Stelle knospen, wo mich die Bremse gebissen hatte. »Es sind die Weibchen, die unser Blut saugen«, hörte ich meinen Vater sagen. »Männchen ernähren sich von Nektar.«
    Wie als Antwort ertönte ein Summen genau über meinem Kopf. Ich blickte auf und sah Bienen aus dem hohlen Baumstamm strömen – das Kernholz war verfault. Anscheinend gab es hier kein Entkommen vor irgendwelchen fliegenden Plagegeistern. Ich erinnerte mich, wie ich als Kind einmal nicht nur in den Kopf gestochen, sondern noch mehr durch das Surren des panischen Insekts in meinem Lockenhaar erschreckt worden war, und machte mich lieber auf den Rückweg zu Finian, den ich auf der Wiese mit Gallagher sprechen sah. Doch dann landete eine der Bienen auf meinem Handrücken, und ich sah, dass es gar keine Biene war, sondern eine Schwebfliege.
    Instinktiv angeekelt, schnippte ich sie von meiner Hand und warf noch einmal einen Blick auf die Insekten, die oben aus dem Stumpf flogen. Es waren tatsächlich alles Schwebfliegen. Aber ich wusste, dass die nicht in Bäumen nisteten. Es konnte nur einen Grund geben, warum sie aus einem schlüpften.
    »Matt!«, schrie ich und spürte, wie es mir den Hals zuschnürte. »Hierher ...« Ich winkte sie in meine Richtung.
    Zehn Minuten später standen Finian und ich am Bach, und Gallagher kam zu uns herübergeschlendert. Ein Polizeibeamter war soeben mit einer Taschenlampe in der Hand von der Leiter geklettert, die an dem massiven Stumpf lehnte.
    »Der Baumstamm ist innen hohl«, sagte Gallagher. »Am Boden hat sich Regenwasser gesammelt, aber man sieht genügend Gewebe und Knochen, um sagen zu können, dass ein menschlicher Schädel – und mehr – da drin liegt. Ich glaube, wir können es als endgültigen Beweis dafür ansehen, dass Lati fah Hassans Tod nur als Muti-Mord inszeniert war – wäre es tatsächlich einer gewesen, hätten sie den Kopf niemals zurückgelassen. Sie wurde wahrscheinlich vergewaltigt und erdrosselt, und vielleicht fing ihr Mörder damit an, dass er ihr Kopf und Hände abschnitt, um ihre Identifizierung und damit eine eventuelle Verbindung zu ihm unmöglich zu machen; aber dann hatte er die Idee, es wie einen Ritualmord aussehen zu lassen, weil er wusste, das würde die Ermittlung in eine völlig andere Richtung führen.«

31. Kapitel
    K onntest du Gallagher etwas erzählen?«, fragte ich Finian auf dem Weg zum Pflegeheim.
    »Natürlich nicht. Wenn ich etwas Verdächtiges gesehen hätte, hätte ich es ihnen längst gesagt. Es hat mich geärgert – da vernehmen sie mich, während sie praktisch nichts wegen Darren Byrnes Drohungen gegen dich unternommen haben. Außerdem hat Gallagher ihn an Doyle delegiert, was mich nicht unbedingt zuversichtlich stimmt.«
    »Matt ist für die Mordermittlung zuständig, und nachdem es jetzt wichtige Entwicklungen gegeben hat, muss er sich darauf konzentrieren.« Ich erzählte Finian, was im St. Loman ans Licht gekommen war.
    »Ihr glaubt also, Adelola verbirgt etwas?«
    »Ja. Und unglücklicherweise scheint ihm Lügen zur zweiten Natur geworden zu sein. Es hat wahrscheinlich

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