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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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zugleich. Er kühlte Covenant das Gesicht - und erhöhte zugleich seinen Flüssigkeitsverlust. Dadurch sah er allmählich immer verschwommener, bis er die Spuren Kaltgischts und Graubrands vor sich kaum noch erkennen konnte.
    Aber dann zeigte die Eisenhand auf eine niedrige Hügelkette, die Wind und Wetter über Äonen hinweg bearbeitet hatten, bis sie verformten Titanenknochen glich. Dort liege die Barriere, erläuterte sie, die den Bach - eigentlich schon einen kleinen Fluss- aus seinem ursprünglichen Bett abgelenkt habe. Zwischen diesen Hügeln, die von gewundenen flachen Tälern durchzogen seien, als hätte dort ein Betrunkener gepflügt, gebe es Wasser im Überfluss.
    »Zu anderer Jahreszeit«, fügte sie heiser hinzu, »würde der Zufluss aus dem Oberland vielleicht nicht für unsere Bedürfnisse ausreichen. Aber wie wir bei der Verfolgung Langzorns festgestellt haben, hat es hier reichlich geregnet. In naher Zukunft werden wir bestimmt noch vieles fürchten müssen - aber Durst gehört nicht dazu.«
    Covenant konzentrierte sich auf Staves Rücken, als erwartete er, die Schultern des ehemaligen Meisters herabsacken zu sehen, weil er Lindens Gewicht nicht mehr tragen konnte …
    Blödmann, murmelte er vor sich hin. Stave würde weitermarschieren können, bis die Welt unterging. Aber weil Covenant seine Gefährten automatisch nach den eigenen Fähigkeiten beurteilte, befürchtete er jeden Augenblick das Schlimmste.
    Wasser, sagte er sich im Stillen. Wasser ist die Lösung. Weshalb? Das wusste er nicht. Seit Esmer zugelassen hatte, dass die Gesellschaft Ihr, die nicht genannt werden darf, entkam, hatte er vielleicht gar nichts mehr richtig verstanden. Trotzdem entschied er sich dafür, an Wasser zu glauben. Teufel, an irgendetwas musste man doch glauben, nicht wahr?
    Konnte er Linden nicht retten, würde er niemanden retten können.
    Bhapa und Pahni hatten ihren Gefährten gut gedient. Auf der Wassersuche hatten die Seilträger auch einen leichten Weg durch die Hügel erkundet. Obwohl Covenant und einige Riesinnen beim Aufstieg aus der Ebene ein paarmal stolperten, waren sie nie wirklich in Gefahr, zu stürzen.
    Über ihnen waren Liand und die Seilträger auf den Hügelkämmen unterwegs, um Ausschau zu halten. Liand blieb links, um nach Süden zu beobachten. Bhapa und Pahni, die erfahrener waren, suchten den Norden ab, aus dem am ehesten Gefahr drohte.
    Kaltgischt trug Anele mit zusammengebissenen Zähnen und trotzigem Schritt, als sollte sich der Alte nur erdreisten, ihr zu schwer zu werden. Einige Schritte hinter ihr schlurfte Jeremiah bergauf: mit Galts Hand auf seiner Schulter und dem grausamen Croyel auf seinem Rücken. Der Junge bewegte sich so unsicher wie Covenant, aber er ließ kein Zeichen von Schwäche erkennen. Solange das Ungeheuer auf Rettung hoffte, konnte sein Wirt vermutlich länger marschieren als alle anderen mit Ausnahme der Haruchai.
    Leichtes Gefälle, danach ein weiterer Anstieg. Durch die Form der Hügel bedingt, umspielten kleine Staubwirbel, durchsichtig wie Geister, die Knöchel der Marschierenden. Hier und da ragten kantige Granitblöcke und von Wind und Wetter abgerundete Sandsteinbrocken aus dem feinen Gesteinsschutt, der die Hügel bedeckte.
    »Bald«, keuchte Kaltgischt mit zusammengebissenen Zähnen. »Bald.« Aber keiner antwortete ihr.
    Immer wenn Covenant durch den Schatten eines Felsblocks schlurfte, wurde es düster um ihn, als versagten seine Augen. Nur Mut!, dachte er. Klare Sicht. Ha! Solche und ähnliche Dinge waren Einbildung; er konnte sich nicht mehr an sie erinnern. Trotzdem ließ er den Abstand zu Stave nie zu groß werden. Linden brauchte ihn. Oder sie würde ihn irgendwann brauchen. Oder sie würde ihren Stab brauchen. Schwäche war letzten Endes nur Schwäche; daran erinnerte er sich. Sie war so menschlich wie Durst - und ebenso unvermeidlich. Aber mehr bedeutete sie nicht. Sie ließ sich wie Schmerzen ertragen.
    Wozu war sie überhaupt da, wenn sie nicht auf Dauer angelegt war?
    Vielleicht hatte es weitere Auf- und Abstiege gegeben. Covenant wusste es nicht mehr. Schwache Luftwirbel brachten Stimmen mit sich, die wie entfernte Gespensterrufe klangen. Dann fand er sich plötzlich in einer trogartig ausgebildeten Scharte zwischen vor Alter ausgebleichten Hügeln wieder. Mit vor Austrocknung verschwommenem Blick sah er auf den Bach hinunter.
    Im Sonnenschein glänzte das Wasser unter dem weiten Himmel wie Quecksilber.
    Nur ein kleines Stück unter ihm rauschte die

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