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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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und den Schlaf der Schlange weniger tief werden lassen.
    Unsere Tragödie besteht darin, dass der auf unseren Herzen liegende Schatten schwarz geworden ist. Mit unserer Kraft allein lässt sich das Unheil nicht mehr abwenden. Die Schlange ist geweckt und heißhungrig, und wir können sie nicht wieder in Schlaf versetzen. Durch deine fehlgeleitete Liebe, wie der Inse-quente sie richtig genannt hat, hast du uns verdammt, Weißgoldträgerin. Deinetwegen werden wir als erste Opfer den Hunger stillen müssen, den du heraufbeschworen hast.«
    Während Infelizitas auf Staves Frage antwortete, wurde Linden zunehmend gereizt. Obschon sie die Enthüllungen der Elohim in gewisser Weise anerkennen musste, hatten sie keinen Einfluss auf ihre eigene Lage und milderten diese auch nicht ab. Deine Reue wird deine Kraft übersteigen, sie zu ertragen. Linden brauchte Fakten, Einzelheiten, um genau verstehen zu können, was sie ausgelöst hatte.
    Berek Halbhand hatte gesagt, dass Welten weder in einem Augenblick erschaffen noch vernichtet würden und dass noch vieles würde geschehen müssen, ehe ihre, Lindens Taten ihre letzte Frucht trügen. Daran klammerte Linden sich - und forderte mehr von Infelizitas.
    »Also gut«, knurrte sie. »Das habe ich begriffen. Aber was passiert jetzt? Die Schlange ist wach. Irgendwo. Was wird sie tun? Wie wird sie die Erde vernichten? Wie viel Zeit bleibt uns noch?«
    Wie lange die Welt noch existieren würde, war ihre einzige Sorge. Die Schlange war Covenants Problem, nicht ihres - und nur er konnte es lösen. Sie aber musste vor dem Ende ihre eigene Aufgabe zu Ende bringen.
    …du bist noch nicht fertig. Diese Wahrheit hatte Covenant erkannt. Und er hatte eingestanden, dass sie Erfolg haben könnte. Sie ist die Einzige, die das schaffen kann. Linden zog es vor, zu glauben, er habe damit die Erfüllung ihrer noch verbleibenden Pflicht gemeint.
    »Die Schlange hat lange, sehr lange geschlummert.« Infelizitas sprach sanft, aber ihre Miene war von Abscheu und Entsetzen verzerrt. »Nach dem Erwachen ist sie heißhungrig. Wie jedes Lebewesen muss sie fressen. Und als ihre Aufseher sind wir zugleich ihre Nahrung. Das bedingt unser Wyrd. Die Schlange muss sich von uns ernähren. Erst wenn sie sich an Elohim satt gefressen hat, wird sie sich ihrer größeren Aufgabe zuwenden. Sollten einige Elohim nicht verschlungen werden, überleben sie nur, um Zeugen des Endes aller Dinge zu werden und so ins endgültige Dunkel hinüberzugehen.«
    … sich von uns ernähren. Von allen Elohim. Linden hätte schockiert sein sollen, aber sie hatte einmal mehr nicht richtig zugehört und konnte nicht innehalten, um die Kosten ihres Tuns abzuwägen. Infelizitas hatte ihr nicht gegeben, was sie brauchte, und so versuchte Linden es erneut. »Wie lange dauert das alles? Stunden? Tage? Wochen?«
    Die Stimme der Elohim klang halb erstickt vor Zorn und Tränen: »Wir werden versuchen, unser Ende hinauszuzögern, weil wir nicht anders können. Um unserem Los zu entgehen, werden wir fliehen und uns in möglichst weiter Ferne verstecken, sodass die Schlange uns einzeln aufspüren muss. Aber sobald sie Nahrung aufnimmt, wächst auch ihre Kraft. Bevor eine Handvoll Tage vergeht, wird ihre Macht uns entdecken und verschlingen. Dann existiert auf der Erde niemand mehr, der ihr Einhalt gebieten kann.«
    Einmal mehr lachte der Egger freudlos auf, aber niemand beachtete ihn.
    »Also gut«, sagte Linden energisch. »Eine Handvoll Tage. Das ist nicht viel.« Stave oder die Gedemütigten hätten die Elohim vielleicht noch länger ausgefragt. Wie Linden selbst verziehen die Haruchai nichts, und es gab vieles, was sie Infelizitas hätten vorwerfen können. Mahrtiir mochte vielleicht gegen das Schicksal der Ranyhyn protestieren, das die Elohim angedeutet hatte. Linden würde sie vorbringen lassen, was immer sie wollten. Jetzt aber murmelte sie mehr zu sich selbst: »Ich muss mich dieser Sache stellen. Das kann ich nicht länger aufschieben.«
    Sie erwartete, dass der Egger ihr einen Handel vorschlagen würde. Einen Tausch. Untätigkeit oder Zupacken waren ihre einzigen Alternativen - und Jeremiah brauchte sie.
    Tu es also, ermahnte Linden sich selbst. Solange du noch kannst.
    Als sie sich von Infelizitas abwandte, gesellten Liand und die Ramen sich zu ihr, doch kurz darauf trat ihr der Mähnenhüter in den Weg, sodass sie nicht anders konnte, als sein zerstörtes Gesicht mit der Augenbinde zu betrachten.
    »Ring-Than«, begann er schroff.

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