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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Last der Wiedergutmachung liegt bei dir.«
    »Du täuschst dich«, erwiderte Infelizitas. »Gewiss, ich kann euch die Gabe, in Zungen zu reden, zurückgeben - eine Gabe, die der Meer-Sohn euch wieder nehmen wird, sobald ich geflüchtet bin, wie ich muss. Aber ich kann das Geas, das euren Verwandten Langzorn bindet, nicht auflösen.«
    Linden fuhr zusammen, als sie diesen Namen hörte; Liand hielt den Atem an. Aber Infelizitas sprach ohne Pause weiter.
    »Derartige Wiedergutmachung …« Das Wort klang aus ihrem Mund verächtlich. »… kann ich nicht gewähren. Das Abkommen, das du betrügerisch nennst, ist ohne Zwang oder Überredung freiwillig geschlossen worden. Als Gegenleistung für die Gabe, in Zungen zu reden, haben wir das Leben eines noch ungeborenen Riesen gefordert - zu einem Zeitpunkt und unter den Umständen unserer Wahl. Sollten wir das nicht auf eine für Riesen unmissverständliche Weise ausgedrückt haben, liegt der Fehler bei euch. Wegen eines Missverständnisses oder einer Selbsttäuschung habt ihr Riesen uns euer Wort gegeben. Diese Übereinkunft gilt. Das Geas, das wir gefordert haben, war einst in Gang gesetzt worden, um jetzt erfüllt zu werden. Es kann nur aufgehoben werden, wenn die Umstände seiner Ablegung rückgängig gemacht würden. Aber wir werden unsere Vergangenheit nicht ändern, denn das würde die Zerstörung des Bogens der Zeit beschleunigen - und solange wir leben, klammern wir uns ans Leben.«
    »Aber die Übereinkunft war ein Betrug, Elohim«, protestierte Frostherz Graubrand. »Willst du die Fähigkeit, Sagen zu erzählen, mit dem Wert eines Lebens gleichsetzen?«
    »Eine Sage ist ein Leben«, stellte Infelizitas fest.
    »Trotzdem«, fuhr Graubrand fort, »habt ihr unseren Ahnen vorenthalten, dass ihr eine Waffe wolltet, die imstande war, den Tod von Linden Riesenfreundin zu bewirken. Hätten sie gewusst, dass ihr das Leben irgendeines Riesen für irgendeinen Zweck beanspruchen wolltet, hätten sie euch empört abgewiesen und euch den Rücken gekehrt.«
    Infelizitas schnaubte verächtlich. »Es gab keine Unehrlichkeit. Unsere Absichten gehen nur uns etwas an. Wir ziehen es vor, sie niemandem mitzuteilen. Ich gestehe dir zu, dass eure Ahnen uns gründlich missverstanden haben. Trotzdem sind sie auf unseren Vorschlag eingegangen. Hältst du das für Unrecht, musst du die Schuld bei denen suchen, deren Begierde, die vielen Zungen der Erde verstehen zu können, stärker war als ihr Wunsch, uns Elohim zu verstehen. Für ihre Bereitwilligkeit, ihre Nachkommen durch eine Übereinkunft zu binden, die du jetzt verdammst, darfst du nicht uns verantwortlich machen.«
    Großer Gott, dachte Linden. Die Elohim hatten das alles geplant. Schon vor Jahrtausenden! Langzorns Wahnsinn war nicht Erdsicht, sondern Manipulation gewesen. Und alles nur, um diesen Augenblick zu verhindern. Durch Täuschung seiner Vorfahren hatten die Elohim sich die Macht gesichert, ihn auf Linden zu hetzen - in der Hoffnung, er werde sie töten, noch ehe sie Andelain mit dem Stab und Covenants Ring betrat.
    »Das war skrupellos«, hörte sie sich sagen, obwohl sie hatte schweigen wollen. »Lord Foul wäre stolz auf euch. Wolltet ihr meinen Tod, hättet ihr mich selbst töten können. Gelegenheit dazu hattet ihr reichlich. Andere Leute hereinzulegen, damit sie einem die Schmutzarbeit abnehmen, ist nicht nur kurzsichtig. Es ist selbstmörderisch. Ihr hättet Verbündete haben können. Jetzt wird niemand mehr traurig sein werden, wenn ihr als Erste sterbt.«
    … sind wir nicht allem gewachsen?
    Wir sind die Elohim, das Herz der Erde. Wir stehen im Mittelpunkt von allem, was lebt und sich bewegt und existiert. Kein anderes Wesen oder Bedürfnis darf über uns urteilen …
    Das, hatte Esmer selbst zugegeben, diese Arroganz, diese Egozentrik, ist Schatten genug, um das Herz jedes Wesens zu verdunkeln.
    »Wohl gesprochen, Mylady!« Der Egger klatschte laut Beifall. »Ich beginne zu glauben, dass es Hoffnung für die Erde gibt, wenn alle Listen außer der meinigen versagt haben.«
    Aber niemand interessierte sich für ihn.
    »Du prangerst dich selbst an, Linden Avery«, behauptete Galt ausdruckslos. »Der Schwindel der Elohim ist auch der deinige.«
    Diesen Vorwurf musste Linden akzeptieren. Auch sie war selbstsüchtig, vielleicht sogar arrogant gewesen. Du musst an mir zweifeln. Eine andere Entschuldigung für ihr Handeln hatte sie nicht. Keine als ihre Sehnsucht nach Thomas Covenant und ihre Liebe zu Jeremiah.
    Raureif

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