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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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ebenfalls, jedoch weniger dringend. Aber die Schwertmainnir kamen zuerst - aus dem einfachen Grund, weil sie ihr näher waren.
    Sie hatte Frostherz Graubrands Verletzungen bis auf einige Schürfwunden behandelt und arbeitete tief in Rüstig Grobfausts verletztem Körper, als Covenant, der die Gedemütigten und die Ramen wie ein Gefolge hinter sich herzog, den Grat erreichte.
    Sein kraftvoller Auftritt ließ Linden jäh innehalten. Ihr Mund war plötzlich trocken; der Blutgeruch in der Luft verschlug ihr den Atem. In ihrem Bemühen, sich daran zu erinnern, dass sie einst eine Ärztin gewesen war, hatte sie vergessen, wie viel er ihr bedeutete - und wie sehr sie fürchtete, von ihm getadelt zu werden.
    Außer den Seilträgern war sie die Einzige aus der Gesellschaft, die keine Spuren ihrer Taten trug. Selbst Jeremiah war mit Galts und zuvor mit Liands - Blut bespritzt worden. Wie konnte Covenant sie betrachten, ohne Widerwillen zu empfinden?
    Trotzdem verdrängte ihre Erleichterung darüber, dass Covenant unversehrt war, diese Befürchtung. Und als er ihren Blick erwiderte, sah sie, dass sein Zorn verraucht war. Er hatte ihn an den Gedemütigten ausgelassen. Jetzt wirkte er beschämt, als hätte er sie und alle anderen im Stich gelassen. In seinem Blick lag eine Art moralischer Übelkeit, die sich jedoch nicht gegen sie richtete. Die durch seine Silbermähne hervorgehobene Narbe auf seiner Stirn suggerierte einen Instinkt für Selbstvorwürfe, der im Lauf der Zeit verblasst, aber nie ganz verheilt war.
    Darin war er ihr ähnlich. Den Unterschied zwischen ihnen machte der Galgenbühl aus. Und Sie, die nicht genannt werden darf, und zügelloses Morden. Wo das Schicksal der Erde auf dem Spiel stand, hätte Thomas Covenant nicht wie sie gehandelt. Er hätte irgendeine andere Lösung gefunden.
    »Tut mir leid«, sagte er mit gepresster Stimme, als hätte nicht Linden, sondern er Grund, Vorwürfe zu fürchten. »Ich habe mich zu lange im Bogen aufgehalten. Ich kann mich nicht gegen wilde Magie verteidigen.« Er deutete mit einer Hand auf den Krill. »Joan kann mich gewissermaßen aus der Ferne steuern. Diesmal hat sie mich zurückgebracht. Ich soll dort sein, wo ich verwundet werden kann. Aber vorher …« Er zuckte zusammen. »Vielleicht hat sie mich niedergehalten. Oder ich weiß einfach nicht, wie ich aus meinen Erinnerungen herauskommen kann.«
    Die Riesinnen musterten ihn ernst. Mahrtiir betrachtete Covenant durch eine antrocknende Blutkruste. Bhapa begutachtete das Schlachtfeld kummervoll. Pahni sah sich um, als hätte sie sich in ein Ödland verwandelt; als wäre alles Leben in ihren Augen erstorben. Einen Augenblick lang herrschte allgemeines Schweigen. Die Dämondim-Abkömmlinge standen unbeweglich da, als salutierten sie.
    Dann fand Raureif Kaltgischt ihre Stimme wieder. »Dennoch lebst du, Zeitenherr.« Trotz ihrer Schmerzen sprach sie sehr präzise - wie eine Frau, die ihr Breitschwert mit einem Wetzstein schärft. »Mehr war nicht nötig. Linden Riesenfreundin hat genügt.«
    Covenants Blick glitt über die Anwesenden. Schroff erwiderte er: »Das sehe ich. Ich hätte geglaubt, dies alles …« Seine Kopfbewegung bezeichnete das Schlachtfeld. »..-. sei unmöglich. Kastenessen und Roger, die arme Joan und selbst Lord Foul müssen sich jetzt die Haare raufen.«
    Mit dieser einfachen Feststellung schien er einen Sieg zu würdigen, der Linden entsetzte.
    Dann schüttelte er sich, fuhr sich mit seinen Fingerstummeln durchs Haar, runzelte bedauernd die Stirn. »Leider können wir es uns nicht leisten, hier auf einen weiteren Angriff zu warten.« Zu dem Lehrenkundigen sagte er: »Ihr bleibt hoffentlich noch eine Weile bei uns. Ihr habt schon praktisch alles gerettet, was zu retten war. Aber Linden braucht mehr Vitrim. Das brauchen wir alle. Und wir haben Fragen, die ihr wenigstens zu beantworten versuchen könntet.«
    Der Lehrenkundige nickte nur. Darauf begannen Wegwahrer, die Runde durch die Gesellschaft zu machen und allen ihre eisernen Becher anzubieten.
    In der Hoffnung, irgendwann wieder frei atmen zu können, ließ auch Linden sich einen Becher geben. Aber statt ihn zu leeren, beobachtete sie weiter jede Bewegung Covenants, hing weiter an seinen Lippen. Er hatte recht: Sie brauchte Nahrung. Sie fühlte sich so schwach, dass sie kaum stehen konnte. Aber sie brauchte noch etwas anderes von ihm. Etwas Persönlicheres als seine Bereitschaft, über das von ihr angerichtete Gemetzel hinwegzusehen.
    Im nächsten

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