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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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voraus?«
    »Ungefähr fünf Meilen.« Das klang jedoch weniger sicher. »Bestimmt nicht mehr als zehn. Bei höherem Tempo wären die Hufspuren deutlicher, die Schritte länger.«
    Linden versuchte sich vorzustellen, was der Vorsprung Covenants bedeutete. Allerdings reichten ihre wenigen Erfahrungen im Unterland nicht so weit nach Süden.
    Bewusst leise sprechend fragte sie Stave nach ihrer jetzigen Position.
    Um sie herum war den Schwertmainnir nicht anzumerken, ob sie ihnen zuhörten. Stattdessen bereiteten sie eine Mahlzeit zu, sammelten Aliantha, legten ihre Rüstungen ab oder massierten einander die schmerzenden Muskeln. Trotzdem spürte Linden die Last ihrer indirekten Aufmerksamkeit.
    Nur Jeremiah schien nichts zu hören und zu verstehen.
    Die allen Haruchai gemeinsamen Erinnerungen waren präzise. »Gegenwärtig«, sagte er ohne Zögern, »folgen wir dem dürren Streifen Land zwischen den Ausläufern des Landbruchs und den Sümpfen der Sarangrave-Ebene. Dieser Streifen ist nicht breit. Seine räumliche Enge dürfte erklären, warum wir hier dem Zweifler folgen.
    Wo wir jetzt rasten, verläuft der Landbruch nach Osten weiter. Steigern die Ranyhyn ihr Tempo nicht, bleibt das Gelände ungefähr noch einen Tag ziemlich gleich. Dann jedoch erreichen wir die östlichen Steilwände des Landbruchs und das Südende der Sarangrave. Dort stehen die Reste des Kolosses am Wasserfall hoch über uns, während hinter ihm der Landwanderer rauschend von den Ebenen von Ra stürzt, um der Fluss Trümmerschwemme zu werden.«
    »Aye«, bestätigte Mahrtiir mit gedämpftem Knurren. »Und in dem Abschnitt des Landbruchs, der die Ebenen von Ra begrenzt, gibt es zahlreiche gute Aufstiege. Dort sind Fangzahns wilde Heerscharen in alter Zeit ins Oberland gestürmt und haben als Erste die Ranyhyn und ihre Ramen überfallen.«
    Stave nickte. »Jenseits der Sarangrave erstrecken sich die Verwüsteten Ebenen durchs Unterland - nach Osten bis zum Meer der Sonnengeburt und weiter nach Südwesten, als den Haruchai bekannt ist. Dort dürften die Ranyhyn vom Weg des UrLords abweichen, wenn sie nicht schon vorher versuchen, den Landsturz zu überwinden. Unser Weg - und seiner - ist dann nicht mehr den Gefahren der Sarangrave und des Lauerers ausgesetzt.
    Etwas südöstlich des Kolosses«, fuhr er fort, »liegen auf einem Vorsprung der Felsklippen die Trümmer von Fouls Hort. Zwischen dem Koloss und dieser finsteren Behausung erstrecken sich die Verwüsteten Ebenen - noch mit Spuren der Bösartigkeit des Verächters -, dann die Zerspellten Hügel, ein Labyrinth, das Ahnungslosen zur Falle werden kann, und schließlich die längst abgekühlten Lavaströme, die einst der Glutaschenkamm waren. Zur Zeit des ersten Triumphs des Zweiflers über die Verderbnis war der Glutaschenkamm die letzte Verteidigungslinie vor Fouls Hort, dem alten Ridjeck Thome. Aber nach seiner Zerstörung durch den Sieg des Ur-Lords ist die Lava ins Meer geflossen, bis ihre Quellen versiegt waren.
    Die Meister reisen selten dorthin, weil sie keinen Sinn darin sehen, Orte zu besuchen, an denen sich noch Erinnerungen an die schlimmsten Gräueltaten des Verächters halten. Gelegentlich haben sie sich jedoch davon überzeugt, dass sein ehemaliger Schlupfwinkel tatsächlich weiter unbewohnt ist.«
    Einige Augenblicke lang hörte Linden kaum, was Stave sagte. Er hatte eine Erinnerung ausgelöst, die ihre Ohren verschloss und ihr Herz fast zum Stehen brachte.
    Joan.
    Eine Wüste aus Steintrümmern, der Rand einer zerklüfteten Felsklippe.
    Das unverkennbare Rauschen und Verebben einer endlos gegen Felsen anrennenden Brandung. Und Turiya Herem.
    Oh, Covenant! Er wollte … Er war dorthin unterwegs.
    Dann nahm Linden den grellen Lichtschein und das wirbelnde Chaos einer Zäsur wahr. Mit rasendem Herzen versuchte sie instinktiv, ihrem Stab Erdkraft zu entlocken.
    Im nächsten Augenblick waren ihre Sinne schlagartig wieder scharf gestellt, und sie erkannte, dass die Zäsur zu weit entfernt war, um der Gesellschaft schaden zu können. Wenn sie jedoch näher kam …
    Das tat sie nicht. Binnen weniger Sekunden schlängelte sie sich nach Osten davon, vergrößerte die Entfernung. Dann verschwand sie mit der Plötzlichkeit eines Donnerschlags.
    Linden atmete tief durch, lockerte ihren Griff um den Stab und versuchte, ihr jagendes Herz zu beruhigen.
    Großer Gott! Covenant…
    Der Sturm, den so viele zeitliche Unterbrechungen heraufbeschworen, nahm an Stärke zu. Aber diese Gefahr war leichter

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