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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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zu ignorieren.
    Sie hatte das Gefühl, die Hammerschläge ihres Herzens müssten ihre Worte übertönen. »Dorthin ist Covenant unterwegs.«
    Stave schien zu verstehen, was sie meinte. »Vielleicht«, sagte er schulterzuckend. »Oder vielleicht liegt sein Ziel weiter südlich. Oder …«
    Linden unterbrach ihn. »Er will zu Fouls Hort.«
    »Weißt du das bestimmt, Ring-Than?«, fragte Mahrtiir mit gepresster Stimme. Und Raureif Kaltgischt erkundigte sich: »Wie kommst du darauf?«
    »Sie ist Joan«, antwortete Linden, als wäre das Antwort genug. »Wo sollte sie sonst sein?« Aber dann zwang sie sich dazu, ihre Vermutung zu erläutern. Ein Felsvorsprung, der ins Meer hinausragte. Verwüstet, als Covenant den Weltübelstein zerstört hatte. »Ich habe sie gesehen. Ich war selbst dort.
    Du aber nicht«, erklärte sie Mahrtiir. Das hatte er gesagt, als sie in Schwelgenstein darüber gesprochen hatten. »Ich rede von dieser ersten Zäsur. Von der, die uns zu dem Stab geführt hat. Die Ranyhyn und die Urbösen haben dich beschützt.« Sie wandte sich an Stave. »Und du hast dich nicht hineinsaugen lassen. Du hast den Wüterich erkannt. Du warst stark genug, um dich fernzuhalten.
    Aber ich konnte das nicht. Ich war in Joans Verstand gefangen. Ich habe gesehen, was sie gesehen hat, und gehört, was sie gehört hat. Das hat mit dazu beigetragen, alles so schrecklich zu machen.« In den Intervallen zwischen ihren Herzschlägen stand ihr diese Erinnerung lebhafter vor Augen als irgendeiner ihrer Gefährten, deutlicher als der sich zusammenbrauende Sturm oder die unergründlichen Gefahren dieser Nacht. »Ich habe die Überreste der eingestürzten Klippe gesehen. Ich habe die Brandung gehört.
    Covenant ist zu Fouls Hort unterwegs.«
    Die Riesinnen musterten sie prüfend, aber sagten vorläufig nichts, denn im Gegensatz zu ihr hatten sie keine Erfahrung mit Zäsuren.
    Stave dachte über Lindens Aussage nach, dann nickte er. »Ich kann dir nicht widersprechen. Muss der Zweifler seinem Verhängnis im Ridjeck Thome gegenübertreten, ist das nur angebracht und passend. Aber aus dieser Einsicht erhellt sich noch nicht, welchen Weg wir wählen sollten.
    Auserwählte …« Seine Worte klangen nachdrücklicher, obwohl er die Stimme nicht erhob. »… der Eifrige hat von einem Bedürfnis nach Tod gesprochen. Seiner Worte eingedenk muss ich feststellen, dass kein Gebiet des Landes mehr Gemetzel erlebt hat als die Verwüsteten Ebenen. Die Verwüstungen des Oberlands verblassen gegenüber den unzähligen Fällen von Gewalt und Blutvergießen, die den Namen Verwüstete Ebenen mehr als rechtfertigen. Ihr Zustand ist eine direkte Folge der Bösartigkeit des Verächters.
    Ist es deshalb nicht plausibel, dass die Antwort auf dein angebliches Bedürfnis dort liegt?«
    Linden ignorierte ihn. Im Westen leuchtete und knisterte die nächste Zäsur. Eine Meile weit entfernt? Weniger? Sie erlosch gleich wieder, aber Linden zuckte trotzdem zusammen. Gott, Joan trieb sich selbst zum Wahnsinn …
    Sie wusste, dass Covenant kam.
    In Linden braute sich ein Sturm zusammen. »Verdammt noch mal!«, rief sie aus. »Wir müssen ihn aufhalten.« Ihn gehen zu lassen, war ein weiterer schlimmer Fehler gewesen. »Wir müssen ihn einholen und aufhalten!«
    Die Eisenhand starrte sie an. »Obwohl wir noch jämmerlich schwach sind und die Ranyhyn nur im Schritt gehen wollen? Wie soll uns das gelingen? Und hat der Zeitenherr uns nicht verboten, ihm zu folgen?«
    »Er hat gesagt, das sei zu gefährlich«, stellte Linden richtig. Eine Ausrede, um sie verlassen zu können. »Aber er sieht die Sache verkehrt. Das ist zu gefährlich für ihn. Er baut darauf, dass Joan an ihrem Bedürfnis, ihn zu verletzen, zerbrechen wird, bevor sie ihm ernstlich schaden kann.« Was hätte er sonst tun sollen? Loriks Krill schützte ihn nicht vor wilder Magie. »Aber er setzt nicht nur sein eigenes Leben aufs Spiel. Er riskiert alles!« Sie merkte nicht, wie laut ihre Stimme geworden war. »Und das tut er ohne mich! Ich bin die Einzige, die ihn beschützen kann, und er hat sich eiligst von mir abgesetzt!«
    »Wahnsinn«, bestätigte Kaltgischt gelassen. Falls Lindens Ausbruch sie beunruhigte, ließ sie sich nichts anmerken. »Reine, unverfälschte Torheit.« Es klang wie ein heimliches Lachen. »Wäre ich nicht selbst geistesgestört, was auf die traurige Tatsache zurückzuführen ist, dass ich eine Riesin bin, könnte ich behaupten, sein Verhalten sei fast so verrückt wie unseres. Er weiß

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