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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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zunehmenden Luftturbulenzen ausgesetzt war, nahmen ihre Nerven die Annäherung Staves wahr. Er brachte einen Wasserschlauch und eine Handvoll Schatzbeeren mit. Auf einer Schulter trug er die Bettrolle.
    Linden fand sich seufzend damit ab, seine Anwesenheit zu ertragen - zumindest eine Zeit lang.
    Zum Glück sagte Stave nichts. Stattdessen gab er ihr den Wasserschlauch und ließ die Bettrolle in ihrer Nähe fallen. Danach stand er bewegungslos neben ihr und hielt die Aliantha in der hohlen Hand, damit Linden sich nach Belieben einzelne Beeren nehmen konnte.
    Er hatte seinen Sohn verloren, damit ihrer gerettet werden konnte. Vermutlich verstand er mehr von ihren Emotionen, als sie sich eingestehen mochte.
    Um seinetwillen gab sie sich Mühe, etwas zu trinken und langsam einige Beeren zu essen - ihm Dankbarkeit zu bezeugen, indem sie die Vitalität der Aliantha genoss. Aber seine Anwesenheit erwies sich als zu stressreich. Schon nach kurzer Zeit trank Linden mit gierigen Schlucken aus dem Wasserschlauch. Im nächsten Augenblick sammelte sie die restlichen Beeren in ihrer Hand, damit er keinen Grund hatte, noch länger zu bleiben.
    Doch er ging nicht. Er war Stave, der ihr Treue geschworen und dafür einen extrem hohen Preis gezahlt hatte.
    Wenig später bat sie ihn, er solle gehen. »Lass mich das allein tun. Bitte.« Ihre Stimme war kaum mehr als ein Krächzen. »Ich weiß nicht weiter. Zu viele von uns sind gestorben, und ich habe zu viele umgebracht. Ich bin wie Jeremiah. Ich muss selbst einen Ausweg finden.«
    Sie hoffte sehr, dass er nicht sprechen würde. Das tat er zunächst auch nicht. Dann riet er ihr streng: »Höre auf die Ranyhyn, Auserwählte. Sie sind vielfältig begabt. Vielleicht können sie bevorstehende Zeitverwerfungen spüren oder Zäsuren im Augenblick ihrer Entstehung wittern. Dann könnten sie dich warnen.«
    Danach ging Stave. Linden verfolgte ihn mit ihrem Gesundheitssinn, bis sie sicher wusste, dass er zu Mahrtiir und den Riesinnen zurückgekehrt war. Dann beendete sie ihr einfaches Mahl, trank noch etwas Wasser und wandte sich anderen Dingen zu.
    Sie brauchte eine Antwort auf Verzweiflung, die nicht ihren eigenen Tod voraussetzte, und wusste noch immer nicht, wie sie Jeremiah helfen konnte.
    Linden tastete den Boden um sich herum nach einem Stein ab, den sie benutzen konnte: einen scharfkantigen oder spitzen Feuerstein.
    Am Himmel über ihr funkelten einsame Sterne in wundervollem Überfluss. Covenant war unterwegs, um Joan ohne sie gegenüberzutreten. Linden konnte nicht einmal erraten, was die Ranyhyn von ihr - oder für sie - wollten. Die Schlange des Weltendes war unterwegs, um das Land zu verwüsten. Falls die Sterne irgendwie empfindungsfähig waren, war ihre Trauer zu groß und komplex, um für Menschen begreifbar zu sein.
    Zuletzt ertasteten Lindens Finger einen geeigneten Stein. Er schien scharfkantig genug zu sein. Und er hatte eine gute Spitze.
    Sie krempelte den linken Ärmel hoch und begutachtete ihre blasse Haut. Aber ihr Vater hatte Selbstmord verübt, indem er sich die Pulsadern aufgeschnitten hatte. Auch nach all diesen Jahren wollte sie nichts von diesem Vermächtnis wissen. Sie zerrte am Stoff ihrer Jeans, bis sie ein Bein bis übers Knie hochgezogen hatte.
    Eine Antwort auf das Dunkel. Ein Mittel, ihre Verzweiflung einzudämmen, bevor sie ganz darin versank.
    Nach vorn zusammengekrümmt fasste Linden den Stein fester und fing an, kleine Schnitte in die empfindliche Haut über Schienbein und Wade zu machen.
    Das tat weh. Natürlich tat es das. Aber der Schmerz würde ihr auch helfen. Als Ärztin am Berenford Memorial Hospital hatte sie öfters Patienten behandelt, die sich selbst verstümmelten, indem sie sich Schnittwunden zufügten. Schneiden war ein häufiges Symptom, weil es so effektiv war. Freiwillig zugefügte körperliche Schmerzen unterdrückten emotionales Leid, gegen das diese Kranken hilflos waren. Patienten, die sich schnitten, fügten sich Verletzungen zu, damit die Schmerzen sie beruhigten. Das mobilisierte ihre letzten verblieben Kräfte. Manchen brachte das eine exquisite Erleichterung, die sie jubeln ließ.
    Vielleicht klappte das auch bei ihr.
    Indem sie eine Kante und die Steinspitze gebrauchte, die wie Zähne einer Säge schnitten, versuchte sie, das zufällige Muster der Grasflecken auf ihren Jeans aus dem Gedächtnis in die Haut von Schienbein und Wade zu schneiden.
    Vielleicht hätte sie damit Erfolg gehabt. Sie hätte den schmerzhaften Frieden

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