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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Bewusstseins brannte weiter Covenants Farmhaus; sie hatte also selbst Gründe, sich zu schämen. Aber Mahrtiirs Vermutungen warfen die Frage auf, die sie vorhin nicht gestellt hatte.
    Die Ranyhyn hatten den Weg bestimmt, den die Gesellschaft genommen hatte. Warum hatten sie sich für diese Annäherung an die Sarangrave-Senke entschieden? Sie hätten doch bestimmt eine andere Route durch die Barrikade aus Hügeln finden können? Welchen Zweck hatte es gehabt, die Gesellschaft - vor allem Linden und den Stab des Gesetzes - den Feroce und der Gier des Lauerers auszusetzen?
    Während sie eine Möglichkeit suchte, ihre Frage so zu stellen, dass sie nicht wie eine Anschuldigung klang, veränderte sich die Art des Mähnenhüters erneut. Als erwartete er eine Zurechtweisung, die er nicht einzustecken gedachte, sagte er schroff: »Ich habe geantwortet, so gut ich konnte. Nun will auch ich eine Antwort, Ring-Than. Dass die Feroce dir ein Geas aufgezwungen haben, ist offensichtlich. Trotzdem war ihre Macht nie mit der des Stabes vergleichbar. All deine Gefährten wollten eingreifen, um dich zu retten, aber das hast du nicht zugelassen. Mit Feuer und offenkundiger Angst hast du uns abgewehrt, während du zu dem Lauerer gerannt bist.
    Ich bitte um einen Bericht über den Zwang, dem du erlegen bist.«
    Linden fuhr unwillkürlich zusammen. Sie wusste, dass sie ihren Freunden eine Erklärung schuldig war. Aber ihre Verwundbarkeit hatte nicht erst damit begonnen, dass sie sich selbst Schnitte beigebracht hatte. Sie war auch keine Folge ihrer Begegnung mit Ihr, die nicht genannt werden darf, oder von Rogers und des Croyels Verrat unter dem Melenkurion Himmelswehr. Letztlich reichten ihre Wurzeln an Sara Clint und den rauchenden Trümmern von Covenants Haus vorbei bis zu Lindens vergeblicher Liebe zu ihrem Sohn, ihrem gescheiterten Versuch, den Mord an Covenant zu verhindern, und von dort bis zu der misslichen Lage, die Tochter von Eltern zu sein, denen sie nie verziehen hatte. Sie sträubte sich dagegen, die wahren Gründe ihrer Verzweiflung zu schildern.
    Trotzdem konnte sie Mahrtiir die erbetene Antwort nicht verweigern. Sein Bedürfnis und der Schmerz in den Augen der Riesinnen ließen ihr keine andere Wahl.
    Linden musste einen Kloß im Hals hinunterschlucken und sagte unsicher: »Die Feroce … Was immer sie sind. Sie besitzen eine Art Macht, die ich noch nie gespürt habe. Eine Art Glammer.« Selbst mit ihrem Gesundheitssinn war sie nie gegen die Theurgie angekommen, mit der Roger sich tarnen oder verändern konnte. »Alles hat sich in meinem Kopf abgespielt. Sie haben …« Linden schluckte nochmals. »… meinen ganzen Kopf übernommen.
    Das war keine Besessenheit. Sie haben mich nicht gezwungen, ihre Gedanken zu denken. Sie haben nicht gesteuert, was ich gefühlt habe. Stattdessen haben sie mein schon existierendes Ich gegen mich selbst eingesetzt. Sie haben meine Erinnerungen verwendet, um mich glauben zu lassen …«
    Hier hätte sie am liebsten aufgehört. Doch Mahrtiirs Haltung forderte mehr. Die erwartungsvolle Aufmerksamkeit der Riesinnen war eine stumme Bitte.
    Wann würde sie anfangen, ihnen zu vertrauen?
    Innerlich seufzend erzählte sie ihnen, so viel sie ertragen konnte, was der Glammer in ihr ausgelöst hatte.
    Roger und Jeremiah. Covenants Farmhaus. Sara Clint. Der Brand. Ihr Kampf gegen die Flammen. Sie, die nicht genannt werden darf. Immer neue Schmerzen, neues Entsetzen. Verzweifelte Flucht.
    Raureif Kaltgischt machte große Augen, während Linden weitererzählte. Frostherz Graubrand murmelte halblaut Riesen-Flüche. Aber Linden gestattete sich keine Pause.
    Sie war hier unter Freunden …
    Sie ließ möglichst viele Details aus, weil sie nicht alles noch einmal durchmachen wollte. Aber sie interpretierte die Wirkung der ihr aufgezwungenen Halluzinationen, wie sie sie sich selbst erklärt hatte.
    »Als ich mir eingebildet habe, die Flammen auszuschlagen, muss ich mich gegen euch gewehrt haben. Euch auf Distanz gehalten haben, während ich zu entkommen versuchte. Aber als ich meinen Stab weggeschleudert habe, haben die Feroce den Glammer eingestellt. An mir waren sie nicht interessiert.« Ein machtvoller Stab. Unser Hoch-Gott hungert nach ihm. »Ich hatte plötzlich nicht mehr das Gefühl, eingesperrt zu sein. Das in Flammen stehende Haus ist schlagartig verschwunden, und ich war wieder hier.«
    Linden senkte schweigend den Kopf. Was hätte sie noch sagen können?
    Mähnenhüter Mahrtiir betrachtete sie einige

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