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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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gelesen und ihr einziges Abwehrmittel weggeworfen hatte.
    Jemandem vertrauen …
    »Was Kevin betrifft, möchte ich etwas verstehen«, erklärte sie Stave unbeholfen, »aber ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll.« In Graubrands Nähe fühlte sie sich unbehaglich. Ihrer Freundschaft mit der Schwertmain fehlte die erworbene Gewissheit ihres Bundes mit Stave. Trotzdem zwang Linden sich dazu, weiterzusprechen, als wäre sie mit Stave allein. »Seit dem Ritual der Schändung trägt er den Beinamen Landschmeißer. Dann wäre ich die Erdschmeißerin, glaube ich. Im Vergleich dazu, dass ich die Schlange geweckt habe, wirkt sein Vergehen fast unbedeutend. Ich möchte wissen, was er und ich gemeinsam haben.«
    Sie brauchte einen Grund, um glauben zu können, sie habe Lord Foul nicht schon den ersehnten Sieg beschert.
    »Ich erkenne den Unterschied zu dem, was Kelenbhrabanal getan hat. Er hat nur sich selbst geopfert. Und das hat er getan, weil er glaubte, dadurch die Ranyhyn retten zu können. Er hat keine Entweihung beabsichtigt. Aber was ich über Kevin gehört habe, kommt meiner eigenen Gefühlslage ziemlich nahe.
    Wie ich mich jetzt fühle, meine ich. In Andelain war mir nicht so zumute. Natürlich war ich zu zornig, um mir Gedanken über die Konsequenzen zu machen. Aber ich hatte auch Hoffnung.« Und Bedürfnisse. »Ich wollte, dass Covenant lebt, weil ich ihn liebe. Aber ich war auch der Überzeugung, nur er könne das Land retten. Ich dachte, wenn ich ihn zurückbrächte, könnte ich mich darauf konzentrieren, Jeremiah zu retten. Um alles andere würde er sich kümmern.«
    Covenant hätte ihr Mittel gegen Verzweiflung sein sollen. Darauf hatte sie vertraut. Sie hätte sich niemals vorstellen können, dass er sie zurücklassen würde …
    »Deshalb«, schloss sie seufzend, »möchte ich wissen, was Kevin und ich gemeinsam haben.« Sie spürte Graubrands forschenden Blick von der Seite her auf sich, versuchte aber, ihn zu ignorieren. »Er hat so ziemlich alles zerstört. Ich habe mir eingebildet, alles zu retten.«
    Zum Glück mischte Graubrand sich nicht ein. Wenn sie Fragen hatte, war sie zu rücksichtsvoll, um sie jetzt zu stellen.
    Die Ranyhyn nahmen die Hügel in Angriff, als wären sie gegen Allerweltszweifel immun. Linden, die ihre Umgebung nur geistesabwesend betrachtete, hatte das Gefühl, die Geröllfelder könnten jederzeit ins Rutschen kommen. Sandsteinpfeiler flüsterten ihren Nerven zu, sie seien brüchig, viel zu schwer, um ihr eigenes Gewicht tragen zu können. Und über den Pfeilern ragten Felsklippen ohne Lücken oder Scharten auf. Trotzdem begannen Narunal und Khelen einen schrägen Aufstieg, als wären sie sich ihres Weges sicher. Und Hyn und Hynyn folgten ihnen von steinweisen Riesinnen umgeben, ohne im Geringsten zu zögern.
    Irgendwie hielten die Geröllfelder unter dem Gewicht der Pferde und der Schwertmainnir stand.
    Stave schien die potenziellen Gefahren ihres Aufstiegs nicht zu beachten. Er schwieg lange, durchsuchte vielleicht die uralten Erinnerungen der Bluthüter. Dann antwortete er: »Wenn, Auserwählte.«
    Graubrand nickte, als wäre ihr klar, was er meinte. Aber Linden starrte ihn an. »Das verstehe ich nicht.«
    Wie ein Mann, der ein Rätsel gelöst hat, erklärte Stave ihr: »Das hast du mit Hoch-Lord Kevin Landschmeißer gemeinsam, dem seine Vorfahren jetzt verziehen haben. Wenn.
    Zu Verhandlungen mit oder wegen der Dämondim einbestellt, wenn er nicht seine Freunde und Mit-Lords an seiner Stelle hingeschickt hätte. Sorgenvoll um deinen Sohn trauernd, wenn du Aneles Wunsch nach dem Sonnenstein nachgegeben hättest. Du glaubst, du hättest anders handeln können - und hältst dich für schuldig, weil du es nicht getan hast. So öffnest du dein Herz der Verzweiflung, wie es einst Hoch-Lord Kevin getan hat.«
    Frostherz Graubrand nickte erneut, ohne ein Wort zu sagen.
    »Auserwählte«, fuhr Stave fort, »du hast den Meistern zu Recht Arroganz vorgeworfen. Sie haben sich als klug und vorausschauend genug eingeschätzt, um bestimmen zu können, welchen Gebrauch die Bevölkerung des Landes von ihrem Wissen machen darf. Auf seine Art war Kevin Landschmeißer ebenso arrogant. Bei seinem zerstörerischen Wenn hat er nicht berücksichtigt, dass seine Freunde und Mit-Lords ihren eigenen Pfad wählen würden. Er hat keinen von ihnen angewiesen, seinen Platz einzunehmen. Tatsächlich haben viele Mitglieder des Großrats seine Klugheit gelobt, als er darauf verzichtet hat, sein eigenes

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